Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen — Schaffhausen: Brodtmann'sche Buchdruckerei, Band 2.1890

DOI issue:
4. Umbauten seit der Reformation
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53830#0003
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen.
(Fortsetzung.)

4. Umbauten seit der Reformation.
Im Jahre 1524 beschlossen der Abt Michael Eggenstorfer und der auf zwölf
Glieder zusammengeschmolzene Convent von Allerheiligen, das Kloster in eine Propstei
umzuwandeln und gegen Zusicherung ihrer Rechte, Einkünfte und Pfründen die meisten
Gerechtsame und Besitzungen der Stiftung auf die Stadt Schaffhausen zu übertragen.
Damit ging die Verfügung über den grössten Teil der Klostergebäulichkeiten und
die Verpflichtung zu ihrem Unterhalt auf die Stadt über, noch ehe die vollständige
Durchführung der Reformation auch die Aufhebung der Propstei und dadurch den
Hinfall des gesammten Klostervermögens an die Bürgerschaft mit sich brachte. Die
Verwaltung wurde von dieser Zeit an bis zur Vereinigung der städtischen Aemter
in unserm Jahrhundert durch einen Klosterpfleger unter der Aufsicht von zwei Ober-
pflegern so gut oder richtiger so schlecht besorgt, wie dies auch anderwärts in ähn-
lichen Verhältnissen der Fall war1)- Noch heute ist im westlichen Saale der Finanz-
verwaltung, im Gebäude der ehemaligen alten Abtei, eine Wappentafel mit den
Namen und Wappen von 58 Klosterpflegern von Wilhelm Schupp im Jahre 1525
bis Johann Adam Bäschlin im Jahre 1813 zu sehen.
Die Stadt scheint ihre Aufgabe in Bezug auf die Gebäulichkeiten des Klosters
sofort energisch an die Hand genommen zu haben. Schon 1524 erhielt die Münster-
kirche einen neuen Taufstein. Der Schmuck des katholischen Kultus blieb zunächst
noch erhalten, doch erliess der Rat ein Mandat, in welchem er denjenigen, welche
selbst oder deren Vorfahren Bilder in die Kirche gestiftet hatten, gestattete, dieselben
abzuholen; die Duldung der übrig bleibenden Bilder wurde dem Ermessen des Rates
anheimgestellt. In demselben Jahre erfolgte auch der Bau des Messmerhäuschens2).
1526 wurde an Stelle der Marienkapelle, auf der Gruft, ein Doppelhaus errichtet,
das bald nachher einerseits als Pfrundhaus für den Münsterpfarrer, anderseits als solches
für den Klosterschreiber verwendet wurde3).
’) Harder: Die Klosterpflegerei zu Allerheiligen (Schaffh. Beiträge zur vaterl. Geschichte IV,
S. 131 ff.).
*) Neujahrsblatt 1889, Plan und Ansicht in Taf. I und II lit. T.
3) Ebenda S. 5; Taf. I und II lit. R. Rüeger S. 251 und Antn. 2. Jetzt Pfrundhäuser der
beiden Helfer am Münster und St. Johann. Auf dem Thorbogen des östlichen Hauses findet sich
noch heute die Jahrzahl 1526; in eie Westmauer des westlichen ist ein schmaler steinerner Fenster-
rahmen mit romanischen Ornamenten eingemauert, offenbar von einem viel altern Gebäude, vielleicht
der alten Marienkapelle, herstammend.
 
Annotationen