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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1911

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Das Künstlergut
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https://doi.org/10.11588/diglit.43215#0046
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Auf den Exodus aus dem Kkünlſtlergut hin waren alle Bilder gründ-
licher Reviſlion unterworken worden. Mlanche Reſstaurationsarbeit ergab
ſich dabei als notwendig. Huch hier wurde mit multerhafter Präziſion
alles kertiggeltellt, lo daß der Umzug auk den Beimplatz ohne Störung glatt
und licher vor lich gehen konnte.

Früher, als man gedacht hatte, war der Fortexiſtenz des Künltlerguts
ein Ende gesetzt worden. Die Regierung hatte Eile für die Univerlitäts-
bauten, die in ſolzer Monumentalität ſich an der Stelle erheben ollen,
wo einit das bescheidene Künſtlergut mit ſeinem Galerie-Appendix ſich er-
hob. Ein ſchönes Zuſlammentreffen dart es genannt werden, daß der
Architekt, dem die Kunltgelellſchaft vertrauensvoll den Bau ihres Haules
übertragen hat, auch für das Universitätsgebäude erkoren worden iſt. Das
Baubureau für dieles große Unternehmen hat in den Räumen des alten
Künltlergütli leine Unterkunft gefunden. Schon auk Anfang Oktober 1909
mutzte daher das MWirtſchattsgebäude an den Staat übergeben werden. So
ſchloß man denn auch die Gemäldelammlung auf dielen Termin.

Moch einmal verlammelte ~ am 30. September ~- ein Mahl eine
Itattliche Anzahl Mitglieder in dem allen liebgewordenen Gelellſchaftsſaal.
Es mußte Hbſchied genommen werden. Huch einen Vertreter der Re-
gierung, der neuen Beſitzerin, lan man an der Takel und hörte aus
ſeinem Munde Worte der Anerkennung für die Zürcher Kunltgelellſchaft,
Worte, die lich diele um Io eher gefallen laîſen konnte, als lie bei ihren
Bestrebungen und Leiſtungen dem Staate nie zur Laît gefallen war, ob-
ſchon ſie lich gewitz beträchtlich über die Grenze der Stadt hinaus manches
bleibende Verdienſt um die Hebung der älſthetiſchen Bildung und die Ent-
wicklung des in unſerm ganzen grauen MWerkeltagsleben To vichtigen
Sinnes für das Schöne als einem költlichiten Lichte und Wärmelpender
des menschlichen Daſeins erworben hat.

Beute îteht von dem Sammlungshaus des künltlergütli Thon kein
Stein mehr auf dem andern. Im ſchlichten SGeſellſchaftshnaus, das in leinem
ganzen Äußern das Gepräge einer anſpruchslos-gemütlichen Zeit an lich
trägt, die auf Nimmerviederſehen aus unlern großen Städten entſchwunden,
iſt jetzt ein Stab von Arbeitern an den Zeichnungstischen tätig, um Pläne
zu entwerfen und auszuziehen für den großen Bau, der an der Stätte,
wo einſt der Kunit mit treuem Eiter und ſhöner Begeiſterung geopkert
wurde, der Wiſſenſchaft ein Beim bieten Toll. Es iſt ein wohltuender Ge-
danke, daß auch künftig auf jener Höhe ein Wahrzeichen idealer Ge-
ſinnung lich erheben wird. Denn ohne dieſe iîſt eine wahre Pflege der
Wiſſenſchatt Io wenig als der Kunît denkbar.
 
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