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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 40.1880

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Bernardino Luini
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https://doi.org/10.11588/diglit.43131#0023
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19

Herzogs von Aumale. Nr. 321 : Das Christuskind, welches sitzend dargestellt ist mit dem Kreuz in der
Hand. Dies Gemälde stammt aus der Galerie des Herrn Beckford in Fonthill Abbey und befand sich
damals in der Sammlung Friedrich Reiset’s. Nr. 322: Eine heilige Familie aus der Galerie des Baron
de Triqueti. Nr. 323: Ein Kopf Johannes des Täufers, im Besitze des Vicomte de Ganay. Nr. 324:
Eine heilige Familie aus der Sammlung des Herzogs von Richelieu02). Von Bildern Luini’s, die sich zu
Waagen’s Zeiten in England befanden, seien hier folgende genannt: 1) Eine aus der Galerie Fesch
stammende Mutter Gottes mit dem Kinde in der Sammlung des Marquis of Ilertford. 2) Die Madonna
und das Christkind in der Gemäldegalerie des Herrn Cornwall Legh. 3) Die Jungfrau und Joseph in
Anbetung vor ihrem Kinde. In der Galerie des Herzogs von Aumale. 4) Ein Bild, von dem Waagen
den Gegenstand nicht angiebt, in der Sammlung von Sir William Knighton. 5) Die Taufe Christi, wie
Waagen versichert, das schönste von Luini’s kleinen Tafelbildern und Lionardo im sfumato sehr nahe
kommend. In der Gemäldesammlung des Lord Heytesbury. 6) Eine gute Copie von der Modestia und
Vanità. Im Besitz von Lord Methuen. 7) In einer Privatgalerie zu Durham die Vermählung der heiligen
Catharina ('?). 8) Eine heilige Catharina, ein Schulbild, welches damals bei Sir Culling Eardley zu sehen
war. 9) In Bridgewater blouse ein weiblicher Kopf aus der Galerie Orléans stammend. 10) Die Jungfrau
mit dein Kinde, nach Waagen’s Meinung eher von Marco d’Oggiono; in der reichhaltigen Sammlung Lord
Ashburton’s. 11) Ein Madonnenbild in Mr. Baring’s collection. 12) Ein weiblicher Kopf in Thirlestaine
House. 13) Ein Bild in Hamilton Palace, einen Knaben vorstellend mit einem Spielzeug, dort Lionardo
zugeschrieben. 14) Die Verlobung der heiligen Catharina, ein Carton im Besitze des Capitain Stirling
zu Glentyan63). Wir setzen die Aufzählung Luini’scher Tafelbilder, die sich ausserhalb Italien in Privat-
besitz finden, nicht weiter fort; wer sich für sie interessirt, lese nach, was Waagen über dieselben in
seinen museographischen Werken mit unendlichem Sammeleifer zusammengetragen hat.
Den Catalog, welchen wir hier geben, mögen einige in öffentlichen Galerien befindliche und leichter zu-
gängliche Gemälde abschliessen. Im Louvre muss in erster Linie eine heilige Familie genannt werden04).
Während uns Luini gewöhnlich die Madonna und das Kind allein vorführt, stellt er diesmal auch Joseph mit
in den Rahmen seiner Composition, aber in einer Weise, die keinen Zweifel darüber zulässt, dass er mit Mutter
und Kind nur in sehr äusserlichen Beziehungen steht. Wir sehen den Alten rechts im Hintergründe,
mit müdem Blick apathisch vor sich hin starrend, die Hände auf einen Stab gestützt. Passiver kann
man sich ihn nicht denken ; verschwände er von dem Bilde, so würde er wahrlich keine Lücke zurücklassen.
Im Vordergründe die Jungfrau mit dem Christusknaben neben sich; Mutter und Kind von ernstem
Gesichtsausdrucke, in Maria verkörpert sich jene holdselige Jungfräulichkeit, die Luini so rein wie viel-
leicht kein anderer Meister jener Zeit wiederzugeben weiss. Auf einem aus der Sammlung Ludwig XIV.
stammenden Bilde im Louvre sehen wir das Christuskind an der Brust der Mutter eingeschlafen, ein
reizendes Motiv, wie es ähnlich nicht oft vorkommen dürfte. Schliesslich ist im Louvre noch eine Salome
mit dem Haupte Johannes des Täufers zu erwähnen, ein Bild, das ebenfalls aus der Sammlung Ludwig XIV.
kommt60) und sich fast mit einem Gemälde im Prado Museum zu Madrid deckt. Auf letzterem ist jedoch der
Kopf und die Gestalt des Henkers zu sehen07), während auf dem Louvrebilde nur der Arm von demselben
zum Vorschein kommt. Vielleicht ist das Gemälde im Louvre an der rechten Seite beschnitten. Eine
andere Tochter des Herodes hängt in der Belvederegalerie zu Wien68). Ihr Gesichtsausdruck erscheint
hart und roh, was gewiss so in des Meisters Absicht lag, er wollte eine gefühllose Kokette darstellen.
Um so edler der Kopf des Johannes, der wunderbar schön modellirt und im Tode noch voller Leben ist.
 
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