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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 40.1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.43131#0031
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lass Luini mit Bramantino zusammen in Casa Pelucca gearbeitet hat — in der
len Schloss finden sich Fragmente Bramantino’s, die eben daher stammen — ist
die Werke der beiden Meister zuweilen durcheinander geworfen worden sind,
ramantino gehören z. B. .jene Knaben in Weinlaub an, welche wir im Louvre
eben; dieselben sind auf Goldgrund gemalt und denen im königlichen Schloss
iolorit wie in der Composition nahe verwandt, sie stammen gleichfalls aus Casa
ein mit Bramantino, auch mit Bernardino Lanini wird Luini oft verwechselt. So
ifiirhalten die einzelnen Heiligengestalten Marcella, Lazarus, Maria, Magdalena und
er Kirche Sta. Martha in Mailand kommen, nicht von Luini, sondern von Lanini
ossen Figuren sind in grau gemalt und heben sich von rothen Nischen ab ; sie
i, etwas schwammigen Gesichtstypus wie die übrigen aus Sta. Martha stammenden
anini. Dass sie Luini zugeschrieben worden sind, daran ist diesmal die etwas
.atuada’s nicht Schuld. Latuada behauptet allerdings, in Sta. Martha Werke
)en, giebt von denselben aber nur heute verlorene Engel an, sowie den noch
der Weltkugel und einen verschollenen Christus am Kreuz zwischen Maria und
mes. Davon, dass Luini die in Frage kommenden Heiligengestalten gemalt habe.
Wohl aber erwähnt er drei Tafeln des Camillo Boccaccino: eine Auferweckung
dalena, die den Ritter Francesco del Cayro bekehrt, und die Empfängniss Mariä ;
’liael des Marco Ugolone und eine heilige Martha des Carlo Francesco Nuvoloni

uns Bilder vor, die an das Genre streifen und behandelt mythologische Themata. Unendlicher Fleiss
spricht aus allen diesen Fragmenten, und schon eine grosse Sicherheit in der Frescotechnik. In der
Composition hält sich der Meister noch möglichst streng an das symmetrische Princip ; Bilder mit wenigen
Figuren gelingen ihm am besten, figurenreiche Compositionen dagegen fallen oft etwas ungeschickt aus.
Zu den letzteren gehören die Darstellungen aus dem zweiten Buch Moses4), neun bewegte, aber dramatisch
nicht bedeutende Stücke. Wir sehen da den Tod der Erstgeburt, den Auszug der Ebräer aus Egypten,
den Untergang der Egvpter im rothen Meer, das Laubhüttenfest, die Manna-Erndte, Moses und den
Wasserquell, Moses auf dem Sinai, das Volk, welches Geschmeideopfer für die Bundeslade bringt und
endlich das Festessen der Israeliten. Bis auf die Auswanderung der Ebräer, welche in der Pinakothek
der Akademie der schönen Künste hängt, befinden sich diese Bilder heute im königlichen Schloss.
So wenig wie das Leidenschaftliche Luini’s Gebiet ist, so sehr fühlt er sich in seinem Elemente,
wenn es sich um einfache Andachts- und Empfindungsbilder handelt. Dahin gehört die entschlafene
heilige Katharina in der Brera, ein Werk, das uns den Künstler schon in seiner ganzen Kraft zeigt.
Hier spricht ein'grosser Lyriker zu uns und ein tiefreligiöses Gemüth5).
Weit unter diesem Bilde, sowohl in der Ausführung wie in der Composition, stehen die zwei oder
drei Stücke in der Brera, welche das Genre streifen, und die Darstellungen mythologischen Inhalts.
Von den letzteren befinden sich drei ebenfalls in der Brera, nämlich die Metamorphose der Daphne6),
die Geburt des Adonis und das Opfer des Pan; zwei hängen im königlichen Schloss : badende Nymphen
und Vulkan in seiner Schmiede ; Vulkan, der dem Amor die Waffen schmiedet, ist dagegen in den Louvre
gekommen. Alle diese Bilder sind genrehaft — naiv in der Auffassung, aber überaus liebenswürdig und
ansprechend; was Luini hier fehlt, ist das Erfassen eines prägnanten Momentes aus dem darzustellenden
Stoffe.
 
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