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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 58.1898

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Professor Ernst Gladbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.43117#0022
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er nicht gar zu sehr über das Mass hinausging. So bildete sich ein förmlich herzlicher Ver-
kehr heraus, der ihm die treue Anhänglichkeit seiner Schüler für das ganze Leben sicherte.
Charakteristisch für ihn war auch ein Zug von Selbstironie, der oftmals wieder-
kehrte, wie er zum Beispiel seinen Vortrag über Baukonstruktion einmal folgendermassen
eröffnete: «Meine Herren, ich habe in meiner Praxis drei grössere Bauten ausführen
müssen, — und alle drei sind mir verunglückt! Ich hatte eine Kirche zu bauen mit der
Bedingung, dass man die Kanzel von allen Plätzen aus sehen solle — und als die
Kirche fertig war und der Pfarrer predigen wollte, sah ihn der grösste Teil der Ge¬


meinde gar nicht! Dann hatte ich ein Stadttor zu bauen, das den grössten Lastwagen
durchlassen sollte. Als jedoch der erste schwerbeladene Heuwagen hindurchfahren wollte,
blieb er stecken! Endlich hatte ich ein Rathaus zu errichten mit einem Turme über
dem Eingang — und der Turm fiel mir ein!» Ein wahrer Sturm von Heiterkeit erhob
sich, wobei er sehr vergnügt mitlachte und schliesslich erklärte: «Und nun meine
Herren, will ich Ihnen auch gleich zeigen, warum dies passirte, und wie Sie es bei Ihren
zukünftigen Bauten vermeiden können».
Das Colleg über Baukonstruktion wurde nun der Ausgang zu neuen Studien, aus
denen sein bedeutendstes Werk hervorgehen sollte. Für das Kapitel über Holzkon-
struktionen begann er Aufnahmen an alten Holzhäusern zu machen, in denen die
 
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