Die Malerei am Dillenburger Grafenhofe
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tritt wieder einmal ein Frankfurter Maler, wenn auch nur bei einer Gelegenheits-
arbeit und daher wohl ungenannt, in Erscheinung; als Ende März 1592 eine Abteilung
von etwa 1000 Mann des von Graf Johann VI. zum Zwecke der Landesverteidigung ins
Leben gerufenen dillenburgischen Ausschusses unter Führung von dessen Sohn Johann
d. Mittl. einen „Feldzug“ in kurpfälzisches Gebiet unternahm, um dem Kurfürsten die
Schlagfertigkeit dieser Truppe vorzuführen, wurde eine weiße Fahne beschafft, auf
die der Maler in Frankfurt ein Wappen, vermutlich das nassau-dillenburgische, für
5 Gulden aufmalte105a). Interessant ist auch die Nachricht, daß 5 Jahre vorher, als 1587
eine Generalmusterung des Ausschusses in Dillenburg abgehalten wurde, ein Herbor-
ner Student dieses militärische Schauspiel malte, wofür er von Graf Johann 2 Gulden
erhielt (Gessert III, 12). In demselben Jahre wird sogar eine Zahlung an einen armen
„närrischen“ Mann, den Maler Dietrich von Köln, vermerkt, der vorgab, dem Grafen
Johann vor Jahren zwischen Brüssel und Löwen in einem Wirtshaus 1 Taler geliehen
zu haben (ebd. III, 13).
Die günstigen Zeiten von früher, in denen begabte junge Künstler, oft an
mehreren der verwandten Höfe zugleich tätig, zu höheren, ihr Kunstvermögen
immer steigernderen Leistungen herangezogen wurden, waren für den Dillen-
burger Hof vorbei. Gleichwohl ist die Zahl der in ihrer Leistung ein Mittelmaß
kaum überschreitenden Künstler, unter denen wir erfreulicherweise auch wieder
einige Porträtisten antreffen, nicht gerade gering, die in den letzten anderthalb
Jahrzehnten der Lebenszeit des großen Regenten und Landesvaters, Graf
Johanns d. Ä., für das gräfliche Haus tätig waren. Wir lassen sie nach der Zeit
ihres Wirkens hier folgen:
1595 März 28 (KaR 1594 f. 104b): „dem Mahler Joachim Leupold von Gotha von den
alhie gefertigten Contrafeyten bezalt 1t. Quittung 11 Rtlr., thun 14 fl. 28 alb.“.
1595 (KaR f. 117b): „dem Maler — vermut!, derselbe wie vorher —, welcher m. gn.
Hern zwei mahl ins klein (also in Miniatur) geschillert, 1t. Zettels von jeder schillereien
4 reichsthaler: 10 fl. 26 alb.“.
1597 (Gessert III, 13) malte Leupold des Grafen 15jährige Tochter Amalie für deren
Bruder Johann d. Mittl. gegen einen Lohn von 4 Taler.
1598 (ebd. III, 14) porträtierte er den Grafen Johann d. Ä. zweimal; das eine Bild war
für „Eberhard in Niederland“, das andere für „Rudolf Rauh“ (vermutl. Rau von Holz-
hausen, ein altes hess. u. nass. Vasallengeschl.) bestimmt. Ferner ließ er sich und seine
beiden ersten Gemahlinnen Elisabeth von Leuchtenberg und Kunigunde von der Pfalz
für seine Tochter Amalie malen. Jedes der 5 in den Jahren 1597 u. 98 vermutlich auf der
Dillenburg gemalten Bilder kostete 21f> Taler. Ob Joachim Leupold mit dem oben er-
wähnten Marburger Hofmaler Hieronymus Leyppolt in verwandtschaftlichen Bezie-
hungen stand, war nicht festzustellen. Da Gotha, von wo Gessert keine Auskunft über
ihn erhalten konnte, sein hier angegebener Heimatort, nicht weit von Arnstadt entfernt
ist, liegt die Annahme nahe, daß dieser thüringische Maler von der oben genannten
Gemahlin des Grafen Günther von Arnstadt-Schwarzburg, der Schwester Graf Johanns
d. A., die als Witwe (f 1624) noch lange in den engsten Beziehungen zu ihren dillenbur-
gischen Verwandten stand, ihrem Bruder vermittelt worden ist.
1595 (KaR f. 71a): „dem Mahler zu Frankfurt Gabriel Kirsenstein für drei Bett-
laden, so m. gn. Frau daselbst machen lassen (und ihm) verdingt worden zu mahlen vor
11 fl., vorauf ich (der Kammerschreiber Ph. Sengel) ihm 1t. Zettel (auf der Messe) hatte
geben lassen 5 fl.“.
1596 (ebd. f. 116): „Gabriel Kirschenstein, Malern zu Frankfurt, sind in der Herbstmeß
anno 95 drei Betthladen verdingt worden zu mahlen für 11 fl., darauff er damals emfan-
gen 5 fl., die auch anno 95 verrechnet seindt; das vbrige hab ich ihme in Fastmeß anno
96 bezalt laut Zettels, nemlich 6 fl.“.
Der Maler Gabriel Kirschenstein (Kirsenstein, Kirstein) stammt von Fulda, war später
in Frankfurt tätig, wo er am 17. Juni 1587 eine Bürgerstochter heiratete und bis 1594
urkundlich erwähnt wird. Er ist auch hier meist nur mit Arbeiten handwerklicher Art
im Auftrag des Rates 1590 und 92 beschäftigt (Allg. Lex. d. bild. Künstler, 20, 1927
S. 381).
1599 Sept. 17 (KaR f. 135 a): „Dem Mohler von Wetzflar Fr anciscus genannt, welcher
m. g. Hern Wapen fünff mahl auf Duch vnd dan vor den Wirtt zu Wetzflar zur Krähen
iosa) KaR 1592 f. 97; Gessert III, 13; K. Wolf, Aufbau eines Volksheeres (1937) S. 18.
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tritt wieder einmal ein Frankfurter Maler, wenn auch nur bei einer Gelegenheits-
arbeit und daher wohl ungenannt, in Erscheinung; als Ende März 1592 eine Abteilung
von etwa 1000 Mann des von Graf Johann VI. zum Zwecke der Landesverteidigung ins
Leben gerufenen dillenburgischen Ausschusses unter Führung von dessen Sohn Johann
d. Mittl. einen „Feldzug“ in kurpfälzisches Gebiet unternahm, um dem Kurfürsten die
Schlagfertigkeit dieser Truppe vorzuführen, wurde eine weiße Fahne beschafft, auf
die der Maler in Frankfurt ein Wappen, vermutlich das nassau-dillenburgische, für
5 Gulden aufmalte105a). Interessant ist auch die Nachricht, daß 5 Jahre vorher, als 1587
eine Generalmusterung des Ausschusses in Dillenburg abgehalten wurde, ein Herbor-
ner Student dieses militärische Schauspiel malte, wofür er von Graf Johann 2 Gulden
erhielt (Gessert III, 12). In demselben Jahre wird sogar eine Zahlung an einen armen
„närrischen“ Mann, den Maler Dietrich von Köln, vermerkt, der vorgab, dem Grafen
Johann vor Jahren zwischen Brüssel und Löwen in einem Wirtshaus 1 Taler geliehen
zu haben (ebd. III, 13).
Die günstigen Zeiten von früher, in denen begabte junge Künstler, oft an
mehreren der verwandten Höfe zugleich tätig, zu höheren, ihr Kunstvermögen
immer steigernderen Leistungen herangezogen wurden, waren für den Dillen-
burger Hof vorbei. Gleichwohl ist die Zahl der in ihrer Leistung ein Mittelmaß
kaum überschreitenden Künstler, unter denen wir erfreulicherweise auch wieder
einige Porträtisten antreffen, nicht gerade gering, die in den letzten anderthalb
Jahrzehnten der Lebenszeit des großen Regenten und Landesvaters, Graf
Johanns d. Ä., für das gräfliche Haus tätig waren. Wir lassen sie nach der Zeit
ihres Wirkens hier folgen:
1595 März 28 (KaR 1594 f. 104b): „dem Mahler Joachim Leupold von Gotha von den
alhie gefertigten Contrafeyten bezalt 1t. Quittung 11 Rtlr., thun 14 fl. 28 alb.“.
1595 (KaR f. 117b): „dem Maler — vermut!, derselbe wie vorher —, welcher m. gn.
Hern zwei mahl ins klein (also in Miniatur) geschillert, 1t. Zettels von jeder schillereien
4 reichsthaler: 10 fl. 26 alb.“.
1597 (Gessert III, 13) malte Leupold des Grafen 15jährige Tochter Amalie für deren
Bruder Johann d. Mittl. gegen einen Lohn von 4 Taler.
1598 (ebd. III, 14) porträtierte er den Grafen Johann d. Ä. zweimal; das eine Bild war
für „Eberhard in Niederland“, das andere für „Rudolf Rauh“ (vermutl. Rau von Holz-
hausen, ein altes hess. u. nass. Vasallengeschl.) bestimmt. Ferner ließ er sich und seine
beiden ersten Gemahlinnen Elisabeth von Leuchtenberg und Kunigunde von der Pfalz
für seine Tochter Amalie malen. Jedes der 5 in den Jahren 1597 u. 98 vermutlich auf der
Dillenburg gemalten Bilder kostete 21f> Taler. Ob Joachim Leupold mit dem oben er-
wähnten Marburger Hofmaler Hieronymus Leyppolt in verwandtschaftlichen Bezie-
hungen stand, war nicht festzustellen. Da Gotha, von wo Gessert keine Auskunft über
ihn erhalten konnte, sein hier angegebener Heimatort, nicht weit von Arnstadt entfernt
ist, liegt die Annahme nahe, daß dieser thüringische Maler von der oben genannten
Gemahlin des Grafen Günther von Arnstadt-Schwarzburg, der Schwester Graf Johanns
d. A., die als Witwe (f 1624) noch lange in den engsten Beziehungen zu ihren dillenbur-
gischen Verwandten stand, ihrem Bruder vermittelt worden ist.
1595 (KaR f. 71a): „dem Mahler zu Frankfurt Gabriel Kirsenstein für drei Bett-
laden, so m. gn. Frau daselbst machen lassen (und ihm) verdingt worden zu mahlen vor
11 fl., vorauf ich (der Kammerschreiber Ph. Sengel) ihm 1t. Zettel (auf der Messe) hatte
geben lassen 5 fl.“.
1596 (ebd. f. 116): „Gabriel Kirschenstein, Malern zu Frankfurt, sind in der Herbstmeß
anno 95 drei Betthladen verdingt worden zu mahlen für 11 fl., darauff er damals emfan-
gen 5 fl., die auch anno 95 verrechnet seindt; das vbrige hab ich ihme in Fastmeß anno
96 bezalt laut Zettels, nemlich 6 fl.“.
Der Maler Gabriel Kirschenstein (Kirsenstein, Kirstein) stammt von Fulda, war später
in Frankfurt tätig, wo er am 17. Juni 1587 eine Bürgerstochter heiratete und bis 1594
urkundlich erwähnt wird. Er ist auch hier meist nur mit Arbeiten handwerklicher Art
im Auftrag des Rates 1590 und 92 beschäftigt (Allg. Lex. d. bild. Künstler, 20, 1927
S. 381).
1599 Sept. 17 (KaR f. 135 a): „Dem Mohler von Wetzflar Fr anciscus genannt, welcher
m. g. Hern Wapen fünff mahl auf Duch vnd dan vor den Wirtt zu Wetzflar zur Krähen
iosa) KaR 1592 f. 97; Gessert III, 13; K. Wolf, Aufbau eines Volksheeres (1937) S. 18.