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Fächern noch manche Lücke auszufüllen, um mit dem zweiten Curse fortkommen zu können. Ihr fester Wille und
unausgesetzter Fleiß förderte sie aber rasch und ein gewisser Grad von Fertigkeiten und Kenntnissen, den sie sich in
ihrer frühern Lehrzeit in der Praxis erworben hatten, gab ihnen viele Vortheile gegenüber den Mitstudirenden, so
daß sie nach kurzer Zeit aus dein 2ten in den 3ten Kurs der Bauschule befördert wurden. Sie machten sich nun
gründlich an das Studium der verschiedenen Baustyle und erreichten bald diejenige Stufe von Bildung, auf welcher
sie im Stande waren, sich ein selbstständiges Urtheil über Architektur zu bilden. Auch das Reisen konnten sie jetzt
schon mit größerm Erfolge betreiben als früher. Die Dome von Speyer, Worms, Oppenheim, Mainz, die sie im
Juli 1833 zu sehen bekamen, waren ihnen jetzt alte Bekannte aus den Werken Moller's. Dankbar anerkennt deß-
wcgen Stadler in Briefen, die er nach Hause schrieb, die Lehrmethode Eisenlohrs und Hübschs, durch welche die
jungen Polytechniker zur Selbstständigkeit im Urtheile herangezogen wurden.!
In Darmstadt besuchte Stadler den gefeierten Moller, zu welchem er ein unbedingtes Zutrauen faßte und sofort
den Wnnsch äußerte, dessen vortreffliches Construktionssystem an der Quelle selbst näher kennen zu lernen.
Die Studien des nächsten Winters in Karlsruhe sollten hauptsächlich diejenigen Lücken ansfüllen, welche den
Grund zu einer allgemeinen und soliden Bildung unsers jungen Architekten legen sollten. Das praktische Zeichnen
trat daher mehr in den Hintergrund; dagegen wurde Chemie, Geognosie, darstellende Geometrie, Ingenieurschule,
Straßen- und Wasserbau, Modelliren eultivirt und daneben die Bibliothek der Baudirektion fleißig zu Rathe gezogen.
Diese Studiere führten unfern jungen Polytechniker auf neue Bahnen. So begeistert er früher ausschließlich für
Hübsch war, so stark fühlte er sich jetzt zu Schinkels geschmackvoller Architektur hingezogen.
Mit Ostern 1834 verließ Stadler nach Ljährigem Aufenthalte Karlsruhe und trennte sich zugleich von Freund
Wegmann, welcher in Heidelberg die Leitung eines Baues übernahm, während Stadler nach früher geäußertem Wunsch
zu Moller nach Darmstadt wanderte. Während er sich in Karlsruhe unter Hübsch hauptsächlich mit deu verschiedenen
Baustylen vertraut gemacht hatte und in den Stand gesetzt wurde, daraus dasjenige herauszuarbeiten, was für unsere Be-
dürfnisse und für unsere Zeit das Angemessenste wäre, so erlangte er bei Moller die gewünschte Sicherheit im Con-
strnktionsfache, so daß er darin stets der Rathgeber seiner Commilitonen war. Während seines Aufenthaltes in Darm-
stadt fertigte Stadler ein Projekt für die Neumünsterkirche bei Zürich aus, welchem der dritte Preis zuerkaunt wurde.
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rfür 14 Arbeiten ein. Zeugherr erhielt den ersten, Vögeli den zweiten Preis. Zeugherr wurde
oes Baues betraut, der erste Fall in Zürich, wo bei einem Baue ein eigener Architekt austritt,
ne Baulust in Zürich einen gewaltigen Aufschwung; eine Menge Projekte für öffentliche Bauten
er bekam immer mehr Lust, seinen Beruf als Zimmermann mit dem eines Architekten zu vertauschen;
Weisel, daß sich in Zürich ein Architekt eine geachtete und einträgliche Stellung werde erwerben
:r rieth ihm davon ab, auf die engen Verhältnisse in Zürich hindeutend und bezweifelnd, daß
ine genügende Existenz finden werde. „Wie viel höher," sagt Stadler, „hätte ich aber in der
irkungskreis dem pekuniären Vortheil vorgezogen und dieser bleibt doch auch nicht aus, wenn
icssenen Aufenthaltsort auswählt uud Liebe und Talent zu seinem Fache beurkundet." Es kam
usternahm Stadler eine Reise über Aschaffenburg, Würzburg, Bamberg, Nürnberg, Regcus-
auf welcher ihn namentlich die Gothik ungemein anzog und er Bekanntschaft machte mit den
md Gruber. Am 23. April laugte er in München au. Air den Neubauten daselbst hatte er
>as mit seinen in Carlsruhe gereiften Grundsätzen nicht in Einklang zu bringen war. Er ver-
n selbstständigen und genialen Styl; er erblickte in ihnen zu sehr Nachahmungen der Antike
rspruche mit einer gesunden Konstruktion, freilich beisügcnd: „etwas vorlaut für eiucn 22jäh-
ein Beweis vor: großer Selbstständigkeit und Kunstkenncrschaft, die Bauten nach den einmal
inzipien zu beurtheileu."
Aufenthalt in München begab !sich Stadler über Salzburg und Linz nach Wien. Auf dieser
oieder einmal so recht herzlich au der Alpennatur, versuchte auch eiuige malerische Skizzen an-
Fächern noch manche Lücke auszufüllen, um mit dem zweiten Curse fortkommen zu können. Ihr fester Wille und
unausgesetzter Fleiß förderte sie aber rasch und ein gewisser Grad von Fertigkeiten und Kenntnissen, den sie sich in
ihrer frühern Lehrzeit in der Praxis erworben hatten, gab ihnen viele Vortheile gegenüber den Mitstudirenden, so
daß sie nach kurzer Zeit aus dein 2ten in den 3ten Kurs der Bauschule befördert wurden. Sie machten sich nun
gründlich an das Studium der verschiedenen Baustyle und erreichten bald diejenige Stufe von Bildung, auf welcher
sie im Stande waren, sich ein selbstständiges Urtheil über Architektur zu bilden. Auch das Reisen konnten sie jetzt
schon mit größerm Erfolge betreiben als früher. Die Dome von Speyer, Worms, Oppenheim, Mainz, die sie im
Juli 1833 zu sehen bekamen, waren ihnen jetzt alte Bekannte aus den Werken Moller's. Dankbar anerkennt deß-
wcgen Stadler in Briefen, die er nach Hause schrieb, die Lehrmethode Eisenlohrs und Hübschs, durch welche die
jungen Polytechniker zur Selbstständigkeit im Urtheile herangezogen wurden.!
In Darmstadt besuchte Stadler den gefeierten Moller, zu welchem er ein unbedingtes Zutrauen faßte und sofort
den Wnnsch äußerte, dessen vortreffliches Construktionssystem an der Quelle selbst näher kennen zu lernen.
Die Studien des nächsten Winters in Karlsruhe sollten hauptsächlich diejenigen Lücken ansfüllen, welche den
Grund zu einer allgemeinen und soliden Bildung unsers jungen Architekten legen sollten. Das praktische Zeichnen
trat daher mehr in den Hintergrund; dagegen wurde Chemie, Geognosie, darstellende Geometrie, Ingenieurschule,
Straßen- und Wasserbau, Modelliren eultivirt und daneben die Bibliothek der Baudirektion fleißig zu Rathe gezogen.
Diese Studiere führten unfern jungen Polytechniker auf neue Bahnen. So begeistert er früher ausschließlich für
Hübsch war, so stark fühlte er sich jetzt zu Schinkels geschmackvoller Architektur hingezogen.
Mit Ostern 1834 verließ Stadler nach Ljährigem Aufenthalte Karlsruhe und trennte sich zugleich von Freund
Wegmann, welcher in Heidelberg die Leitung eines Baues übernahm, während Stadler nach früher geäußertem Wunsch
zu Moller nach Darmstadt wanderte. Während er sich in Karlsruhe unter Hübsch hauptsächlich mit deu verschiedenen
Baustylen vertraut gemacht hatte und in den Stand gesetzt wurde, daraus dasjenige herauszuarbeiten, was für unsere Be-
dürfnisse und für unsere Zeit das Angemessenste wäre, so erlangte er bei Moller die gewünschte Sicherheit im Con-
strnktionsfache, so daß er darin stets der Rathgeber seiner Commilitonen war. Während seines Aufenthaltes in Darm-
stadt fertigte Stadler ein Projekt für die Neumünsterkirche bei Zürich aus, welchem der dritte Preis zuerkaunt wurde.
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oes Baues betraut, der erste Fall in Zürich, wo bei einem Baue ein eigener Architekt austritt,
ne Baulust in Zürich einen gewaltigen Aufschwung; eine Menge Projekte für öffentliche Bauten
er bekam immer mehr Lust, seinen Beruf als Zimmermann mit dem eines Architekten zu vertauschen;
Weisel, daß sich in Zürich ein Architekt eine geachtete und einträgliche Stellung werde erwerben
:r rieth ihm davon ab, auf die engen Verhältnisse in Zürich hindeutend und bezweifelnd, daß
ine genügende Existenz finden werde. „Wie viel höher," sagt Stadler, „hätte ich aber in der
irkungskreis dem pekuniären Vortheil vorgezogen und dieser bleibt doch auch nicht aus, wenn
icssenen Aufenthaltsort auswählt uud Liebe und Talent zu seinem Fache beurkundet." Es kam
usternahm Stadler eine Reise über Aschaffenburg, Würzburg, Bamberg, Nürnberg, Regcus-
auf welcher ihn namentlich die Gothik ungemein anzog und er Bekanntschaft machte mit den
md Gruber. Am 23. April laugte er in München au. Air den Neubauten daselbst hatte er
>as mit seinen in Carlsruhe gereiften Grundsätzen nicht in Einklang zu bringen war. Er ver-
n selbstständigen und genialen Styl; er erblickte in ihnen zu sehr Nachahmungen der Antike
rspruche mit einer gesunden Konstruktion, freilich beisügcnd: „etwas vorlaut für eiucn 22jäh-
ein Beweis vor: großer Selbstständigkeit und Kunstkenncrschaft, die Bauten nach den einmal
inzipien zu beurtheileu."
Aufenthalt in München begab !sich Stadler über Salzburg und Linz nach Wien. Auf dieser
oieder einmal so recht herzlich au der Alpennatur, versuchte auch eiuige malerische Skizzen an-