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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 17.1857

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Johann Konrad Zeller, Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.28592#0005
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Johann KonradZeller starh den 1. März 1856. Mit nngewvhnlicher Theilnahme begleiteten die Künstlcr
sowohl als auch die übrigen Bewohner nnserer Stadt die Leiche zu ihrer Ruhestätte. Jeder fühltc, daß cincr
der vorzüglichsten Künstler Zürichs dem Kreise seincr Genossen entrissen war, jcder bcdauerte zugleich den
frühen Tod dicscs liebenswürdigen, biedern Mannes. Zeller war ganz Künstler und der Kunst mit vollcr
Seele zugethan und wolltc auch im Leben niemals etwas anderes sein. Aber er wurde nicht bloß darum gcachtet
und geehrt, weil er ein vorzüglicher Malcr war, sondern auch weil er ein harmloses Gemüth bcsaß, ohne
Haß und Ncid, mtlde über andere urtheilte, selbst wenn sie unverdicnter Weise ihm vorgezogen wurden, und stets
bescheiden von den eigncn Lcistungen sprach. Er begann die Künstlerlaufbahn mit schvnen Hoffnungen und konnte
bei guten Anlagen und unermüdlichem Studium auf Anerkennung und glücklichen Erfolg -rechnen, denn er hatte
das seltene, beneidenswerthe Glück, in Rom, dcr hvchsten Bildungsstätte der Künstler, in freier unabhängigcr
Stellung dic Malerei zu studieren nnd 15 Jahre dort zu leben, so daß diesc Stadt sein zweites Vaterland wurde und
er sich daselbst beinahe heimischer fühlte alö bei Hausc. Allein dic äußere Stellung und Wirksamkeit gcwährte
ihm späterhin nicht immer volle Befricdignng, und anch er erlcbte manche trübe Stunde, wie sie leider im Leben vicler
Künstler vorkommen, da erfreuliche Thätigkeit und Erwerb nur zu oft von günstigcr oder ungünstigcr Fügung
pcrsvnlicher und lokalcr Verhältnisse abhängt. Ein einzigcs Mal pochte das Glück an scine Thüre, damals als
Horace Vcrnet ihn einlud mit ihm nach Pariö zu zieheu. Er wies dicsen Ruf ab und das Glück kehrte nicht
wiedcr znrück. Der stille schüchtcrne Mann blieb immer im Hintergrunde und konnte im Lcben nicht dic gehoffte
Stcllung cinnehmen. Sein hvchstes Zicl, nach welchem er in Rom strebte, war, daß er eincn solchcn Ruf in dcr
Malerei erlangcn mvchte, daß Kunstlicbhabcr und Käufcr von Gemälden unaufgefordcrt sein Atclicr aufsuchtcn,
nnd daß er nicht sclbst genvthigt würdc, sich nm die Gunst dersclben zu bewcrben. Allein dieses gelang ihm
ebensowenig als andern noch hvhcr begabtcn Küustlern.

Wtr beabsichtigen aber nicht das Lcben Zellcr's in dicscm Nenjahrsblatt ausführlich zu beschrciben, sondcrn
begnügen uns einige Züge aus der Bildungszcit und einige Briefe, die er während deö Aufenthaltcs zu Rvm an
scinen Vater schrieb, mitzutheilen.

Seine Briefc aus Rom und die Skizzenbücher, die er hinterlassen, sind die Qnellen, aus dencu wir schvpft^n.
Hier haben wir das innere Leben des Künstlcrs, hicr liegt sein Bildungsgang offcn vor nus. Aus dcn Skizzen-
büchern lernen wir den ganzen Umfang seincr Studicn und deu Werth dersclbtn kennen. Seine Liebc zur Natur
lcuchtet aus allem hervor, er verstand das Lebcn dersclben uud er suchte ihre Schvnheit in Form und Farbe ge-
trenlich nachzubilden. Wir wollen diese Skizzen noch etwas näher bcschreibcu. ^s sind erstlich viele kleinc und
große landschaftliche Studien aus dcn Bergen und Thälcrn der Schwciz oder aus Savoyen und Jtalien. Be-
sonderö zahlreich sind die Skizzen ans Rom, Capri und Neapel, nnd sie gewähren einen vollen Blick anf die
Schvnhcit nnd Füllc dieses Lnndes. Ferner sind es Skizzen zu Genrebildcrn, theils solchc die er später ansführte,
 
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