Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

DOI Heft:
[Text]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0030
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Iloch eigenartiger und sscirker wirkt die «ITladonna)», die wohl in
manchem Anklänge an den Uleisser zeigt ober eher noch aus die alten
Deutrehen und üiederländer zurückgehs, die ja auch Böcklin besonders ans
Berz gewachsen waren. Crosj allem ist es aber mehr eine ssarke Ver*
wandsTchass mit ihnen als bewußte Anlehnung, denn das Bild ist von
einer Innigkeit der Empsindung, von einer Leuchtkrast und Schönheit der
Farbe, die ein nur nachgeahmtes Werk niemals haben kann. Wie die
Figuren gegen das kalte Weit der Lust in warmen tiesen Cönen slehen,
aus denen das Rot in drei Variationen von Violettrot, warmem Zinnober
und Braunrot herausleuchtet, ist von großer kolorissischer Wirkung. Snseres*
sant ist, dat aus der Skizze sür das Bild Fchon die Alpenkette als Binser*
gründ verkommt, wie er Fie späser io gerne verwendet; bei der Aussührung
ist dann die schon komponierte mittelalterliche Stadt an ihre Stelle ge*
kommen — wohl aus Anraten Böcklins. - Das Bild ist ein Beispiel sür
die Firnismalerei, wie sie Böcklin damals anwandte, wobei als ITlalmissel
eine mischung von Copal ä l’huile, Bernsseinsirnis und Petroleum diente.
Ilur der Bimmel ist in reiner Uempera gemalt.
Als Beispiel sür die Uemperamalerei dieser Zeit sei der «Bacchanten*
zugi* genannt. Sehr einsach und Fchlicht in der Farbe legt er das Baupt*
gewicht aus die sigurenreiche Komposision, die mit köstlichen Einsällen
ausgessasses ist. Bier wurde als ITlalmissel solgende ITliFchung verwandt:
9 Ceile KirFchgummi, 1 Ceil Cerpensinöl, 1 Ceil Petroleum und 1 Ceil
Eopaivabalsam. Auch beim Anreiben der Farben wurde diele ITlirchung
beigegeben. Zum Verdünnen wurde Woher genommen. Ilur das Kremier*
weis} wurde mit geschlagenem Eiweisj angerieben, von welchem der Schaum
sorgsältig vorher abgegossen worden war.
Hoch wäre ein Porsrais einer verdorbenen Verwandten (Frau Welti=Beer)
zu nennen, das er nach Photographie malte, 5n der ganzen Aussassung
schlicht und sein, besonders der Ausdruck der Augen von einer Innigkeit,
die man nicht wieder vergibt; dazu von einer ernssen Feierlichkeit in der
Farbe, in der ein dunkles Violett, Schwarz und tieses Grün zu einem
weihevollen ITloIlson zusammenklings.
Ende 1890 richtete er sich also wieder in seinem alten Stübchen in der
Bärengasse ein. Bier wurde gemalt, radiert und - unter Seuszen Buch
gesührt sür das väterliche Geschäst, Rechnungen geTchrieben oder was es
gerade an andern schrisslichen Arbeiten zu machen gab. Denn der Vater
verlangte, das} er sich wenigssens aus diele Weise etwas verdiene, da es
mit dem Erwerb aus der Hlalerei noch lehr windig aussah.
 
Annotationen