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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43225#0023
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hie und da, wenn ausnahmsweise die Käufer sich spärlich oder
gar nicht einfanden, die Ehre des Künstlerhauses und die Stim-
mung eines Ausstellers, den er als Künstler schätzte, durch eine
Erwerbung, zu der er sich sonst vielleicht nicht unbedingt ge-
drängt fühlte.
Nach dem Bezug des Kunsthauses wurde dieses Verhältnis
ein wenig gelockert oder nahm doch eine etwas andere Form an.
Es ist die Zeit des eigenen Hausbaus. Während des Kunsthaus-
baus hatte er Karl Moser kennen gelernt; ihm vertraute er sich
an bei der Wahl des Bauplatzes und der Anlage von Haus und
Galerie, wobei er selbst die ganze Baufrage als eine ernste
künstlerische Aufgabe betrachtete. Der Architekt erzählt, wie
der Bauherr die Durchbildung des Baues als stattliches Zürcher
Giebelhaus ohne landfremde Zutaten bis zu den letzten Einzel-
heiten mit ihm durchdacht und beraten, wie er ihn etwa zur
Gewinnung guter Anregungen für Fenster- und Türgitterchen
vor die Haustüren und Nischen der Trittligasse und Neustadt-
gasse und ähnlich unverdorbener zürcherischer Inseln geführt
habe. — Stark hemmten indessen die Bausorgen die Förderung
der Sammlung nicht; wohl aber konnte das Kunsthaus nicht
mehr, wie lange Zeit das Künstlerhaus, für einen Sammler die ein-
zige Quelle bedeuten. Die größeren Ausstellungen im Kunsthaus
waren in Zürich nicht mehr allein, sie galten auch nicht überall
mehr als so sehr intim und wählerisch. Diese Eigenschaften be-
anspruchten nun die «Kunstsalons», die einer um den andern
sich einstellten, nachdem Künstlerhaus und Kunsthaus den
Boden bereitet und die Stimmung geschaffen hatten. Im Oktober
1911 wurde der «Wolfsberg» eröffnet, im folgenden Monat kün-
digt die Malwarenhandlung Neupert am Löwenplatz eine Sonder-
ausstellung von H. Huber an, der auch früher schon gelegent-
lich dort Arbeiten gezeigt hatte; im Mai 1912 tut sich am Uto-
quai der Salon Bollag auf, im April 1913 die Moderne Galerie
Tanner an der Bahnhofstraße, gleichzeitig im Sankt Annahof die
neue Galerie Neupert, die später in noch schönere und noch besser
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