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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 70.1959

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Nekrolog
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https://doi.org/10.11588/diglit.70489#0336

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Nekrolog

Wilhelm Breidenstein
Rektor a. D., 1871—1958
Wir empfinden es als glücklichen Lebensumstand, wenn es einem herzlich an seiner Heimat
hängenden Menschen vergönnt ist, zeit seines Lebens in ihr tätig zu sein. Diese Gunst des Schick-
sals war Wilhelm Breidenstein beschieden.
Geboren am 8. Okt. 1871 in Niederscheld im Dillkreis besuchte er die Volksschule seines
Geburtsortes und wurde in der Präparandenanstalt zu Herborn und im Lehrerseminar zu Dillen-
burg auf den Lehrerberuf vorbereitet. Offenbar früh für geschichtliche Dinge besonders interessiert
wurde er im Abgangsexamen 1891 im Fach der Geschichte von der mündlichen Prüfung befreit.
Doch kam er erst im späteren Leben dazu, sich ihr ganz zu widmen, da er in jüngeren Jahren sich
sehr stark politisch betätigte.
Als erste Lehrerstelle bezog er am 1. April 1894 die von Seitzenhahn, Kr. Untertaunus, und
legte am 16. April des gleichen Jahres die zweite Lehrerprüfung ab. Ihr folgte 1896 die Mittel-
schullehrerprüfung, so daß er am 1. Mai 1897 an die Mittelschule am Schulberg in Wiesbaden
übersiedeln konnte. Durch Ablegen einer weiteren Prüfung wurde er zum Unterricht in Deutsch,
Religion und Geschichte an Mittel- und Höheren Mädchenschulen berechtigt. 1901 folgte schließ-
lich die Rektorenprüfung. So bezog er 1909 die Rektorenstelle an der Mädchenschule in der
Lorcher Straße zu Wiesbaden, die er bis zum Erreichen seiner vierzig Dienstjahre innehatte.
Am 15. Dez. 1933 trat er in den Ruhestand.
Nun widmete er sich gänzlich Studien zur heimischen Geschichte. Das Staatsarchiv in Wies-
baden zählte ihn zu den häufigsten Gästen, auch arbeitete er in dem Luxemburger Archiv. Zahl-
reiche Aufsätze in Zeitschriften und Zeitungen vermittelten seine Ergebnisse der Allgemeinheit,
unendlich viel Material aus seinen zahllosen Archivfunden gab er selbstlos an andere, in deren
Arbeiten es namenlos genutzt wurde. An von ihm selbst behandelten Stoffen erinnern wir nur an
die Geschichte von Frauenstein, an das Lindauer Gericht, den Lindenthaler Hof, die Wiesbadener
Mühlen, die Gemarkungsgrenzen und Weinlagen im Rheingau, an Itzstein, Friedrich Lang und
Leichtweis.
Mit Freuden gedenken wir seiner oft humorgewürzten Führungen, bei denen im Wechselge-
spräch manch neue Erkenntnis gefördert wurde. Wir heben heraus die Fasanerie bei Wiesbaden,
Burg Glimmenthal bei Martinsthal, die Johanniskirche bei Niederwalluf, das Rheingauer Gebück,
die Salzquelle bei der „Alteburg“ bei Kiedrich, die Burgen an der Wisper.
Als Wilhelm Breidenstein am 22. Juli 1958 verschied, verlor der Verein in ihm ein hochver-
ehrtes Ehren- und Vorstandsmitglied, um das auch die Historische Kommission für Nassau
trauert, das Land einen seiner besten Heimatgeschichtler. Sein freundliches, hilfsbereites Wesen
aber sichert ihm menschlich ein bleibendes Gedächtnis. F. Kutsch

Albert Henche
Dr. phil. h. c., Oberstudiendirektor a. D. zu Bad Ems. 1886—1958
Ein seiner nassauischen Heimat in Treue ergebener Mann, ein alter Nassauer im besten Sinne
des Wortes, ist dahingeschieden, als Albert Henche am 17. September 1958 in Bad Ems die Augen
für immer schloß. Auch sein Geburtsort war Bad Ems; dort hat er seine letzte Tätigkeit als Lehrer
und Leiter des Goethe-Gymnasiums entfaltet und seit 1951 im Ruhestand gelebt. Es sind zwei
Kraftströme, die für sein Leben und seine Tätigkeit richtunggebend waren: seine starke Verbun-
denheit mit seiner Vaterstadt Bad Ems und mit seiner weiteren nassauischen Heimat sowie eine
Begabung, die ihm den Weg wies zum Beruf als Lehrer -—■ er stammte auch aus einer Lehrer-
familie —, doch ebensosehr zu wissenschaftlicher Forschung und Arbeit, vornehmlich auf ge-
schichtlichem Gebiet, wobei ihm seine Gewandtheit in Schrift und Rede zustattenkam. Diese
Eigenschaften führten ihn nach dem Ersten Weltkrieg vorübergehend auch zur Politik, und zwar
 
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