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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0026
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20

und den er zugleich in seinen Ersahrungen über die Cechnik der Alten
unterrichten wollte. Vorher haste er eine Zeitlang wieder mehr mit Firnissen
gemalt.
Sch musste nun erss ziemlich viel Farben reiben. Das dauerte etwa
eine Woche; und in dieser Zeit musfte ich mich oss verwundern, wie ruhig
der ITleisser sroh dem Gerassel des Farbenläusers weiter arbeitete, und ich
schämse mich im süllen über meine eigene Empsindlichkeit in solchen Dingen.
Aus einem Gessell haste der ITleisser in vielen Schächtelchen, Paketchen und
Gläsern seine Pulversarben, darunter solche, welche er manchmal mit vieler
Anssrengung erworben. Von einem wundervollen Kasseierbraun, das sonss
nirgends im Bandel zu haben war, Tchenkse er mir, als ich nach seinen
Farben dann auch noch die meinigen anrieb. Dann ging es an die Berei*
sung des Kirschharzgummis, den ich sür mich zu Sause machte, der mir
aber bis zur Stunde nie so gelungen iss, wie ihn die Frau Prosessor Böcklin
zu bereisen wu^se. Und endlich ging’s ans malen, nachdem auch noch
Kreidegrund aus Caseln gemacht worden war. Sch machte mit großer Freude
meine erssen Sprünge in Cempera, alles so kleine Einsälle aus dem Kops,
nachdem ich dem ITleisser meine neuern Bilderversuche haste zeigen müssen,
tagte er mir, welche ich nun einmal versuchen solle auszusühren. Von der
Zeit an konnte ich sass ganz sür mich arbeiten, nur durch einen durch
grosje, schwarze Vorhänge abgesrennsen Raum vom [Peisser getrennt, so dasj
ich oss leicht zwischen den Vorhängen durch beobachten konnte, wie er
arbeitete.
nach einem Viertel* oder halben Sahre machte der meisser schon eine
kleine Schwenkung in der Cechnik; er suchse das Eiweiß, das er sür die
fflischungen mit Weis} benutzte, mit Öl, beziehungsweise Firnis zu emul*
sionieren, was aber nicht gut ging. Sch machte die Schwenkung natürlich
auch mit, und bald daraus auch die seilweise Rückkehr zur Öl*, beziehungs*
weise Firnismalerei, welche einen nach den Strapazen des Cempera* und
besonders des Emulsionsseldzuges recht ersrischte und wieder recht im sreien
Schassen ergehen Iies$. Säste der meisser sich damals enfschliesjen können,
stats Eiweis Eigelb zur Emulsion zu nehmen, wäre alles ganz leicht ge*
gangen, aber er haste mit dem Eigelb allein schlechte Ersahrungen gemacht.
Das Springen der Farbe war immer noch die Sauptkalamisät der
Cempera. Einer kleinen Uladonna, an welcher ich mit großer hiebe malte,
war schlies}lich durch die täglichen, sreilich ganz berechtigten Einsprachen
des ITleissers ssückweise von der Case! der Grund mit der ITlalerei ab*
gesallen, einmal iah sie ganz ordentlich aus. Dann kamen die Emulsions*
und Firniswehen und die Frische war zum Ceusel. So ging es schliesjlich
 
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