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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 63.1952

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Siegel- und Wappenstudien
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Renkhoff, Otto: Die Siegel und Wappen der kurtrierischen Orte in Nassau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62672#0320
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Siegel- und Wappenstudien

Im 15. Jahrhundert ist das Siegel von Kreuch, d. h. des Hubengerichts der
Vogtei, entstanden; ein zweiter Stempel ist bereits durch einen Abdruck von 1498
bezeugt. Die Darstellung Marias ist künstlerisch hochwertig und innig empfunden.
Der Ort, der 1564 an Trier kam, ist später in Limburg aufgegangen. — Die Siegel
von Dahlheim und Prath entstammen dem 17. Jahrhundert; das des Pfarrorts
Dahlheim ist, nach seinem Schnitt zu urteilen älter als das 1685 entstandene
des Filialorts Prath. Es stellt den Hauptpatron der Kirche St. Nikolaus dar. Das
Prather zeigt St. Goar als Kirchenpatron mit Kirche und Kelch, wie ihn auch
Gemälde des ausgehenden 15. Jahrhunderts in der evgl. Kirche zu St. Goar und
der Liebfrauenkirche zu Oberwesel zur Darstellung bringen 59). Prath hatte, ehe
es im 14. Jahrhundert an Trier kam, zur Grundherrschaft des Klosters St. Goar
gehört. ■— Das Gericht Arzbach, seit alters das Gericht Augst oder in der Augst
genannt, schafft sich 1726 ein Siegel mit den Kirchenpatronen Peter und Paul.
Für diese Gemeinden, die ja ein Wappen noch nicht besitzen, bietet sich das
Attribut ihres Heiligen als geeignetes Sinnbild an: in Arzbach etwa das Schwert
belegt mit gekreuzten Schlüsseln, in Dahlheim vielleicht zwei mit der Muschel
belegte Pilgerstäbe und in Prath der Kelch.

Breitenau
I. Gerichtssiegel des 16. Jh. Dm 28 mm. Im Siegelfeld der gevierte Schild der Grafen
v. Isenburg (je 2 Balken) belegt durch Schrägbalken, im Schildhaupt und -fuß 3 Kugeln.
Umschr.: S : DES: GERICHTS : ZV: BREIDENAW:
Abdr.: 1565
II. Gerichtssiegel von etwa 1700. Dm 32 mm. Im Siegelfeld der mißverstandene Schild
von I, ohne die beiden Kugeln im Schildhaupt, Balken (hier eher Faden) schräglinks.
Umschr.: * GERICHT • SCHEFEN- S• ZV • BREDENAVT
Abdrr.: 1723—1782; Stempel erhalten. " '4
III. Gerichtssiegel des 18. Jh. Dm 33 mm. Wie II.
Umschr.: * GERICHT SCHEFEN-S- ZV BREDENAVT
;Stempel erhalten.
IV. Die Gemeindesiegel seit 1816. Schriftsiegel. _ ne i
Pfarrsiegel des 18./19. Jh. Oval 30x 27 mm. Im Siegelfeld der hl. Georg zu er mi ,
den Drachen tötend, darüber 3 Sterne.
Umschr. (unten rechts beginnend): * SIG • PAROCH • IN BREIDENAU
Breitenau war als Trierer Lehen im Besitz der Grafen v. Isenburg. Das
Siegel 60) vereinigt den Wappenschild der Isenburger mit einem Schrägbalken und
drei Kugeln, die, wohl ornamentalen Charakters, kaum als Ortszeichen aufzu-
fassen sind. Der Siegelschneider um 1700 hat Vierung, Schrägteilung und Kugeln
nicht zu deuten vermocht (s. Tf. I 4), und unverstanden ist das Bild auch ins letzte
Siegel übernommen worden.
Zum Gerichtsbezirk hat lange das Kirchspiel Nauort gehört. Als für dieses ein
besonderes Gericht geschaffen wurde, behielt es das Siegel von Breitenau bei, bis
es 1816 ebenfalls ein Schriftsiegel annahm.
Kestert
Ein Gemerke, ein Eigentumszeichen, stellt ohne Zweifel das Bild des Siegels
von Kestert dar:
Gemeindesiegel des 18. Jh. Dm 27 mm. Im Siegelfeld ein Wiederkreuz.
Umschr. (rechts unten beginnend): GEMEINDE KESTERT
Stempel erhalten.
Die Gemeindesiegel seit 1816 sind Schriftsiegel.

5°) J. Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der dt. Kunst, 1943 S. 299.
6°) Die Kenntnis von Siegel I (StA. Koblenz) hat mir Dr. H. Gensicke freundlicherweise vermittelt.
 
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