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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1902

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Arnold Böcklin in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.43206#0021
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bei den alten Göttern zu Gast, die ihn schon seit Jahrzehnten erhoben
hatten. Homer vor allen war sein erklärter Liebling, zu dem er
immer wieder griff und bei dem er bewundernd stets neue Schön-
heiten entdeckte. Auch Aristophanes und Äschylus liebte er und
wusste genau Bescheid in ihnen, ebenso in Herodot. Ihm und den
andern Hellenen kam er nur in Übersetzungen bei, da er kein
Griechisch wusste. Dagegen genoss er den lustigen Boccaccio und
den blühenden Ariost, aus dem er mehrere Motive schöpfte, in der
Ursprache. Neben Homer stand ihm wohl Goethe am höchsten, aus
dessen Werken er häufig zu zitiren liebte; er fühlte sich nicht nur
in seinen poetischen, sondern auch in seinen abhandelnden Werken zu
Hause und war besonders in den «Beiträgen zur Optik» und in der


«Farbenlehre» wohl bewandert. An Hebel erlabte er sich häufig,
vornehmlich am «Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes»,
dessen Anekdoten und Schnurren er mit Behagen erzählte.
Als ein leidenschaftlicher Musikfreund besuchte er gerne die
Konzerte und liess sich von der Frau eines Freundes nicht selten
seine Lieblingsmelodien vorspielen. Wie in der Litteratur hielt er
sich auch hier wesentlich ans Alte. Die älteren Italiener, Bach, Mozart,
Beethoven, Schubert waren sein Reich; der Reigen der seligen
Geister in Glucks «Orpheus», den er nicht oft genug hören konnte,
rührte ihn leicht zu Thränen.
Die Musik hörte für ihn eigentlich mit Beethoven auf; von den
Neuern kannte er wenig genug. Chopin und Wagner widerstrebten
ihm beide in gleichem Masse. Gerne spielte er sich zu Hause seine
geliebten Weisen auf dem alten Harmonium.
 
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