SCHWEIZERISCHE MALEREI des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhun-
derts bildet den Hauptkern dieser Auktion. Leicht und organisch umlagern dann dieses
künstlerische Schaffen unseres Landes einige wesentliche Werke der Malerei des
gleichen Zeitraumes aus den uns umgrenzenden Kulturbezirken DEUTSCHLAND,
ITALIEN, FRANKREICH.
Ueberraschend, und bis in letzte Phasen aufschlussreich und eindringlich, spiegelt sich
in dem Ausschnitt des Auktionsgutes die ganze Entwicklung weiter Zonen der euro-
päischen, insbesondere der schweizerischen Malerei. Dies mag der innere Grund sein,
dass die Gesamtschau so überzeugend geschlossen und wohltuend einheitlich wirkt.
Diese homogene Klarheit und Sauberkeit des Materials, das in jedem einzelnen Bild die
schicksalhaften Bedingtheiten historischer und personeller Art nachdrücklich erweist,
liessen wohl auch — wie uns scheint zu Recht — den Auktionator absehen von um-
fangreich-beschreibenden und werbenden Bildtexten im Katalog. Dieser begnügt sich,
fast durchgehend, mit der Mitteilung der notwendigsten Angaben, wie Grösse, Signatur,
Provenienz, Reproduktions- und Ausstellungs-Nachweisen. Diese Beschränkung dürfte,
des weiteren, aber auch besagen, und sie besagt es überzeugend: Die Bilder dieser Auk-
tion sprechen alle für sich selbst eindringlich genug! Ihr reines Dasein, in der besonderen,
einmaligen Form farbiger und geistiger Erscheinung, erweist dem Sehenden auch ihren
von Fall zu Fall besonderen Eigenwert!
Diese Anschauung, die mit selbständigen Kennern wie mit eigener, wohlfundierter Samm-
ler-Erfahrung rechnen darf, mag verbindlich übernommen sein auch für diese Einlei-
tung. Es seien darum hier lediglich die kunsthistorischen Entivicklungszusammenhänge,
die ein alphabetisch geordneter Katalog notwendigerweise immer zerreissen wird, wie-
der geknüpft. Denn es ist doch auch so: das einzelne Bild ist ja in seiner ganzen Ge-
gebenheit nicht nur an die einmalig-eigenartige Wesenheit seines Schöpfers gebunden,
noch lediglich an die autochthonen Wirkungsgesetze seiner Gattung, sondern auch an
die besondere Zeit und den besonderen Ort seiner Entstehung.
Zwei Frühwerke des Zürchers Ludwig Hess. (geb. 1760), reichen, als einzige Stücke
der Auktion, noch in das 18. Jahrhundert zurück. Diese still-schönen Ideal-Landschaften,
beide von 1786, sind reizvoll getragen von einem heimisch- und zeitlich-gebrocheneu,
edeln Geist der Antike, obgleich sie noch vor der Romreise des Malers, der bekanntlich
zu den Gründern der zürcherischen Künstlergesellschaft gehört, entstanden sind. (Nr. 126
und 127; Abbildungen Tafel 16 und 17.) Vom Genfer Frederic Fregevize (geb.
1770), bringt die Auktion ein reifes Alterswerk von 1845: den «Blick auf den Vienvald-
stättersee», mit dem fernen Pilatus und dem Stanserhorn. (Nr. 77; Abbildung Tafel 10.)
Von köstlichster Raffinesse die Hirten- und Tierstaffage, die in einem besonderen Sinne
archaisch-primitiv und unerhört entwickelt ist. Ein Formcharakter, den auch die übri-
gen Landschaftselemente weisen. Gewissermassen die ostschweizerische Variante dieses
Genfer-Luzerner-Bildes, das man gerne in öffentlichem Besitz sähe, ist die «Herisauer
Landschaft» (Nr. 275, Abbildung Tafel 41) des in Frankreich, Italien und England ge-
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derts bildet den Hauptkern dieser Auktion. Leicht und organisch umlagern dann dieses
künstlerische Schaffen unseres Landes einige wesentliche Werke der Malerei des
gleichen Zeitraumes aus den uns umgrenzenden Kulturbezirken DEUTSCHLAND,
ITALIEN, FRANKREICH.
Ueberraschend, und bis in letzte Phasen aufschlussreich und eindringlich, spiegelt sich
in dem Ausschnitt des Auktionsgutes die ganze Entwicklung weiter Zonen der euro-
päischen, insbesondere der schweizerischen Malerei. Dies mag der innere Grund sein,
dass die Gesamtschau so überzeugend geschlossen und wohltuend einheitlich wirkt.
Diese homogene Klarheit und Sauberkeit des Materials, das in jedem einzelnen Bild die
schicksalhaften Bedingtheiten historischer und personeller Art nachdrücklich erweist,
liessen wohl auch — wie uns scheint zu Recht — den Auktionator absehen von um-
fangreich-beschreibenden und werbenden Bildtexten im Katalog. Dieser begnügt sich,
fast durchgehend, mit der Mitteilung der notwendigsten Angaben, wie Grösse, Signatur,
Provenienz, Reproduktions- und Ausstellungs-Nachweisen. Diese Beschränkung dürfte,
des weiteren, aber auch besagen, und sie besagt es überzeugend: Die Bilder dieser Auk-
tion sprechen alle für sich selbst eindringlich genug! Ihr reines Dasein, in der besonderen,
einmaligen Form farbiger und geistiger Erscheinung, erweist dem Sehenden auch ihren
von Fall zu Fall besonderen Eigenwert!
Diese Anschauung, die mit selbständigen Kennern wie mit eigener, wohlfundierter Samm-
ler-Erfahrung rechnen darf, mag verbindlich übernommen sein auch für diese Einlei-
tung. Es seien darum hier lediglich die kunsthistorischen Entivicklungszusammenhänge,
die ein alphabetisch geordneter Katalog notwendigerweise immer zerreissen wird, wie-
der geknüpft. Denn es ist doch auch so: das einzelne Bild ist ja in seiner ganzen Ge-
gebenheit nicht nur an die einmalig-eigenartige Wesenheit seines Schöpfers gebunden,
noch lediglich an die autochthonen Wirkungsgesetze seiner Gattung, sondern auch an
die besondere Zeit und den besonderen Ort seiner Entstehung.
Zwei Frühwerke des Zürchers Ludwig Hess. (geb. 1760), reichen, als einzige Stücke
der Auktion, noch in das 18. Jahrhundert zurück. Diese still-schönen Ideal-Landschaften,
beide von 1786, sind reizvoll getragen von einem heimisch- und zeitlich-gebrocheneu,
edeln Geist der Antike, obgleich sie noch vor der Romreise des Malers, der bekanntlich
zu den Gründern der zürcherischen Künstlergesellschaft gehört, entstanden sind. (Nr. 126
und 127; Abbildungen Tafel 16 und 17.) Vom Genfer Frederic Fregevize (geb.
1770), bringt die Auktion ein reifes Alterswerk von 1845: den «Blick auf den Vienvald-
stättersee», mit dem fernen Pilatus und dem Stanserhorn. (Nr. 77; Abbildung Tafel 10.)
Von köstlichster Raffinesse die Hirten- und Tierstaffage, die in einem besonderen Sinne
archaisch-primitiv und unerhört entwickelt ist. Ein Formcharakter, den auch die übri-
gen Landschaftselemente weisen. Gewissermassen die ostschweizerische Variante dieses
Genfer-Luzerner-Bildes, das man gerne in öffentlichem Besitz sähe, ist die «Herisauer
Landschaft» (Nr. 275, Abbildung Tafel 41) des in Frankreich, Italien und England ge-
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