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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1916

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Ruhmes- und Monumentalkunst der italienischen Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.43220#0008
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Earbe malte Zimone Martini im 3abrs 1328 605 keiterbildnis des Suido-
riccio Eogliani im katbaus iu Ziena; nur der Kopf ist Porträt; alles Übrige
vereinigte der Maler ium ^dealbildnis des 6eerkübrers und des krieger-
ftandes überbaupt. Die einfacken grohen Ztilgeletze, welcke das Gemälde
tormten, dürfen cmf das volle Verständnis auck der jüngsten Gegenwart
läblen. ^m Florentiner Dom find 2wei keprälentanten der guattrocentbti-
scken kriegerkunft iu leben; bier mnlte pnolo Uccello den Engländer Aobn
^awkwood voll steifer V^ürde, gani als keliek, aber dock mit eingebender
Modellierung, vielleickt in Erinnerung an ein antikes keiterbildnis. Andren
del Ealtagno läht seinen Uiccolo dn Tolentino (anlckeinend) über das
Zcklacktfeld reiten; Krieger und nur Krieger, ilt dieser Eeldberr mit seinem
Zcklacktroh gleicklnm verwacksen. Geltung, klick und Einltemmen des kom-
mandoltabes, olles bt eiserner V?ille und gröhte Uervenfpannung. Und
das gewaltige Pferd, dos lo lebbaft den Kopf iur Zeite drebt, ist ftoli,
einen solcken keiter trogen iu dürfen. Ueberbaupt ist es der Uusdrucks-
reolist Ealtagno, welcker so eindrücklick wie keiner der Uackwelt den ke-
noissoncemenlcken im kilde verewigt bot; nickt den bonciuligen, von Kultur
und V?obllein übersättigten Florentiner kärger, wie er sick dann so gern
auf den Gemälden vom Uusgang des Quattrocento seben lieh, sondern
jene Gestalten des 14. Aabrbunderts, auf deren titcmilcken Zckultern ibr
Zaeculum und dos folgende ruben. Cs find die unvergehlicken, die mackt-
voll fesselnden und niederiwingenden Gestalten, die einst in der Villa Zok-
fiano nock viel gewaltiger wirken muhten als beute in dem kleinen Ealtagno-
Muleum in Eloreni. Das wucktige lerltören des kleinlicken und Ueber-
lebten und das Ueusckaflen einer grohen Epocke liegt in ibren Gebärden.
Die Elementargewalt des unbändigen Eigenwillens drängt über den arcki-
tektonilcken kabmen binaus und empfängt dock wieder von ibm den
Mahltab ibrer Gröhe. Den Mars der italienilcken kenaillancekunst möckten
wir Eilippo Zcolari benennen, der lick als gewalttätiges Macktprinckp bin-
stellt und mit dem Uusdruck von unläglicker V?elt- und Menlckenveracktung
alles von lick lckreckt, der mit beiden Kiesenbänden das krummlckwert
faht, aber nickt cmlcklägt, weil ibm die einzelnen Menscken dafür iu gering
lind — er Zertrümmert nur Generationen. Die künstlerilcke kecknung ist
monumental einfack; alles liegt im Kontrast der kicktungen und in dem
von Urkraft erzeugten und gesättigten Umrih. En dieser Zwingenden Stel-
lung liegt die Energie der gröhten Epocke italienilcker Selckickte. Undere
Eaktoren der kenaillancekultur begleiten dielen Uusdruck der kriegerilcken
Mackt: Ucciajuoli als die geistig überlegene kerrlckernatur und Earinata
degli Uberti als die eiskalte kube und unerbittlick lckarfe kerecknung.
 
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