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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1900

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Auguste Baud-Bovy in seinen Briefen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43196#0008
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Achtzigjähriger noch unter den Lebenden. Jetzt aber sind schon
zwei Jahre vergangen, seit unsere Freunde in Äschi auf dem Grabe
meines Vaters mit Tränen in ihren ehrlichen Augen ihm die Ab-
schiedslieder gesungen haben.
Sodann handelt es sich hier nicht um eine « kritische Studie ».
Es ist in letzter Zeit über Baud-Bovy so viel geschrieben worden,
dass sein Lebenslauf in der Schweiz kaum mehr bekannt gemacht zu
werden braucht. Ich werde nur einen kurzen Überblick desselben
geben, gewissermassen den Rahmen, in den sich die Briefe an seine
Mutter, seine Gattin, seine Söhne, einen Freund einordnen werden.
Ich werde mich bemühen, nur diese Seiten aneinanderzureihen und
hie und da das Bedeutsame hervorzuheben, das Wesentliche und Ein-
heitliche einer besonders reich veranlagten Persönlichkeit, die um
ihrer Vielseitigkeit willen manchmal mit Unrecht für schwer ver-
ständlich gehalten worden ist.
Und nun, wenn ich hie und da unwillkürlich mein Herz sprechen
lasse, wird mir der Leser wohl verzeihen, denn auch ich will lieber
« kindlich unbescheiden, als kühl zurückhaltend » erscheinen. Einige
an mich gerichtete Briefe, die ich wiedergebe, werden mich gewiss
entschuldigen, denn sie zeigen, was für ein Lehrer und Führer, was
für ein Freund und Vater August Baud-Bovy mir gewesen ist.
* *
*
Er ist in Genf im Jahre 1848 geboren als Enkel von Auguste
Dutertre, dem aus der Normandie stammenden Gründer eines der
bedeutendsten Bijouteriegeschäftes dieser Stadt und als Sohn von
Henry George Baud aus der Familie der Baud de Celigny, der
seinem Schwiegervater im Geschäfte gefolgt war. In glücklichen,
sorgenlosen Verhältnissen wuchs er auf.
Seine Eltern hatten ihn zum Kaufmannstand bestimmt, aber von
Jugend auf fühlte er, wie er selbst schreibt, « einen schöpferischen
Drang » (« un besoin de creer ») der ihn seinem Beruf abwendig
machte. Mit 15 Jahren hatte er seine Wahl bereits getroffen: Er
wollte Maler werden. Nach manchen Kämpfen erhielt er die Erlaub-
nis, den Unterrichtsstunden eines berühmten Meisters — Barthelemy
Menn — zu folgen, dem er Zeitlebens die ehrerbietigste, innigste
Hochachtung gewidmet hat. Mit 20 Jahren (1868) vermählte er sich
mit Fräulein Zoe Bovy, aus jener Familie Bovy, deren sämtliche Glieder
 
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