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HANS ARP, Paris • Kopf-Nafe-Barf ■ Head-nose-beard • Tete-nez-moustache
HANS ARP
Arp begann mit dem Dadaismus, das heifjt mit Perfiflage und
Negierung. Es war in jener Zeit überfpif)ter Kunftgymnaftik, in
der es mit Perfpektive, Tahiti, Vergeiftigung, Allegorie und Netj-
hautübungen nicht mehr weiter ging. Der Dadaismus war damals das
Lachen der Wiffenden, nicht aber die (chöpferilche Lölung der
Lage. Mit dem Sieg der abftrakten Kunftform war ein neuer Weg
künltlerilcher Realilierung abfeits hiftorifcher Konzeption gegeben,
und Arp mufy als ein Schrittmacher auf diefem Wege betrachtet
werden. Er fann aber nicht nur nach neuen Formen, fondern nach
anderen Materialien, die in lieh neue Möglichkeiten trugen. So kam
er auf (eine Holzreliefs, die heute den größten Teil feines Werkes
einnehmen, Io erfand er die Schnurbilder von einem bisher un-
bekannten plaltifchen Reiz. Diele Gebilde finden ihre Rechtfer-
tigung allein fchon in ihrem plaltifchen Ausdruck, der die Ruhe
194
ferner, einfacher Dinge gibt. Aus (imultaner Begegnung von
Vorftellung und Material, vom Sinnvollen der Geftaltung und
Sinnlofen des zu Geltaltenden wird ein Gegenftand, der, indem
er neue Wirklichkeit wird, kaum mehr verrät, welcher Vorftellung
der Wirklichkeit er entlprungen ift. Auch wenn man nicht weifj,
dafj das Bild mit der von oben einbrechenden umgekehrten
Herzform und der Wellenlinie darunter tete-nez-moustache heifyt,
Io wird man diele intenlive Bewegung von Hell und Dunkel als
Ausdrucksformen genießen. Kennt man aber erff den Titel, dann
erfchliefjt lieh der Humor Arps. Ideell ift nur ein kleiner Schritt
von dielem Bild etwa zur „Jakobsftrafje" von George Grolz, wo
der ausdruckslose Mafienkopf einfach durch glatte Kugeln auf
glatten Kragen erlefjt wird. Nur dal) die Mittel Arps perlönlicher
und konzentrierter find. Diefes Bild ilt das gedrängfefte Zeichen,
das die moderne Kunft [ich von der bürgerlichen Welt gefchaffen
hat. Ähnliches liefje fich von feinen anderen Bildern fagen. - Arp
hat eine Reihe dadaiftifcher Bücher mit Holzfchnitten gefchmückt.
37 HANS ARP, Paris ■ Kopf • Head ■ Tete
HANS ARP, Paris • Kopf-Nafe-Barf ■ Head-nose-beard • Tete-nez-moustache
HANS ARP
Arp begann mit dem Dadaismus, das heifjt mit Perfiflage und
Negierung. Es war in jener Zeit überfpif)ter Kunftgymnaftik, in
der es mit Perfpektive, Tahiti, Vergeiftigung, Allegorie und Netj-
hautübungen nicht mehr weiter ging. Der Dadaismus war damals das
Lachen der Wiffenden, nicht aber die (chöpferilche Lölung der
Lage. Mit dem Sieg der abftrakten Kunftform war ein neuer Weg
künltlerilcher Realilierung abfeits hiftorifcher Konzeption gegeben,
und Arp mufy als ein Schrittmacher auf diefem Wege betrachtet
werden. Er fann aber nicht nur nach neuen Formen, fondern nach
anderen Materialien, die in lieh neue Möglichkeiten trugen. So kam
er auf (eine Holzreliefs, die heute den größten Teil feines Werkes
einnehmen, Io erfand er die Schnurbilder von einem bisher un-
bekannten plaltifchen Reiz. Diele Gebilde finden ihre Rechtfer-
tigung allein fchon in ihrem plaltifchen Ausdruck, der die Ruhe
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ferner, einfacher Dinge gibt. Aus (imultaner Begegnung von
Vorftellung und Material, vom Sinnvollen der Geftaltung und
Sinnlofen des zu Geltaltenden wird ein Gegenftand, der, indem
er neue Wirklichkeit wird, kaum mehr verrät, welcher Vorftellung
der Wirklichkeit er entlprungen ift. Auch wenn man nicht weifj,
dafj das Bild mit der von oben einbrechenden umgekehrten
Herzform und der Wellenlinie darunter tete-nez-moustache heifyt,
Io wird man diele intenlive Bewegung von Hell und Dunkel als
Ausdrucksformen genießen. Kennt man aber erff den Titel, dann
erfchliefjt lieh der Humor Arps. Ideell ift nur ein kleiner Schritt
von dielem Bild etwa zur „Jakobsftrafje" von George Grolz, wo
der ausdruckslose Mafienkopf einfach durch glatte Kugeln auf
glatten Kragen erlefjt wird. Nur dal) die Mittel Arps perlönlicher
und konzentrierter find. Diefes Bild ilt das gedrängfefte Zeichen,
das die moderne Kunft [ich von der bürgerlichen Welt gefchaffen
hat. Ähnliches liefje fich von feinen anderen Bildern fagen. - Arp
hat eine Reihe dadaiftifcher Bücher mit Holzfchnitten gefchmückt.
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