EIN VERSCHOLLENER SARKOPHAG
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Nicht so ohne weiteres deutlich ist vielleicht der Sinn, in
dem man die zweite Scene nnseres Sarkophags verstand : die
Heilung des Blinden. Und doch durfte es kaum zweifelhaft
sein, dass auch dieser Scene ein sepnlkraler Sinn eignet, wenn-
schon derselbe bisher nicht so wie bei anderen Scenen des
altchristlichen Bilderkreises erkannt und herausgestellt ist.
Man wird ja bei den Scenen des altchristlichen Bilderkreises
stets in erster Linie nach einem sepulkralen Sinne zu suchen
ha ben, und einige kurze Erwàgungen mògen klar legen, auf
welchem Wege ein sepulkrales Verstàndnis der Blindenhei-
lungen erreichbar ist,
Es ist das Schicksal des Blinden, dass er seinen Weg in
Dunkelheit wandelt. In der Geschichte von dem Zusammen-
treffen Pauli mit dem Zauberer Elymas auf Cypern wird das
an letzterem sich vollziehende Gericht, die Erblindung, be-
schrieben : «und von Stund an fiel auf ihn Dunkelheit und
Finsternis» (Act., 13, 11). 1 Dunkelheit aber ist nach durchgiin-
giger biblischer Lehre, bereits im Alteri Testament der cha-
rakteristische Zustand, in welchem sich die Toten befinden. -
Wenn der Psalmist das schauerlichste Duukel bezeichnen will,
so spricht er vom « Todesschattental » (Psalm. 23, 4) und
ausfuhrlicher schildert das Buch Hiob jenes « Land der Fin-
sternis und des tiefen Dunkels, Land der Umdusterung wie
Mitternacht, des tiefen Dunkels ordnungslos, so dass es auf-
glànzt wie Mitternacht» (e. 10, 21,22). Es kann hier nicht nàher
auf diese Sache eingegangen werden, es seien nur die wichtig-
sten noch in Betracht kommenden Stelleu aufgefiihrt : Ps. 143,
3: Klagelieder 3, 6; Matth. 4, 16; (Ies. 9, 1); Lue 1, 79;
Matth. 8, 1^2; luci. 6 u. 13; 2. Petri, % 4, 17.
Noch deutlicher wird die Sachlage, wenn man den gegen-
siil/lichen Zustand betrachtet : Licht und Leben sind in der
Schrift Korrelatbegriffe : Ps. 56, 14 (Licht der Lebendigen) ;
1 Vgl. hierzu ferner Ies., 29, 18. Matth., 6, 23. (Luk., 11, 34).
2 Dieselbe Vorstellung tìndet sich auch sonst in der Antike.
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Nicht so ohne weiteres deutlich ist vielleicht der Sinn, in
dem man die zweite Scene nnseres Sarkophags verstand : die
Heilung des Blinden. Und doch durfte es kaum zweifelhaft
sein, dass auch dieser Scene ein sepnlkraler Sinn eignet, wenn-
schon derselbe bisher nicht so wie bei anderen Scenen des
altchristlichen Bilderkreises erkannt und herausgestellt ist.
Man wird ja bei den Scenen des altchristlichen Bilderkreises
stets in erster Linie nach einem sepulkralen Sinne zu suchen
ha ben, und einige kurze Erwàgungen mògen klar legen, auf
welchem Wege ein sepulkrales Verstàndnis der Blindenhei-
lungen erreichbar ist,
Es ist das Schicksal des Blinden, dass er seinen Weg in
Dunkelheit wandelt. In der Geschichte von dem Zusammen-
treffen Pauli mit dem Zauberer Elymas auf Cypern wird das
an letzterem sich vollziehende Gericht, die Erblindung, be-
schrieben : «und von Stund an fiel auf ihn Dunkelheit und
Finsternis» (Act., 13, 11). 1 Dunkelheit aber ist nach durchgiin-
giger biblischer Lehre, bereits im Alteri Testament der cha-
rakteristische Zustand, in welchem sich die Toten befinden. -
Wenn der Psalmist das schauerlichste Duukel bezeichnen will,
so spricht er vom « Todesschattental » (Psalm. 23, 4) und
ausfuhrlicher schildert das Buch Hiob jenes « Land der Fin-
sternis und des tiefen Dunkels, Land der Umdusterung wie
Mitternacht, des tiefen Dunkels ordnungslos, so dass es auf-
glànzt wie Mitternacht» (e. 10, 21,22). Es kann hier nicht nàher
auf diese Sache eingegangen werden, es seien nur die wichtig-
sten noch in Betracht kommenden Stelleu aufgefiihrt : Ps. 143,
3: Klagelieder 3, 6; Matth. 4, 16; (Ies. 9, 1); Lue 1, 79;
Matth. 8, 1^2; luci. 6 u. 13; 2. Petri, % 4, 17.
Noch deutlicher wird die Sachlage, wenn man den gegen-
siil/lichen Zustand betrachtet : Licht und Leben sind in der
Schrift Korrelatbegriffe : Ps. 56, 14 (Licht der Lebendigen) ;
1 Vgl. hierzu ferner Ies., 29, 18. Matth., 6, 23. (Luk., 11, 34).
2 Dieselbe Vorstellung tìndet sich auch sonst in der Antike.