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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1907

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Der Kratz
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https://doi.org/10.11588/diglit.43211#0008
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Ausübung seines Architektenberufes in grösserem Masse zu widmen,
und doch war er hiezu durch seine Erziehung und Vorbildung treff-
lich ausgerüstet.
Sein Vater war der hochbegabte zürcherische Architekt und Bau-
meister Hans Conracl Stadler (1788 1846), ein feingebildeter, weit¬
gereister Mann, „der in seinem Hause die Sitten edler Gastlichkeit
und freier Geselligkeit vielfältig und in einer zu Zürich seltenen Weise
übte“ (siehe dessen Biographie im Neujahrsblatt 1847 der Künstler-
gesellschaft).
Das Haus „zum goldenen Ring“, welches Hans Conrad Stadler im
Kratzquartier für seine Familie erbaute und das s. Z. auch von Prof.
Stadler mit seiner Familie bewohnt wurde, hat wie das ganze Quar-
tier Neubauten weichen müssen.
Julius Stadler hat seine Erinnerungen an dieses Quartier für sich
aufgeschrieben. Das Interesse, welches diese Schilderungen für jeden
Freund unserer stadtzürcherischen Geschichte haben, mag deren
wörtliche Wiedergabe hier rechtfertigen.

DER KRATZ.
„„Das Fraumünsteramt, der Musiksaal und all die Anbauten an der
Fraumünsterkirche sind fort und mit diesen ist auch der letzte Rest
verschwunden des so eigenartigen Quartiers, „Kratz“ genannt. Mehr
als sechzig Häuser sind gefallen und nur ein Bewohner ist geblieben
und hat sich ein neues Heim auf eigenen Grund gebaut, alle andern
sind vertrieben oder gestorben.
Verschwunden ist der Baugarten mit seinen Bäumen und aus-
sichtsreichen Terrassen, dem Kratzturm und seinem schauerlich
tönenden Feuerhorn, das malerische Stadthaus mit der rebenge-
schmückten Stadtmauer und dem an Edelobst reichen Garten; fort
ist der Steinhof, sein schöner Maulbeerbaum und seine blumenreiche
Zinne. Löwensteig, Greifenstein, Metropol heisst’s jetzt, wo Stein-
hof, Spinnhof, gelber Ring, Harzpfanne, Fass, Engel, Fliegender Engel,
Engeli, Streitaxt, gelbe, weisse, rote Rose gestanden. Die Häuser
waren, wenige grössere ausgenommen, klein, ja es gab nicht wenige
von nur einer Stube in der Front mit einem drei- bis vierteiligen oder
 
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