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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 69.1958

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Kleine Beiträge
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Gensicke, Hellmuth: Hersfelder Besitz in Mensfelden (nicht Münstermaifeld)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70490#0257

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H. Gensicke, Hersfelder Besitz in Mensfelden

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St. Maximin zu Trier mit Kirchsatz und Zehnten belehnt15). St. Maximin war somit hier
wirklich im Besitz der Kirche, wenn auch sein Rechtstitel, ein Diplom König Arnulfs
von 888, von Breßlau als Fälschung angesprochen worden ist16). Man hat eine zweite
von jenen drei Kapellen zwar in Rübenach vermutet17), doch findet sich dort davon
keine Spur, so daß hier mit Sicherheit nur Teile des Grundbesitzes zu suchen sind. — In
Güls war Hersfeld an der Kirche beteiligt, doch trat es 1126 seine Rechte dem Servati-
usstift zu Maastricht ab18), das schon 984 zu Güls begütert war19).
Den Besitz in „Meinesfelde“12) haben Landau20) und Weirich1) in Münstermai-
feld gesucht. Für die Entwicklung dieses Ortsnamens fallen die Urkunden Dagoberts
von 62421) und Pippins von 76022) als Fälschungen des 12. Jahrhunderts aus23). Karl
der Große bestätigt dem Erzstift Trier 772 den Besitz der Kirche St. Martin im Mai-
feld24). Die Belege für den Ortsnamen (905 „in pago Meginovelt. . . in ipso loco mona-
sterii s. Martini“25), 956 „in monasterio s. Martini in pago Maginense“26), 963 „s. Martini
monasterio“27), 964 ,,ad basilicam s. Martini. . . quae Ambitivum vocatur“28), 1103
,,s. Martini in Mainensi pago“29), 1229/30 monasterio in Meinenvelt“30), 1233 „mona-
sterium Meinevelt“31) lassen erkennen, daß der Name Münster hier einen älteren Namen
„Ambitivum“ erst im 10. Jahrhundert verdrängt hat und von gleichnamigen Orten
durch den zusätzlichen Hinweis auf die Lage im Maifeldgau unterschieden wird. Für
„Meinesfelde“ ist in dieser Belegreihe kein Platz. Eine Deutung dieses „Meinesfelde“
auf den Maifeldgau ist noch nicht versucht worden, da der Text hier ohne Zweifel einen
Ort, nicht einen Gau anspricht; zudem würde „Meinesfelde“ auch in der Belegreihe des
häufig genannten Gaues völlig isoliert stehen32).
Die Entfernung von etwa 15 km Luftlinie zwischen Andernach und Güls zeigt
bereits eine recht weite Streulage, dazu ist aus den späteren Besitzverhältnissen in
Andernach und Leutesdorf und zu Güls zu erkennen, daß offensichtlich nur Teile des
Königsgutes in jenen Orten an Hersfeld geschenkt wurden. Man wird in Anbetracht
dieser Streulage bei der Suche nach „Meinesfelde“ nicht am engen Raum des linksrhei-
nischen Maifeldes haften dürfen. Im weiteren Bereich der gleichen Trierer Diözese bietet
sich eine Deutung bei einem Ort an, der in Luftlinie etwa 30 km von Güls und etwa
45 km von Andernach entfernt ist. Diese Entfernung ist bei der oft weiten Streulage
mittelalterlichen grundherrlichen Besitzes unbedeutend. Es handelt sich dabei um
Mensfelden. Von den älteren Belegen für den Ortsnamen seien hier nur 120233)
Menivelt, 120234) Menisvelt, 120435) Meinesvelt, 120836) Mensvelden, 12 6 737) Mensfelden
genannt. Zu diesem vom Personennamen Megin gebildeten Ortsnamen Mensfelden38)
darf ohne sprachliche Bedenken die Mitte des 12. Jahrhunderts überlieferte Form
„Meinesfelde“12) jener bald nach 775 erfolgten, im „Breviarium s. Lulli“ verzeichneten
Schenkung gestellt wrerden. Der Besitz von Hersfeld in Mensfelden ist sonst nicht mit
Sicherheit nachzuweisen. Diese Feststellung spricht jedoch keineswegs gegen unsere
Deutung. Er teilt damit das Schicksal des größten Teiles ähnlich frühen Besitzes, etwa
der Abteien Lorsch und Fulda, von dem sich nur gelegentlich sichere Spuren fassen
15) A. Goerz, Mittelrhein. Regesten, IV (1886) Nr. 485; s. auch Anm. 17.
16) H. Beyer, Mittelrhein. Urkundenbuch, I (1860) S. 131; J. F. Böhmer, E. Mühlbacher, Reg.
Imp. I (1908) S. 730 Nr. 1775; H. Breßlau in: Westdeutsche Ztschr. 5 Jg. (1886) S. 41.
17) H. E. Kubach, F. Michel, H. Schnitzler, Die Kunstdenkmäler des Landkreises Koblenz
(1944) S. 293.
18) Mon. Germ. DD Lothar III. Nr. 9.
19) Goerz I (1876) Nr. 1087; Kubach, Michel, Schnitzler S. 134.
20) Landau S. 186; Goerz I Nr. 242 ohne Deutung.
21) „basilicam s. Martini in pago Magninse“ (Beyer I S. 4 Nr. 5).
22) „aecclesiam s. Martini in pago Ambitiuo“ (ebd. S. 15 Nr. 12).
23) W. Fabricius, Die Herrschaften des Mayengaues (1923) S. 103.
24) ,,s. Martini in pago Magninse“ (Mon. Germ. D Karol. I Nr. 66).
25) Beyer I S. 215 Nr. 151. — 26) Ebd. I S. 261 Nr. 120. — 27) Ebd. I S. 272 Nr. 213.
28) Ebd. I S. 275 Nr. 217. — 29) Ebd. I S. 467 Nr. 40 8. — 30) Ebd. III S. 293 Nr. 365.
31) Ebd. III S. 377 Nr. 483.
32) Aus der Fülle der Belege hier nur 772 „in pago Magninse“ (Mon. Germ. D Karol. I Nr. 66);
966 „in pago Meinefelt“ (Mon. Germ. DD O I. Nr. 331); 998 „Meinefeld (MG DD O III Nr. 298).
Viele Belege bei Beyer, auch Beyer II S. XXVII, von denen allerdings der älteste von 634 als
Fälschung (s. Anm. 23) entfällt.
33) Beyer II S. 237 Nr. 200 nach Abschr. 16. Jhd.
34) Ebd. II S. 238 Nr. 201 nach Abschr. 16. Jhd.
35) Beyer II S. 258 Nr. 218 nach Ausfertigung. — 36) Ebd. II S. 272 Nr. 234.
37) Goerz III Nr. 2282. — 38) A. Bach, Die Siedlungsnamen des Taunusgebiets (1927) S. 118.
 
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