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sieben Jahre am Feste der Dom-Kirchweih (6. Mai) gefeiert
wurde104. Im Jahre 1444 wurde erstmals ein Ablaß für diese Wei-
sung bewilligt, sie muß also damals schon eine Zeitlang bestanden
und einen beachtlichen Ruf besessen haben105. Neben dieser großen
Heiltumsweisung aber gab es noch partielle Reliquienweisungen, wie
sie uns aus der Mitte des 15. Jahrhunderts für den 6. Mai, den Kar-
freitag und den 9. Oktober (Todestag P. Clemens II.) jeden Jah-
res überliefert sind106. Außer den Häuptern des heiligen Kaiser-
paares und der arca s. Heinrici, die zum Abschluß der Weisungen
in der Reliquienprozession mitgetragen wurde, sind hier auch
erneut die St. Heinrichsfähnlein bezeugt, ferner das Feldbanner des
Kaisers, sein Schwert und vier seiner Gewänder. Dazu kamen vier
Reliquiare mit Gebeinen der Heiligen, der Handschuh der heiligen
Kunigunde, der nach der Legende an einem Sonnenstrahl hängen-
geblieben war107 und mehrere Gewänder aus ihrem Besitz. Unter den
letzteren nahm St. Kunigundens Rock, mit güldenem Faden gewebt
und mit weißem Damaschkat überzogen, eine Sonderstellung ein. An
ihn knüpfte sich der Glaube, daß er schwangeren Frauen zu einer
leichten und glücklichen Geburt helfen könne und solchen, die sich
vergeblich Kindersegen erfleht hatten, die Erfüllung ihrer Wünsche
gewährleiste; gegen ein Geldopfer wurde er den Frauen umgetan
und soll in gar manchen Fällen geholfen haben: St. Kunigunde, die
selbst um der Liebe zu Gott willen kinderlos geblieben war, hatte
im Volksglauben die Macht erhalten, gerade um dieser Entsagung
willen den Frauen in ihren Sorgen und Nöten beizustehen108. Die
Domkustorei hatte aus dieser Sitte stets eine beachtliche Nebenein-
nahme, sie mußte freilich auch häufig für die Ausbesserung des Rockes
Sorge tragen109. Relikte dieses Glaubens haben sich bis in unser Jahr-
hundert hinein gerettet und zeugen noch in der Gegenwart von dem
Vertrauen auf die Wunderkraft der Bamberger Heiligen inmitten
eines säkularisierten Zeitalters.
104 Haimerl, Prozessionswesen S. 88.
105 Looshorn Bd. 4 S. 229 f.
108 Haeutle, Bamberger Dom-Heiligthümer S. 102 ff. Für diese Wei-
sungen wurden die Reliquienverzeichnisse angelegt, die den Bestand des
spätmittelalterlichen Domschatzes wiedergeben.
107 Vgl. oben S. 94.
108 Vgl. oben S. 108 und den dort zitierten Aufsatz von Morper.
M. weist hier die Sitte des Berührens und Küssens der Kunigundengestalt
am Relief des Kaisergrabes (Pflugscharenprobe) als einen Ausfluß eben die-
ses Glaubens nach.
109 Haeutle, Bamberger Dom-Heiligthümer S. 149 und S. 98.
sieben Jahre am Feste der Dom-Kirchweih (6. Mai) gefeiert
wurde104. Im Jahre 1444 wurde erstmals ein Ablaß für diese Wei-
sung bewilligt, sie muß also damals schon eine Zeitlang bestanden
und einen beachtlichen Ruf besessen haben105. Neben dieser großen
Heiltumsweisung aber gab es noch partielle Reliquienweisungen, wie
sie uns aus der Mitte des 15. Jahrhunderts für den 6. Mai, den Kar-
freitag und den 9. Oktober (Todestag P. Clemens II.) jeden Jah-
res überliefert sind106. Außer den Häuptern des heiligen Kaiser-
paares und der arca s. Heinrici, die zum Abschluß der Weisungen
in der Reliquienprozession mitgetragen wurde, sind hier auch
erneut die St. Heinrichsfähnlein bezeugt, ferner das Feldbanner des
Kaisers, sein Schwert und vier seiner Gewänder. Dazu kamen vier
Reliquiare mit Gebeinen der Heiligen, der Handschuh der heiligen
Kunigunde, der nach der Legende an einem Sonnenstrahl hängen-
geblieben war107 und mehrere Gewänder aus ihrem Besitz. Unter den
letzteren nahm St. Kunigundens Rock, mit güldenem Faden gewebt
und mit weißem Damaschkat überzogen, eine Sonderstellung ein. An
ihn knüpfte sich der Glaube, daß er schwangeren Frauen zu einer
leichten und glücklichen Geburt helfen könne und solchen, die sich
vergeblich Kindersegen erfleht hatten, die Erfüllung ihrer Wünsche
gewährleiste; gegen ein Geldopfer wurde er den Frauen umgetan
und soll in gar manchen Fällen geholfen haben: St. Kunigunde, die
selbst um der Liebe zu Gott willen kinderlos geblieben war, hatte
im Volksglauben die Macht erhalten, gerade um dieser Entsagung
willen den Frauen in ihren Sorgen und Nöten beizustehen108. Die
Domkustorei hatte aus dieser Sitte stets eine beachtliche Nebenein-
nahme, sie mußte freilich auch häufig für die Ausbesserung des Rockes
Sorge tragen109. Relikte dieses Glaubens haben sich bis in unser Jahr-
hundert hinein gerettet und zeugen noch in der Gegenwart von dem
Vertrauen auf die Wunderkraft der Bamberger Heiligen inmitten
eines säkularisierten Zeitalters.
104 Haimerl, Prozessionswesen S. 88.
105 Looshorn Bd. 4 S. 229 f.
108 Haeutle, Bamberger Dom-Heiligthümer S. 102 ff. Für diese Wei-
sungen wurden die Reliquienverzeichnisse angelegt, die den Bestand des
spätmittelalterlichen Domschatzes wiedergeben.
107 Vgl. oben S. 94.
108 Vgl. oben S. 108 und den dort zitierten Aufsatz von Morper.
M. weist hier die Sitte des Berührens und Küssens der Kunigundengestalt
am Relief des Kaisergrabes (Pflugscharenprobe) als einen Ausfluß eben die-
ses Glaubens nach.
109 Haeutle, Bamberger Dom-Heiligthümer S. 149 und S. 98.