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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 23) — 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.66634#0379
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II. Capitel. Beschäftigungen und andere Gebräuche. 185
Diejenigen, welche dem Aemilius Paulus die erste Bibliothek in Rom zu-
scheiben, haben Recht, in so fern sie es von einer Privatbibkiochek verstehen: die-
jenigen, welche dem Asinius Pollio diesen Vorzug emräumen, haben auch Recht,
in so fern sie es von einer öffentlichen Büchersammlung verstehen.
Als Aemilius Paulus, dessen Leben Plmarch so angenehm beschreibt, den
macedonischen König Perseus im Jahr der Stadt Rom 586. überwunden hatte,
so warf er kaum einen Blick aus die grose Menge Goldes und Silbers, das man
aus den königlichen Schätzen zusammen gebracht Harke; aber die königliche Biblio-
thek, sagt Plutarch, nahm er mit, und überließ sie seinen gelehrten Söhnen,
die er an Kindesstakt ausgenommen hatte. Obgleich diese Bibliothek nicht je-
dem offen stand, so unterließ sie doch nicht, nach und nach den Römern nütz-
lich zu seyn.
Will man dem Plinius glauben, so machten die Römer, als sie Carthago
zerstöret hatten, noch wenig aus Büchern. Sie verschenkten die eroberten Bi-
bliotheken an die kleinen afrikanischen Könige. Doch bemerkt eben dieser Geschicht-
schreiber, daß der Rath des Magons acht und zwanzig Bücher vom Ackerbau ins
Lateinische habe übersetzen lassen. Dieß ist ein Beweis, daß die Römer nur
das hoch schätzten, was zur Vergröserung ihrer Macht und ihres inneren Reich-
thums diente, aber auf die Gelehrsamkeit in den schönen Künsten und Wissenschaf-
ten mit Stolz und Verachtung herab sahen. Dem Magon glaubten sie noch
dazu eine grose Ehre erwiesen zu haben.
L. Cornelius Sulla hatte sich bey der Eroberung Athens, des kostbaren Bü-
cherschatzes, den Pisistrat der Tyrann besessen hatte, bemächtigt. Diese Biblio-
thek war von den Atheniensern sehr vermehrt worden, und ob sie gleich von dem
Terxes war beraubt worden, so hat man sie doch, nach Lipsius Meynung, nach-
mals wieder hergestellet. Sie wurde mit der Zeit den Grammatikern zu Rom
zum

in Rom nicht eher Bibliotheken vermuthen,
als bis die Wissenschaften darin Eingang ge-
funden hatten. Nun aber haben die Römer,
die mehr ein Geschlecht des Mars, als der
Musen waren, wie Lipsius sagt, nicht eher,
als etwa gegen die Zett des zweyten punischen
Krieges angefangen, sich mit Len Musen et-
was bekannt zu machen.
Der Beweis, den einig-e aus der Gesandt-
schaft des ägyptischen Königs Ptolomaus Phi-
ladelphus nach Rom, um Bücher daselbst zu-
sammen zu bringen, ziehen, ist von keiner
sonderlichen Wichtigkeit. Einmal beruhet er
G-d-R-R- (fr».)

auf dem Zeugniß solcher Geschichtschreiber, die
es nur scheinen vom Hörensagen nachgeschrie.
ben zu haben; andern theils ist es von keiner
Folge, wenn gleich das Ansuchen dieses vor-
nehmen Bücherfreundes wahr wäre. Er har
in einer falschen Hoffnung können um lateini-
sche Bücher bitten lassen, ohne sie erhalten zu
haben; die Römer machten damals schon ei-
nen Staat aus, der Ansehen genug hatte; aber
es fand sich damals noch kein einziger Scribent
unter ihnen. Er schickte auch bey mehreren
Völkern nach Büchern herum.
(Aa)
 
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