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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0007
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Die Ausheilung des kebenswerkes von Albert Welti, die vergangenen
ßerbst im Zürcher Kunsthause stattsand, ist in unserer Zeit wechseln*
der Kunstanschauungen ein wirkliches Erlebnis geweien. Bier iah man io
recht in den ganzen Reichtum einer starken und vielseitigen Künitler -
persönlichkeit hinein, versolgte ihre Entwicklung von kleinen Ansängen bis
zu reiser ßöhe und sühlte mit Schmerz, das$ ein großer Künitler von uns
gegangen. Einer von denen, die Eigenes und Cieses zu lagen haben und
dies Eigene auch in höchst persönlicher Weise zum Ausdrucke bringen;
Einer von denen, die ganz im Schweizer Volkstum wurzeln, die nicht nur
seine herbe Krast, iondern auch seine tiese Innerlichkeit und seinen glück*
liehen Bumor besitjen; Einer von denen, die nie ein Werk geschassen, auch
das kleinste nicht, ohne die hiebe, die warm und sonnig das Ganze durch*
dringt und den Beschauer beglückt und sroh werden läs$t.
Aus dieser Auskeilung wurde es auch ohne weiteres klar, wie unrecht
man Welti lange getan, das} man ihn einsach unter die Böcklinnachahrner
einreihte. Es ist io wohlseil, einen Künitler mit derartigen Vergleichen
abzutun. Dasj er als Böcklins Schüler, der seinen ITleister auss ßöchste
verehrte, in seinen Bann geraten musjse, ist das kos des Schülerverhält*
nisses, dem sich auch der Calentvollste nicht entziehen kann; dasj er sich
davon aber wieder in heilem Ringen sreimachte, dasj er das bei Böcklin
Gelernte nur dazu brauchte, seine eigenen Sdeen um so belser aus eigene
Weise auszudrücken, das ist sein großes Verdient!. Seine reisen Bilder
haben denn auch mit Werken Böcklins nichts anderes gemein, als dasj
sie beide Produkte einer srei schassenden poetischen Phantasie sind und in
Cempera gemalt wurden, wobei aber sowohl der Inhalt wie die sormale
und sarbige Durchbildung grundverschieden sind.
Viel eher gehen die Wurzeln Weltischer Kunst in entsernte 3ahrhun-
derte zurück, wachsen unbewußt aus gleichem Empsinden heraus, wie die
Werke der alten deutsehen ITleister, mit denen er auch als ITlensch so grosje
Ähnlichkeit hatte.
 
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