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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 4.1844

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[Hardmeyer; C.W.]: II. Dietrich Meier, seine Söhne und Enkel aus Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.28555#0023
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bestimmt wmde. Obwohl er diese Kunst erlcrnte und sie auch theils selbst übte, theils Zeichnungen für Glasmaler
verfertigte, so genügte ihm diese Beschästigung doch nicht, und er machte aus eigencm Antriebe Versuche im Oelmalen,
die auch insofern gelangen, als die von ihm gemalten Bildnisse ihrer Aehnlichkeit wegen Beifall fanden. Wenn
indessen nach wenigen noch vorhandenen Proben gcurthcilt werden darf, so scheint sein Kontur ziemlich hart
und sein Kolorit trocken gewesen zu sein, sowie auch scine Köpfe der Rundung ermangelt zu haben scheinen; ähnlich
mögen sie immerhin gewesen sein.

Sein Hauptverdienst war, daß er den weichen Aehgrund erfand, welcher bald von allen Künstlern, die sich
mit Radiren beschäftigten, statt dcs früher gebrauchten harten angewendet wurde. Dietrich Meier gehörte nämlich
zu den strebenden Gcistern, welche, über das Hergcbrachte hinausgehend, sich neuc Bahnen zu brechen und zur Ver-
stnnlichung ihrcr Jdeen bequemere und wirksamere Mittel aufzufinden trachten; es macht auch seiner Erfindungsgabe
Ehre, daß die Nachwelt sich mit dcm von ihm Erfundenen begnügt und nichts Besseres an die Stelle desselben zu
setzen für nöthig erachtet hat. Doch ist es ihm hicrbei gegangen, wie Kolumbus mit der Entdeckung Amerika's: der
Ruhm seiner Erfindung wurde nicht ihm, sondern Matthäus Merian zu Theil, der nach Zürich gekommen war, um
sie bei Meier kennen zu lernen.

Jm Raviren bcsaß Dietrich Meier mehr als gewöhnliche Geschicklichkeit, was er in seinen Bildnissen der
Reformatoren bewiesen hat. Sie sind in der Manier den alten Holzschnitten ähnlich, etwas hart, aber sehr
auödrucksvoll. Auf gleiche Weisc sind auch seine mit der Feder schraffirten Bildnisse behandelt, von denen sich mehrere
schöne erhalten haben. Ucberhaupt crscheint er in seinen Zeichnungen als ein Mann von ächtem Schrot und Korn,
einfach und würdig. Seinem Sohne Konrad schrieb er 1638 in's Stammbuch:

Gut Gemüt, groß Fleiß im gantzen Leben,

Thnt uns in Ehren hoch erheben;

einfache Worte, die den Sinn des kräftigen Mannes eben so schön als wahr darstellen.

Die Achtung, welche seine Mitbürger dcm wackeren Künstler zollten, bewies sich darin, daß sie ihn zu den
höchsten bürgerlichen Ehrenstellen befördcrten. Er starb als Mitglied des täglichen Rathes im Jahre 1618.

Sein Kunsttalent vererbte sich auf seine vicr Söhne, unter denen Rudolf und Konrad die berühmtesten sind.
Ein dritter, Johann Jakob, zeichnete sich als Goldschmied durch besondere Geschicklichkeit in getriebener Arbeit aus,
und ein vicrter, Namens Johannes, malte Blumcn, ward aber später der Kunst abtrünnig und starb 1666 als
Schullehrer zu Frenshcim in der Pfalz.

Rudolf scheint ein ausgezeichnetcs Kunsttalcnt besessen zu haben, und wenn sein Name weniger bekannt
ist, als der seines Brudcrs Konrad, so mag dieses zum Theil daher rühren, daß er schon in seinem 33sten Jahre
starb. Jn seinem von Jugend auf schwächlichen Körper wohnte eine zartfühlende Seele und eine geistige Regsamkcit,
die ihn in Kunst und Arbeit (es sind scine eigenen Worte) sein einziges Vergnügen finden ließ, und ihn zu einer
rastlosen Thätigkcit anspornte, gegen welche sein schwachcr Körper nicht aushalten konnte.

Sein früh aufblühendes Talent, daö Jedcrmann in Erstaunen setzte, wurde von dem Vater mit Freude bemerkt
und mit Sorgfalt auSgebildet. Da das Klima Jtaliens, wohin er sich gern gewandt hätte, seiner Gesundheit nicht
zuträglich schien, so ging cr als Jüngling nach Deutschland und hielt sich zuerst in Augsburg und Nürnberg, und
dann in Frankfurt auf, wo er bci Merian arbeitete. Nach mehrjährigem Aufenthalte in der Fremde kehrte er in
seine Heimath zurück und vcrweilte daselbst bis zu seinem Tode.

Gleich seinem Vater und Bruder malte und radirte er. Seine Bildnisse in Oel, deren stch noch verschiedene
erhaltcn haben, sind in einem kräftigen, etwaö bräunlichen Tone, der indeß viellcicht nur Folge des Alters und des
Firnisses ist. Scin eigenes Portrait zeigt dcn schmächtigen Jüngling an der Staffelei stehend und das Nomeoto
mori malend. Die Blässe des Gesichtes, dic eingefallenen Wangen und die Beschäftigung beweisen, daß der Gedanke
an einen baldigen Tod seine Scele behcrrschtc. Vorzüglich schön sind seine zum Behufe des Radirens mit der Feder
gezeichneten Bildnisse, und von seiner Geschicklichkeit in der Führung dcr Nadel zeugen theils seine nach Hans Asper
(wer dieser Hans Asper sei, bleibt noch unentschieden) radirten Blätter in Murers Helvetia sancta, theils andere
Arbciten, die er sowohl für sich allein, als auch in Gemeinschaft mit seinem Bruder Konrad vollsührte. Zu den Erstern
 
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