VI. CapLtel. Ordnung in Ansehung der Nestern und Kinder. LZ9
Wann sie im Lager standen, so trieben sie allerlep schwere Arbeit: sie gruben
in der Erde, sie machten Gräben, sie setzten Pfähle und Verzäunungen, sie tru-
gen, Lasten, sie liefen und sprangen, ganz gewaffnec, sehr weit; sie lieferten ein-
ander, zur Uebung, Treffen, u. d. m. ,, Da sie so angewöhnet waren, spricht
„ Sallustius, so konnten sie von keinen Strapazen ermüdet, durch keine Schwie-
), rigkciten abgeschreckek, von keiner Gefahr und keinem Feinde furchtsam gemache!
werden: ihr Muth setzte sie über alles hinweg. Kein Treffen war bey ihnen
mukhiger und lebhafter, als in welchem sie sich grosen Ruhm erwerben konn-
„ ten. Den Feind schlagen, Mauren ersteigen, sich durch eine kühne Unter-
„ nehmung hervor thun, und durch tapfere Thaten Hochachtung zuziehen; hierin-
„ neu bestand ihre Ehrbcgier; dich war ihr Reichthum, ihre Ehre, ihr wahrer
Adel. "
Sie lernten dis Beredsamkeit durch Studieren und durch Uebung. Es
gab zu Rom griechische und lateinische Schulen; und man übte die jungen Leute,
Sätze in beyden Sprachen auszuarbciten und Reden zu halten: welche Uebung
allerdings nützlich und sogar nothwendig für ein Volk war, das alle seins Wissen-
schaften von den Griechen bekommen hatte. Es war wichtig für die Römer, daß
sie mit diesen ihren Lehrmeistern Umgang haben konnten, um nicht in ihre vorige
Unwissenheit zu verfallen.
§. i s. Man ließ die jungen Römer, in Gesellschaft eines Aufsehers oder
Hofmeisters, nach Athen reisen. Man thar solches in der Absicht, damit sie dis
Sitten und Gebräuche des artigsten und gesittetesten Volks an sich nähmen; damit
sie den guten Geschmack gleichsam aus der Quelle schöpftten, und die schönen Wis-
senschaften aus dem Vaterlands der Künste und aller Arten der Gelehrsamkeit, her-
holeten, weil sie daselbst alle, wie in ihrer rechten Wanzschule, blühten.
Man schickte sie auch nach Masslia (Marseille), um allda Wissenschaften und
Hösiichkeit zu erlernen. Tacitus schätzt sich für glücklich, daß ihm diese Stadt
zur Schule gedrenet hatte. Man kam aus allen Ländern dahin. Man lehrte
daselbst dlL Grammatik, dis Redekunst, dis Dichtkunst, die Historie, die Ärzney-
kunst, die Mathematik, Die Astronomie, kurz alles, was zur Gelehrsamkeit gehörte.
§. r6. Endlich ließ, man sie auch ßeisig in die Gm'chtöstäkttn gehen, und den
Rechtsten der berühmtesten Redner zuhören, damit sie zu Gerichtssachen und zur
Advocatenberedsamkeit angewöhnet, und solchergestalt m den Stand gefttzet würden,
Rechtssachen, dre ihnen in Zukunft anvertrauet würden, selbst zu führen.
Diese Einrichtung hakte schon Romulus gemacht: denn er legte den Patronen
die Pflicht aus, ;hrm Clienten, ohne einige Vergeltung die eine Bezahlung hel-
fen könnte, vor Gerichten zu dienen. Mir eben dem Munde also, der dem
Volk Befehls gab, vertheidigten auch die Grosen zu Rom dasselbe Volk. Selbst
G.d,R,R. (ch i r.) (0 o) die
Wann sie im Lager standen, so trieben sie allerlep schwere Arbeit: sie gruben
in der Erde, sie machten Gräben, sie setzten Pfähle und Verzäunungen, sie tru-
gen, Lasten, sie liefen und sprangen, ganz gewaffnec, sehr weit; sie lieferten ein-
ander, zur Uebung, Treffen, u. d. m. ,, Da sie so angewöhnet waren, spricht
„ Sallustius, so konnten sie von keinen Strapazen ermüdet, durch keine Schwie-
), rigkciten abgeschreckek, von keiner Gefahr und keinem Feinde furchtsam gemache!
werden: ihr Muth setzte sie über alles hinweg. Kein Treffen war bey ihnen
mukhiger und lebhafter, als in welchem sie sich grosen Ruhm erwerben konn-
„ ten. Den Feind schlagen, Mauren ersteigen, sich durch eine kühne Unter-
„ nehmung hervor thun, und durch tapfere Thaten Hochachtung zuziehen; hierin-
„ neu bestand ihre Ehrbcgier; dich war ihr Reichthum, ihre Ehre, ihr wahrer
Adel. "
Sie lernten dis Beredsamkeit durch Studieren und durch Uebung. Es
gab zu Rom griechische und lateinische Schulen; und man übte die jungen Leute,
Sätze in beyden Sprachen auszuarbciten und Reden zu halten: welche Uebung
allerdings nützlich und sogar nothwendig für ein Volk war, das alle seins Wissen-
schaften von den Griechen bekommen hatte. Es war wichtig für die Römer, daß
sie mit diesen ihren Lehrmeistern Umgang haben konnten, um nicht in ihre vorige
Unwissenheit zu verfallen.
§. i s. Man ließ die jungen Römer, in Gesellschaft eines Aufsehers oder
Hofmeisters, nach Athen reisen. Man thar solches in der Absicht, damit sie dis
Sitten und Gebräuche des artigsten und gesittetesten Volks an sich nähmen; damit
sie den guten Geschmack gleichsam aus der Quelle schöpftten, und die schönen Wis-
senschaften aus dem Vaterlands der Künste und aller Arten der Gelehrsamkeit, her-
holeten, weil sie daselbst alle, wie in ihrer rechten Wanzschule, blühten.
Man schickte sie auch nach Masslia (Marseille), um allda Wissenschaften und
Hösiichkeit zu erlernen. Tacitus schätzt sich für glücklich, daß ihm diese Stadt
zur Schule gedrenet hatte. Man kam aus allen Ländern dahin. Man lehrte
daselbst dlL Grammatik, dis Redekunst, dis Dichtkunst, die Historie, die Ärzney-
kunst, die Mathematik, Die Astronomie, kurz alles, was zur Gelehrsamkeit gehörte.
§. r6. Endlich ließ, man sie auch ßeisig in die Gm'chtöstäkttn gehen, und den
Rechtsten der berühmtesten Redner zuhören, damit sie zu Gerichtssachen und zur
Advocatenberedsamkeit angewöhnet, und solchergestalt m den Stand gefttzet würden,
Rechtssachen, dre ihnen in Zukunft anvertrauet würden, selbst zu führen.
Diese Einrichtung hakte schon Romulus gemacht: denn er legte den Patronen
die Pflicht aus, ;hrm Clienten, ohne einige Vergeltung die eine Bezahlung hel-
fen könnte, vor Gerichten zu dienen. Mir eben dem Munde also, der dem
Volk Befehls gab, vertheidigten auch die Grosen zu Rom dasselbe Volk. Selbst
G.d,R,R. (ch i r.) (0 o) die