Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

DOI Heft:
[Text]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0081
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62

Süden die Alpenkesse ganz noch im Schnee, wo man jeden morgen die
GlesTcher in der Sonne glänzen lieht. j>
Bier in der heimeligen Wohnung und der schönen Umgebung geht
es an die Arbeit sür das Ständeratsbild. Als Chema haste Welsi sich
selbss die Darssellung einer Landsgemeinde im Kanton Unterwalden ge-
wählt und sich dabei als Ziel gesegt, diele echt schweizerische Unstitusion
mit aller hiebe und Gründlichkeit zu Fchildern. Vor allem tollte das Lokal*
koloris getrossen, dann aber auch die ganze ernsse ßandlung in ihrer
Gesamsheis sowohl, als in der ITlenge der einzelnen Cypen möglichss
charakseristirch wiedergegeben werden. Das} dabei das Ganze dekorative
ßalsung haben musse, war ihm klar, doch durste dieser nichts von dem
ganzen Reichtum der Szene, wie er ihm vorschwebse, geopsert werden.
Die Arbeiten des Zürcher IHalers Ludwig Vogel waren ihm hier in
gewissem Sinne Vorbild. Die echt schweizerische Aussassung in seinen Kompo*
sitionen haste ihm tchon in der Tugend großen Eindruck gemacht; nun
wollte er aus dieser guten Uradision weiserbauen, — mit seinen eigenen
[Tütteln natürlich, und seiner eigenen Empsindung.
Schon in ITlünchen halte er kleine Vorentwürse gemacht, nun ging es
nach eingehenden Studien in Sarnen, Stans und Alsors an den sarbigen
Entwurs in einem Zehntel der natürlichen Grös^e, an dem er sast ändert*
halb 3ahre arbeitete. <(ßab ihn allerdings,» schreibs er nach Solln, <( etwas
gründlich genommen und sind hals doch wieder 150 Figuren und Köpse
geworden, die aber gut zusammengehen. Weniger konnten sür eine Lands*
gemeinde nicht gut genommen werden. Sch habe dieselbe genommen, wie
sie eben ist, ohne unnötiges Pathos, aber daraus geschaus, das} es ein sarbiges,
lebendiges Bild wird. Denn eine so grobe Fläche (sie ist übrigens in süns
Bogenselder getrennt) mulj doch dekorativ wirken. Den Bintergrund habe
ich mir aber nicht geschenkt tros} allen Cheorien der modernen Schulmeisser."
Und er haste recht. Gerade die landschastliche Szenerie ist sehr
stimmungsvoll und verlebt unmittelbar in das Unterwaldner Land. Da*
bei glückt es ihm, dem Bilde durch den ummauerten Platz und die Ver*
sikalen der dunkeln Baumssämme ein sesses architektonisches Gesüge zu
geben, wozu das erhöhte Weibelhäuschen noch ein weiteres strenges ITlo*
siv beisügt. Die mitte der Komposision wird durch die Regierung und
den Gehenden Landamman stark hervorgehoben, während der Redner
aus der Blauer, nach welchem alles hinhört, dem Bilde eine bessimmte
Handlung gibt. — Der ßaupswert des Ganzen liegt jedoch in der gut*
gruppierten und zusammengehalsenen süenge von charakserissischen Volks*
 
Annotationen