Schreiber dieser Zeilen gehöde unter die damals stark beeindruckten
Betrachter, und seitdem hat ihn der Gedanke nicht losgelassen, das
Lebenswerk Reiters künstlerisch zu erfassen. Praktische Voraussetzung
dazu war die Veranstaltung einer Ausstellung, die einen Ueberblick
über seine Leistungen ergab. Herr Oskar Salzer ermöglichte ihm
in großzügiger Weise die Durchführung dieses Planes. Die so
zustandegekommene Ausstellung umfaßt Werke aus allen Lebens-
jahren des Künstlers von 1835 bis 1889 — also von seiner Studien-
zeit bis zum Jahr vor seinem Todte.
Johann Baptist Reiter ist am 4. Juli 1813 und zwar im Haus Nr. 102
der Linzer Vorstadt Urfahr als Sohn eines Tischlermeisters gleichen
Vornamens geboren. Der Mädchennamen seiner Mutter war Für-
hauser. Der junge Johann Baptist, der zwei jüngere Schwestern
hatte, sollte den Beruf seines Vaters ergreifen und erlernte auch
das Tischlerhandwerk. Sein Talent, das sich früh zeigte, fand zu-
nächst bei der Bemalung der aus der väterlichen Werkstatt her-
vorgegangenen Bauernmöbel Verwendung;. Er entwarf die Deko-
rationen; seine Schwester Julie führte sie aus und verkaufte sie von
Hof zu Hof ziehend. Reiters Entwicklung begann also im Rahmen
der traditionellen dekorativen Volkskunst. Nach der Familientradition,
die sich mit der allerdings in der Kunstliteratur immer wiederkeh-
renden Anekdote von der Entdeckung eines zu Hause verkannten
Talentes deckt, soll ein fremder Besucher der elterlichen Werkstatt
auf den jungen Menschen aufmerksam geworden sein und die
Eltern dazu vermocht haben, den Sohn auf die Akademie zu
schicken. 17 jährig zog er mit 15 Gulden in d'er Tasche1, zum
Schmerz seines Vaters, der ihn in der Großstadt untergehen sah,
nach Wien. Ein Freund und' Kollege, der Linzer Maler Zinögger,
begleitete ihn. Das geschah im Jahre 1830. In den folgenden Jah-
ren bis 1837 kommt sein Name außer 1832 in den Schülerlisten der
Wiener Akademie vor und wird 1839 noch einmal, aber nur im
Winterkurs, genannt. 1837 erhält er für seine Zeichnungen den Lampi-
Preis. Sein wichtigster Lehrer war Carl Rahl.
Als Reiter die Akademie verließ, war er 26 Jahre alt. Reiter scheint
aber schon während seiner Akademiezeit Erfolge als Porträtist ge-
habt zu haben, die ihm bald ein bequemes Auskommen sichern
sollten. Er stellte seit 1834 regelmäßig in der alten Akademie zu
St. Anna aus und fand unter den Mitgliedern der Hocharistokratie
Auftraggeber. Die Fürsten Liechtenstein und die Grafen Ester-
hazy werden unter seinen Gönnern genannt. Während die Aus-
stellungslisten der Akademie von 1834 bis 1837 nur Porträts auf-
zählen, erscheinen seit 1838 die Genrebilder, denen er seinen rasch
steigenden Ruhm verdanken sollte. Gleich das erste dieser Bilder
heißt charakteristischerweise „Kinder mit einer Katze spielend";
Reiter hat bis in sein hohes Adter mit Vorliebe Kinderbilder ge-
malt. Es muß ihm in den vierziger Jahren ausgezeichnet gegangen
sein. Damals heiratete er zum ersten Mal. Seine Frau Anna, von
ihm Nina genannt, die Tochter eines Linzer Badeanstaltbesitzers,
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Betrachter, und seitdem hat ihn der Gedanke nicht losgelassen, das
Lebenswerk Reiters künstlerisch zu erfassen. Praktische Voraussetzung
dazu war die Veranstaltung einer Ausstellung, die einen Ueberblick
über seine Leistungen ergab. Herr Oskar Salzer ermöglichte ihm
in großzügiger Weise die Durchführung dieses Planes. Die so
zustandegekommene Ausstellung umfaßt Werke aus allen Lebens-
jahren des Künstlers von 1835 bis 1889 — also von seiner Studien-
zeit bis zum Jahr vor seinem Todte.
Johann Baptist Reiter ist am 4. Juli 1813 und zwar im Haus Nr. 102
der Linzer Vorstadt Urfahr als Sohn eines Tischlermeisters gleichen
Vornamens geboren. Der Mädchennamen seiner Mutter war Für-
hauser. Der junge Johann Baptist, der zwei jüngere Schwestern
hatte, sollte den Beruf seines Vaters ergreifen und erlernte auch
das Tischlerhandwerk. Sein Talent, das sich früh zeigte, fand zu-
nächst bei der Bemalung der aus der väterlichen Werkstatt her-
vorgegangenen Bauernmöbel Verwendung;. Er entwarf die Deko-
rationen; seine Schwester Julie führte sie aus und verkaufte sie von
Hof zu Hof ziehend. Reiters Entwicklung begann also im Rahmen
der traditionellen dekorativen Volkskunst. Nach der Familientradition,
die sich mit der allerdings in der Kunstliteratur immer wiederkeh-
renden Anekdote von der Entdeckung eines zu Hause verkannten
Talentes deckt, soll ein fremder Besucher der elterlichen Werkstatt
auf den jungen Menschen aufmerksam geworden sein und die
Eltern dazu vermocht haben, den Sohn auf die Akademie zu
schicken. 17 jährig zog er mit 15 Gulden in d'er Tasche1, zum
Schmerz seines Vaters, der ihn in der Großstadt untergehen sah,
nach Wien. Ein Freund und' Kollege, der Linzer Maler Zinögger,
begleitete ihn. Das geschah im Jahre 1830. In den folgenden Jah-
ren bis 1837 kommt sein Name außer 1832 in den Schülerlisten der
Wiener Akademie vor und wird 1839 noch einmal, aber nur im
Winterkurs, genannt. 1837 erhält er für seine Zeichnungen den Lampi-
Preis. Sein wichtigster Lehrer war Carl Rahl.
Als Reiter die Akademie verließ, war er 26 Jahre alt. Reiter scheint
aber schon während seiner Akademiezeit Erfolge als Porträtist ge-
habt zu haben, die ihm bald ein bequemes Auskommen sichern
sollten. Er stellte seit 1834 regelmäßig in der alten Akademie zu
St. Anna aus und fand unter den Mitgliedern der Hocharistokratie
Auftraggeber. Die Fürsten Liechtenstein und die Grafen Ester-
hazy werden unter seinen Gönnern genannt. Während die Aus-
stellungslisten der Akademie von 1834 bis 1837 nur Porträts auf-
zählen, erscheinen seit 1838 die Genrebilder, denen er seinen rasch
steigenden Ruhm verdanken sollte. Gleich das erste dieser Bilder
heißt charakteristischerweise „Kinder mit einer Katze spielend";
Reiter hat bis in sein hohes Adter mit Vorliebe Kinderbilder ge-
malt. Es muß ihm in den vierziger Jahren ausgezeichnet gegangen
sein. Damals heiratete er zum ersten Mal. Seine Frau Anna, von
ihm Nina genannt, die Tochter eines Linzer Badeanstaltbesitzers,
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