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Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Der Künstler und Naturforscher Lorenz Spengler aus Schaffhausen — Schaffhausen: Verlag des historisch-antiquarischen Vereins und des Kunstvereins, Band 8.1898

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1. Der Lebenslauf
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https://doi.org/10.11588/diglit.53834#0005
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1. Der Lebenslauf.

Vir praeclarissimus variaque doctrina or-
natus, quo cive Scaphusia gloriatur.
sind in Schaffhausen aus früheren Jahrhunderten durchaus nicht arm an
Männern, die in Kunst und Kunsthandwerk sich ausgezeichnet haben und der Vater-
stadt zu hoher Ehre gereichen. Aber wie wenig wissen wir im allgemeinen von ihnen!
Die jüngere Generation kennt sicher die meisten dieser hervorragenden Schaffhauser
kaum dem Namen nach, während der älteren wohl noch zum Teil die kleinen, beschei-
denen Denkmäler gegenwärtig sind, die ihnen der liebenswürdige Schalch in seinen
« Erinnerungen » gesetzt hat. Das ist freilich wenig genug und leider auch in manchen
Fällen so ziemlich alles, was heutzutage noch zu erfahren ist. Verhältnismässig günstig
liegen die Dinge bei dem Manne, von dem das gegenwärtige Neujahrsblatt handelt.
Als ein vielseitig thätiger Mann hat Spengler die Aufmerksamkeit vieler auf sich
gelenkt und deshalb in der zeitgenössischen Literatur nicht so selten Berücksichtigung
gefunden. Er ist ferner selbst als Schriftsteller aufgetreten und hat uns damit manche
zuverlässige Auskunft über sein Wissen und Können hinterlassen. Endlich hat sich
auch eine Anzahl seiner Briefe erhalten, die wenigstens eine grosse Lücke der Lebens-
geschichte in willkommener Weise ausfüllen. Ja, wir besitzen sogar eine fertige Lebens-
geschichte Lorenz Spenglers, die freilich des Thatsächlichen sehr wenig neues
bringt, sich auch von vornherein als eine Lobrede, wenn auch als eine geschichtliche,
ausgiebt: « Historisk Lovtale over Lorenz Spengler; efter Hr. Pastor F. L. Mourier’s
franske Manuskript, ved P. Poulsen, Bogtrykker », in: «Iris og Hebe», Februar 1808,
S. 148 — 192, Kiöbenhavn. Der Verfasser, Fernand Louis Mourier aus Genf, war
damals erster Prediger an der französisch-reformierten Gemeinde zu Kopenhagen und
Tochtermann unsers Spengler. Trotz diesem günstigen Umstande sind durchaus nicht
alle Angaben richtig, manches eben offenbar der nicht mehr ganz zuverlässigen Erin-
nerung des gealterten Mannes nachgeschrieben, einzelnes sogar nicht einmal originell,
sondern offenbar J. C. Füesslins Künstlergeschichte entnommen. Über eine Hauptsache,
die Frage, wie Lorenz Spengler den weiten Weg vom Kunstdrechsler zum Künstler
zurückgelegt habe, giebt uns Mourier so wenig Auskunft wie die andern Quellen.
Lorenz Spengler war der jüngste Sohn des Joh. Konrad Spengler,
eines Maurers, der sich durch besondere Tüchtigkeit hervorthat und so zum Stadt-
baumeister emporschwang, auch Mitglied des Rates wurde, i) Sein Tauftag (nicht der
i) Joh. Konrad Spengler 1676—1748. Seine Frau Maria gehörte dem in Schaffhausen nunmehr
ausgestorbenen Geschlechte Peter an. « Schaffhausen hatte diesem tüchtigen Manne manche Verschöne-
rung zu verdanken, besonders den Bau der schönen Rheinbrücke », heisst es bei Mourier, wahrscheinlich
nach Angaben von Lorenz Spengler selbst. — Dieser hatte noch vier Geschwister. Der älteste Bruder,
Hans Konrad, 1710—1780, ward wie sein Vater «Stadtmaurer» und Mitglied des Rats. Der zweite,
Johannes, 1711—1736, starb in Bern als Hafner (Faience-Maler nach Mourier). Über den dritten Bruder,
geb. 1717, ist nichts bekannt; er scheint frühe gestorben zu sein. Die einzige Schwester, Barbara,

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