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Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Der Künstler und Naturforscher Lorenz Spengler aus Schaffhausen — Schaffhausen: Verlag des historisch-antiquarischen Vereins und des Kunstvereins, Band 8.1898

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1. Der Lebenslauf
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https://doi.org/10.11588/diglit.53834#0006
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Geburtstag) ist der 22. September 1720. Die Mutter starb wenige Jahre nachher. Im
übrigen wissen wir aus des Lorenz Jugendzeit gar wenig. Mourier sagt, dass die Eltern
eine gesunde Seele in gesundem Körper auf ihn vererbt haben, und dass er zu seiner
Zeit Schulunterricht erhielt. Es sind uns von damals, aus den Jahren 1731 und 1732,
drei Probeschriften erhalten, in denen die zum Teil reich verzierten Initialen besonders
wohl geraten sind und ein gutes Talent zum Zeichnen bekunden. Ungewöhnlich früh
ward dann die Berufsfrage erledigt. Kaum 14 Jahre alt kam der junge Spengler, dessen
Anlagen und Wünsche dahin zielten, in die Lehre zu Teuber in Regensburg, einem
der ersten Kunstdrechsler des 18. Jahrhunderts. Nach fünfjähriger Lehrzeit, die er sehr
gut anwandte, kehrte er 1739 nach Schaffhausen zurück und wanderte noch im gleichen
Jahre nach Bern, um hier als Geselle zu arbeiten. Auf die Dauer scheint ihm aber
Bern für die Entfaltung seiner Talente nicht der rechte Ort gewesen zu sein, wir ver-
nehmen auch nichts von irgend welcher Förderung. Er strebte also weiter, und es
begann im Frühjahr 1743 die Wanderzeit, die mit der Ankunft in Kopenhagen im
Herbst des gleichen Jahres ihren frühen Abschluss fand. Wir sind über diesen Zeit-
abschnitt und noch etwas darüber hinaus verhältnismässig gut unterrichtet durch zehn
an die Eltern gerichtete Briefe, die nun, wenn ihr Inhalt oft auch von untergeordnetem
und zum Teil nur lokalem Interesse ist, hier recht ausgiebig- verwertet werden sollen.
Etwas von dem Wesen des Menschen verraten sie immerhin.1)
Der erste Brief, Bern den 31. Xbris 1740, ist ein Glückwunsch für die Eltern
in Gestalt eines schwungvollen Gebetes. Der Sohn unterschreibt sich: Laur. Spengler
Tourneur.
Im zweiten Brief, Bern den 4. Augstm. 1742, ist zuerst von einer Liste von
Medaillen die Rede (wahrscheinlich für den Bruder bestimmt), dann von einem Schreib-
zeug, das Spengler für seinen Vater gedrechselt hat. Endlich spricht er von den herr-
lichen Ernteaussichten. «Es steht alles so schön in den Reben, sonderlich in Lagotten,
dass mans nicht schöner wünschen könnte. Darneben ist es hier gar zu lustig und
schön. Es werden unaufhörlich neüe Spatziergänge und Promenaden angelegt, dass
man sich darüber billig freüen muss. Ich gehe alle Sonntag um 4 Uhr morgens vor
dass Thor in solche hinaus mit einem nützlichen Buch da mir dann die schöne Situation
dess Ohrts, dass angenehme Grün der Bäumen, dass liebliche Gesang der Vögel, die
geb. 1707, verheiratete sich nach auswärts. — Aus der kinderreichen Familie des ältesten Bruders ver-
heiratete sich die Tochter Helene, geb. 1747, mit einem Herrn Vogtrichter J. C. Fischer, die Tochter
Salomea, geb. 1752, mit einem Herrn Bernhardin Habicht, daher die Verwandtschaft der Spengler mit den
betreffenden Zweigen dieser Geschlechter, in deren letzterm sich heute noch die meisten Spengler-
Reliquien befinden. — In Kopenhagen (und somit wohl auch in Schaffhausen) nahm man zu unsers
Spenglers Zeiten an, dass das in Deutschland, in den Niederlanden und in der Schweiz verbreitete
Spengler-Geschlecht aus Schlesien stamme, und der Stammvater des Schaffhauser Zweiges sollte der
Syndikus Lazarus Spengler in Nürnberg, ein Zeitgenosse und Freund Luthers, sein. — Gleichzeitig mit
unserm L. Spengler lebten gegen das Ende der achtziger Jahre noch zwei andere Schaffhauser Spengler
in Kopenhagen, die Brüder Lorenz und Heinrich. Ersterer schreibt 30. Juni 1789 an Schmid, den Gehülfen
Trippeis in Rom, dass er bei einem Meister Abildgaard drechseln lerne, auch englische Elektrisier-
maschinen verfertige und auf Verordnung von Ärzten selbst elektrisiere. Sein Bruder Heinrich sei seit
fünf Vierteljahren nun auch hier. Bald nachher betrieb Lorenz eine Spiegelfabrik.
*) Die zwei frühesten Briefe sind im Besitz des Herrn Habicht-Oechslin, woselbst sich auch die
oben erwähnten Probeschriften befinden; die acht folgenden Briefe besitzt Herr Wilhelm Habicht. Aus
letzterer Serie ist durch Rudolf Wolf bereits einiges zum Abdruck gebracht in der Vierteljahrsschrift der
Zürcher Naturforsch. Gesellschaft. 1873.
 
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