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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1902

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Arnold Böcklin in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.43206#0023
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i7

Urteil vom landläufigen gar zu sehr abstach: er wünschte durchaus
nicht, dass seine Meinung von Hand zu Hand weiter gereicht und
schliesslich an die grosse Glocke gehängt würde. Seine Bilder, nicht
sein Urteil gingen die Welt etwas an.
Man muss noch Eines hinzufügen: seine Urteile über den
gleichen Gegenstand differirten nicht selten innerhalb kurzer Zeit-
räume. Das rührt davon her, dass er der Stimmung, dem augen-
blicklichen Eindruck folgte.
Aber es hat noch einen andern Grund: er pflegte sich den
Frager zweimal zu besehen, und je nachdem enthüllte er seine An-
sicht ganz, teilweise oder auch gar nicht und begnügte sich mit dem
Anschluss an die übliche Meinung. Ganz offen — es sah ihm aller-
dings damals äusser seinem Schüler noch kaum Jemand auf den


Bassin vor dem Atelier.

(Phot. Link.)

Mund — hat er sich gegen Schick ausgelassen, und auch darum ist
das Tagebuch dieses Malers so wertvoll. Schon damals fehlte es
übrigens bei ihm nicht an verblüffenden, ja befremdenden Urteilen,
wie z. B. die über Rembrand und Feuerbach sind.
Einen Gegenstand gab es, über den sich der gerne Schweig-
same des langen und breiten ergehen, über den man von ihm förm-
liche Vorträge und Abhandlungen hören konnte. Das war das
Problem der Flugmaschine, das ihn mindestens dreissig Jahre seines
Lebens beschäftigt hat und dem er erst entsagte, als er niederbrach.
Leider steht es äusser Zweifel, dass er einem Phantom nachjagte,
d. h. dass er, von falschen Voraussetzungen ausgehend, einen zur Lösung
unrichtigen Weg beschritt. Die Leiter der Luftschifferabteilung der
preussischen Armee und der Physiker Helmholtz trafen in diesem
 
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