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Neumeyer, Alfred; Cézanne, Paul
Paul Cézanne, die Badenden: Einführung — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 38: Stuttgart: Reclam, 1959

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Das Leben Cézannes
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https://doi.org/10.11588/diglit.62838#0040
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gen Park, das der Vater 1859 erworben hatte, blieb ihm
stets das Herzstück der so innig geliebten und um-
worbenen heimatlichen Landschaft. Von 1852—1858 be-
zog der Knabe das College Bourbon in Aix, wo er sich
eine humanistische Bildung erwarb, die sich in munteren
lateinischen und französischen Versen sowie in seiner
lebenslangen Vertrautheit mit dem französischen Schrift-
tum ausdrückte. Hier auch wurde die ein halbes Leben
dauernde Freundschaft mit dem Klassenkameraden Emile
Zola geschlossen. Im November 1858 trat Cezanne in
die Akademie von Aix ein, wo ihm vor allem die Ele-
mente des akademischen Aktzeichnens gelehrt wurden,
die aus der Tradition von Raffael-bis Ingres entwickelt
waren. Der Maler hat denn auch nie seine Abneigung
gegen diese Meister überwunden. Im Salon des elterlichen
Hauses malte er originell primitive Wandbilder, die er
mit Selbstironie „Ingres“ signierte. Nach einigen Ver-
suchen als Student der Rechtswissenschaften willigte der
Vater endlich im Jahre 1861 ein, daß der Sohn als
Kunstschüler dem Freunde Zola nach Paris nachfolgen
dürfe. In diesem und dem folgenden Jahr arbeitet er im
„Atelier Suisse“, wo er die Bekanntschaft des Getreuen
Ekkehart der späteren Impressionisten, Camille Pissarros,
macht. Bis zum Ausbruch des deutsdufranzösischen Krie-
ges 1870/71 verbringt er die meiste Zeit in Paris, von
jeweils mehrmonatigen Besuchen in Aix unterbrochen. Die
Begegnung mit den Bildern Courbets und Manets ent-
wickelt die Richtung auf die moderne Ausdrucksform,
während das Studium der Venezianer und Delacroix’ im
Louvre den Sinn für geschlossene Komposition und
ideale Farbigkeit fördert. Hier also vollzieht sich jenes
Zusammenströmen des zeitgenössischen Naturalismus mit
dem klassischen Erbe abendländischer Kunst, das Cezan-
nes Werk zur umfassendsten Darlegung der Möglich-
keiten der Malerei im 19. Jahrhundert machen wird.

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