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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 19.1859

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[Birmann, J.]: Der Landschaftmaler Peter Birmann von Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.28594#0005
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Der Landschaftmaler Peter BLrmann

von Basel.

Die letzten Jahrgänge des Neujahrsblattes haben uns zwei Künstlerlebcn vorgeführt, die beide ihre Vollen-
dung nicht gefundcn haben. Zeller hat sich ganz seiner schönen Kunst hingegeben; die Kunst dagegen that wcniger
für ihn und so starb cr früh, unterliegend der Sehnsucht nach einem immcr fernen Zicle. Stadler hat mit
leidenschaftlicher Liebc scinen hohen Beruf erfaßt und verfolgt; einc gcheimnißvolle Schickung trat dazwischen und
brach jählings Künstlerlaufbahn und Leben ab.

Ganz anders der Mann, den wir dießmal dem freundlichen Leser vorführen. Geboren vor hundert Zahren
(im Dezember 1758) hat Pcter Birmann fast eine so langc Zeit den Pinsel geführt, als die beiden Genannten
zusammcn durchlcbt haben; hat bis in sein 86stes Jahr mit heiterm Sinnc der Kunst gclebt und ihre reichen Früchte
genossen.

Als dcr ältcste von fünf Brüdern sollte er, nachdcm cin Hauslchrcr ihm die nothdürftigsten Elemente der
Bildung beigebracht, dem Bcrufc dcs Vaters sich widmen nnd Baumcistcr werden. Aber seine Lust zn zeichnen
und sein festcr Wille, Malcr zu werden, brachten ihn bereits im 12ten Jahre zu Rudolf Huber, dcm Kunstmaler,
in die Lehre. Der Meistcr war gut und tüchtig in seinem Fach; allein der Lchrjunge mußte gewvhnlich währcnd
des Tages dcn Laden hüten und die Kindcr umhertragen, und konnte nur des Nachts in der Schlafkammer
ungcstört und nach Herzenslust zcichncn und malen. Endlich war die Lehrzeit vorübcr, das Handwerk gelcrnt
und der Gcselle wiedcr auf der Himmelzunft in bcstcr Form abgedungen. — Die Eltcrn waren aber bedenklich
gewordcn, ihren Sohn auf diesem Handwerk wandern zu lassen, und uur mit Ucberwindung wollten sie „bei
den traurigcn Aussichten ihres Sohncs in der brotlosen Kunst" noch 48 Batzcn Reiscgcld aufs Spicl sctzcn.
Petcr war aber schon reisefertig. Gesunden Leibcs, mit frischem Lcbensmuth und „mit cinem wahren Durst nach
dcr wirklichen Kunst erfüllt", zog er am Osternachmittag hinaus in die weite Wclt. Der Oheim nnd cin jüngerer
Bruder mußten wegen dcs SchncesturmS und der bcißenden Kälte schon am St.-Alban Thor von einer weitcrn
Begleitung abstehcn.

„Nach Rom stand mcin Sinn, wo ich vernommen, daß dic schöne Kunst ihrc Heimat habc und wo cs nicht
so schneit und fricrt." Da kam er nach Pruntrut, wo eben der stets wandcrndc August Kaufmann, der Vatcr
dcr berühmtcn Angelika, das Portrait des Fürstbischofs gemalt hatte. Kaufmann hatte schon von dem 15jährigen
Maler gehört und beschäftigle ihn nun ein vollcs Zahr lang mit Kopien von jenem Portrait für die Freunde
und Anstalten des Fürstbischofs.

Birmann zog hierauf nach Bern und kam zu Wagner und bald zu dem geschickten Wocher, bei welchcm er
Prospckte illuminirte und daneben nach der Natur zeichnete; das Letztcre nach den Anleitungen Aberlis, der
den jungen Menschen bald lieb gcwann, in sein Haus aufnahm und vicr Jahre lang mit Zlluminiren beschäftigte.
Hier erst lernte dicser dic Landschaftmalcrci wirklich kennen, nach der eigenthümlichen Behandlungsweise dcö
 
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