betreffend des Homers Werke, besonders die Ilias, n. Vtück. 427
Die Riesen, welche den Himmel stürmen wollten, und welche, ohne
Zweifel, solches würden bewerkstelliget haben, wenn sie das menschliche Alter
erreichet hätten, sind nicht so straffällig als diejenige mittelmäsige Menschen,
um sie keine Pygmäen, zu nennen, welche, ohne das Griechische zu ver-
stehen, sich erfrechet haben gegen den Vater der Dichter die Waffen zu er-
greifen. Mit diesen Gedanken eröffnet die Frau Dacier den Kampfplatz.
Damit aber ihr Werk nicht eine bloss Streitschrift seyn, sondern, wenig-
stens, etwas in sich fassen möge, das mit dessen Titel n) überein kommt:
so hebt sie dasselbe mit einer sehr kurzen Abhandlung von dem Ursprünge des
guten Geschmacks, und von den Ursachen des Verderbnisses desselben, an.
Der gute Geschmack hat feinen Ursprung in Aegypten genommen, ohne Ursprung
daß die Frau Dacier anführen kann, wie er dahin gekommen. Von dar
ist er nach Griechenland übergegangen; und Homer ist dermasen mit dem- schmacks.
selben erfüllet gewesen, daß er ein Gedicht hinterlassen, worinn er nieman-Homer ist
den nachgeahmet, und das auch, nach ihm, niemand hat nachahmen kön- ^kt da-
nen. Mit dem Ruhme der Erfindung hat er, wider die, allen Verrichtun- von.
gen des menschlichen Verstandes von der Natur angewiesenen Stufen, den
Ruhm der Vollkommenheit vereiniget. Das einzige, was dieses Wunder Der gute
noch eim'gcrmasen begreiflich machen kann, ist, daß dieser Dichter im Mor- Geschmack
genlande gebohren worden, „ allwo die Sonne gewisse Völker so gün- Margen""
,, stig bescheinet, daß sie im Stande gewesen, Dinge sich einzubilden, lande ge-
„ von sechsten zu erfinden, und zur Vollkommenheit zu gelangen. " Die kommen,
abendländischen Völker, im Gegentheil, weil sie in einer dickem Luft leben,
können nur durch die Nachahmung etwas Vollkommenes zu Stande brin-
gen. Blos die Geschichte bekräftiget dieses schon hinreichend. Die er-
sten Versuche der Lateiner in der Dichtkunst sind nichts weniger als Mei-
sterstücke gewesen, und ihre berühmtesten Dichter, als Horaz, Virgil und in Italien
ihres Gleichen, haben sich blos durch ihren Umgang mit den griechischen
Schriftstellern die Bewunderung ihrer Zeiten erworben. Seit der Wie- und in
deraufiebung der Wissenschaften, durch eben denselben Weg in Frankreich Frankreich,
gekommen; und es ist blos durch die Nachahmung der Alten geschehen,
daß die Trauerspiele, die Lustspiele, die Spottschriften und die Fabeln,
bey uns.(den Franzozen) zu solcher Vollkommenheit gebracht worden, daß
sie mit ihren Mustern sechsten in Vergleichung können gesetzet werden.
„ Wenn eine sichere und oft wiederholte Erfahrung einmal zu erken- Was Len-
» neu gegeben hat, wodurch der gute Geschmack gebildet werde: so ist ge- A^hsr.
,, wiß,
s) Oes (Gaules äe la (^oriupüon äa 60ur.
Die Riesen, welche den Himmel stürmen wollten, und welche, ohne
Zweifel, solches würden bewerkstelliget haben, wenn sie das menschliche Alter
erreichet hätten, sind nicht so straffällig als diejenige mittelmäsige Menschen,
um sie keine Pygmäen, zu nennen, welche, ohne das Griechische zu ver-
stehen, sich erfrechet haben gegen den Vater der Dichter die Waffen zu er-
greifen. Mit diesen Gedanken eröffnet die Frau Dacier den Kampfplatz.
Damit aber ihr Werk nicht eine bloss Streitschrift seyn, sondern, wenig-
stens, etwas in sich fassen möge, das mit dessen Titel n) überein kommt:
so hebt sie dasselbe mit einer sehr kurzen Abhandlung von dem Ursprünge des
guten Geschmacks, und von den Ursachen des Verderbnisses desselben, an.
Der gute Geschmack hat feinen Ursprung in Aegypten genommen, ohne Ursprung
daß die Frau Dacier anführen kann, wie er dahin gekommen. Von dar
ist er nach Griechenland übergegangen; und Homer ist dermasen mit dem- schmacks.
selben erfüllet gewesen, daß er ein Gedicht hinterlassen, worinn er nieman-Homer ist
den nachgeahmet, und das auch, nach ihm, niemand hat nachahmen kön- ^kt da-
nen. Mit dem Ruhme der Erfindung hat er, wider die, allen Verrichtun- von.
gen des menschlichen Verstandes von der Natur angewiesenen Stufen, den
Ruhm der Vollkommenheit vereiniget. Das einzige, was dieses Wunder Der gute
noch eim'gcrmasen begreiflich machen kann, ist, daß dieser Dichter im Mor- Geschmack
genlande gebohren worden, „ allwo die Sonne gewisse Völker so gün- Margen""
,, stig bescheinet, daß sie im Stande gewesen, Dinge sich einzubilden, lande ge-
„ von sechsten zu erfinden, und zur Vollkommenheit zu gelangen. " Die kommen,
abendländischen Völker, im Gegentheil, weil sie in einer dickem Luft leben,
können nur durch die Nachahmung etwas Vollkommenes zu Stande brin-
gen. Blos die Geschichte bekräftiget dieses schon hinreichend. Die er-
sten Versuche der Lateiner in der Dichtkunst sind nichts weniger als Mei-
sterstücke gewesen, und ihre berühmtesten Dichter, als Horaz, Virgil und in Italien
ihres Gleichen, haben sich blos durch ihren Umgang mit den griechischen
Schriftstellern die Bewunderung ihrer Zeiten erworben. Seit der Wie- und in
deraufiebung der Wissenschaften, durch eben denselben Weg in Frankreich Frankreich,
gekommen; und es ist blos durch die Nachahmung der Alten geschehen,
daß die Trauerspiele, die Lustspiele, die Spottschriften und die Fabeln,
bey uns.(den Franzozen) zu solcher Vollkommenheit gebracht worden, daß
sie mit ihren Mustern sechsten in Vergleichung können gesetzet werden.
„ Wenn eine sichere und oft wiederholte Erfahrung einmal zu erken- Was Len-
» neu gegeben hat, wodurch der gute Geschmack gebildet werde: so ist ge- A^hsr.
,, wiß,
s) Oes (Gaules äe la (^oriupüon äa 60ur.