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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43224#0046
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Abb. 55. Hans Holbein d. j. Luc Horebout.
Privatbesitz.


und der Basler Holbein verwenden sie
Ausdruck und im Einzelnen

logen und Gelehrte wie Oecolampad,
Pellican, Peter Büßli, und einige reiche
Zürcher Bürger mit ihren Gattinnen. Die
Ausstellung vereinigte ihrer ein halbes
Dutzend. Das Bildnis des Zürcher Zeug-
herrn und Münzwardein UlrichStamp-
f er vertritt sie alle in ihrer Strenge und
Einfachheit der Bonn (Abb. 57). Als
steile, grau und schwarze Pyramide steht
es vom grünblauen Grunde scharf ge-
trennt, mit hart geschnittener, kantiger
Gliederung der Hände mit dem Sex-
tanten, und des Schädels. Die so schlich-
ten Mittel, starke Zeichnung und starke
Kontraste vor blau oder blaugrün ge-
strichenem Grund, sind in der Zeit
international. Der sächsische Cranach
gleich wie der Zürcher Stadtmaler. I111
die Bilder ebensosehr nach

unterscheiden sich

dem Temperament des Meisters wie der Modelle. Der Berner gibt in Jakob
May den überlegenen, kraftvoll gedrungenen Staatsmann und Offizier, Cra-
nach im Spalatin den Stubengelehrten mit etwas weibisch unbestimmten

Zügen und einer nicht sehr glück-
lich geformten Spürnase, Asper in
Ulrich Stampfer einen im Handwerk
auf gewachsenen Rechner und Wäger,
hartblickend und starrköpfig. Eormal
entsprechen die Teile dem Gesamt-
charakter dieser Bildnisse. Beim
Jakob May fließt der Umriß leicht
und rasch, als kürzester Weg für die
Festlegung der knapp und geschmei-
dig gebauten Gestalt; beim Spalatin
herrscht ein System von gemächlich
sich schlängelnden, gelegentlich ver-
weilenden Einien, beim Stampfer -
bildnis ist die Zeichnung wieder sach-
lich und konsequent, dabei nicht ohne
Größe. Auf alle Bälle ist sie unend-
lich reicher und gespannter als in
dem ohne Recht dem Hans Asper
zugeschriebenen oberdeutschen
Bildnis des J. S. v. Herderen
aus Breiburg im Breisgau von 1541


Abb. 56. Berner Meister 1534. Bildnis Junker
Jakob May. Privatbesitz.
 
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