Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zürcher Kunstgesellschaft [Editor]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

DOI issue:
[Text]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0044
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
36

ITlalen und von nun an Schrist sür Schrist aus eigenem Wege weiter.
6s war, als ob nur das Versallen der Zürcher ssshmolphäre mit allen
Böcklinreminiszenzen nötig gewelen wäre; - was jes}s in Ulünchen ens-
iseht, ils Fleilch von seinem FleiSche.
Vor allem ils es nochmals das Klosiv der bewegten Pserde, das ihn
lo ost Schon beTchästigs haste und das jesjs in neuer Pallung zu glücklicher
bildmäbiger Lölung gebracht wird. Es lind diesmal nicht mehr durch die
buss ssürmende Walküren, sondern kämpsende IKännergelsalsen, die «nebeh
reiser» (Casel I), die aus den wildbewegsen Pserden sihen. Wie um den
Schrossen Felszacken im erssen ssusdämmern des Illorgens die Hebel aus-
und abwirbeln, wie Hlann und Rob in hartem Kampse daherlsürmen, die
Pserde hinauslprengen, lieh bäumen und wieder Kürzen, ils von packender
Wirkung — GeiSserssimmung herrTcht in dem Bilde. Durch das Überwiegen
der kalten Cöne sehlt dem Ganzen etwas die rein kolorissilche Wirkung,
doch wird vielleicht gerade durch das Vorherrschen dieler kalten Blau,
Grau und Gelb das Geisterhaste in der Stimmung um lo eher erreicht.
Hoch ein anderes Bild voll Itarken Uemperamenss und lultiglser Be-
wegung stehs gleichzeitig aus der Stasselei: die «Walpurgisnacht» (Casel
il). Bus ähnlichem Geilte geboren wie Gottsried Kellers «Spiegel, das
Kätzchen» bringt es durch rein malerische Klisse! das PhansassiTche der
Situation gleich glaubwürdig und überzeugend zum Ausdruck, ssuch Keller
hätte Sicher leine Freude daran gehabt und ihm wohl mehr darüber ge-
lagt als: «So, Schön, lebed Sie wohl, ßerr Welsi», wie Seinerzeit im Böcklim
atelier vor leinen ssnsängerlachen !
Schon der Gegeniah zwilchen dem süllen Zauber der Klondnachs und
dem tollen ßexengewimmel in der Lust, zwilchen der heimeligen Galle
mit dem brav heimziehenden Bürgersmann und der wilden ssusgelallenheis
der aussahrenden Belenreiserinnen, all das verlebt unmittelbar in die
Spuk= und Klärchenlsimmung des Ganzen. Und dabei ils die Kompo-
lision sroh aller Bewegtheit von Solcher Gerchlossenheis und die Farbe von
Solch einsach Starker ßalsung, dab eine völlig harmonische GeSamswirkung
erzielt wird. ~ Aus den vorhandenen Zeichnungen und Entwürsen (ssb-
bildung 14, 15, 16) iss die langsame Entstehung des Bildes zu versolgen,
die bezeichnend sür Weltis Art zu arbeiten ils. Das Chema wird erss in
allen möglichen Variationen in Kohle probiert und langlam vereinsacht.
Ansangs Schwebt ihm ein Kirchturm vor, um den herum die ßexen im
Kreile ihre «Rosle» bändigen (wie in einer BeiSchriss die Beten launig
genannt lind); dann ils es eine reichere ßäulergruppe, die endlich zu dem
großen Giebelmosiv mit dem mächtigen Schornstein zulammengesabs wird.
 
Annotationen