Spandau. 1025
Md Mannspersonen durch Urtheil und Recht, auf eine Zeit-
lang, oder für beständig gesendet werden. Der jedesmali-
ge Generalauditeur hat die Direktion über das Zuchthaus.
Die Zuchthauskapelle ward gleich mit Errichtung des
Hauses 1688 eingerichtet; und ist nachher vergröffert. Sie
bekam 170z einen eignen lutherischen Prediger, der zu-
gleich Festungsprediger ist. Auf dem Plane, vor dem Ber-
linerthore ist die GewehrfabrE, worinn die Laufe zu den
Gewehren geschmiedet und gebohret, Kürasse, Säbel - und
Bajonetklingen von aller Art, geschmiedet und geschliffen
werden, nebst allen dazu gehörigen Maschinen, sehr sehens-
würdig. 1784 waren 8o Arbeiter darinn. Eine besondere
Merkwürdigkeit ist die Erschutterungsmaschme daselbst,
welche von Herrn Paul Engel, einem scharfsinnigen me,
spanischen Künstler, erfunden worden; sie ist in einem
obern Zimmer (aus welchem man eine sehr schöne Aussicht
hat) und mit einem zur Gewehrfabrik gehörigen Wassercade
dergestalt verbunden, daß man, so bald man sich auf den
Stuhl setzet, an dem ganzen Körper, gelinder oder stärker,
so wie die Maschine gestellt ist, erschüttert wird. Vey hy-
pochondrischen, gelahmten und vom Schlage gerührten Per-
sonen, ist sie schon mehrmals nützlich befunden worden. Auf
dem Plane ist, wie oben gedacht, eine katholische Kapelle.
Um die Festung oder LLtadelle zu sehen, muß man
vorher bey dem Kommendanten (jetzt dem Hrn. Obersilleu-
tenant von Zadow) um Erlaubniß nachsuchen. Äusser den
eigentlichen Festungswerken, und den daselbst angelegten
Zucht-und Arbeitsanstalten für die geringere Klasse der
dahin gebrachten Verurtheilten, ist auch das Zeughaus
sehenswürdig, wegen verschiednen alten und großen Ge-
schützes, und wegen eines Wagebuches, worinn sich vor-
dem Fremde, die sich daselbst wägen ließen, auch die Kö-
nig!. Herrschaften einschrieben. Die Kirche auf der Festung
ist ein SLmultaneum, worinn abwechselnd alle 14 Tage
der lutherische Festungs- und Zuchthausprediger, und der
reformirte Stadtprediger Gottesdienst halten.
In der Granienburgrschen Vorstadt, ist bey der
Hcrakschen Meyerey, ein großer Garten mit schönen Al-
len und hohen bedeckten Gängen; desgleichen ist das soge-
nannte Rübizey, ein von dem Hrn. Bauinspektor Leh-
niann sehr angenehm angelegter Berg, der aus einer ganz
Uuu 4 wüster;
Md Mannspersonen durch Urtheil und Recht, auf eine Zeit-
lang, oder für beständig gesendet werden. Der jedesmali-
ge Generalauditeur hat die Direktion über das Zuchthaus.
Die Zuchthauskapelle ward gleich mit Errichtung des
Hauses 1688 eingerichtet; und ist nachher vergröffert. Sie
bekam 170z einen eignen lutherischen Prediger, der zu-
gleich Festungsprediger ist. Auf dem Plane, vor dem Ber-
linerthore ist die GewehrfabrE, worinn die Laufe zu den
Gewehren geschmiedet und gebohret, Kürasse, Säbel - und
Bajonetklingen von aller Art, geschmiedet und geschliffen
werden, nebst allen dazu gehörigen Maschinen, sehr sehens-
würdig. 1784 waren 8o Arbeiter darinn. Eine besondere
Merkwürdigkeit ist die Erschutterungsmaschme daselbst,
welche von Herrn Paul Engel, einem scharfsinnigen me,
spanischen Künstler, erfunden worden; sie ist in einem
obern Zimmer (aus welchem man eine sehr schöne Aussicht
hat) und mit einem zur Gewehrfabrik gehörigen Wassercade
dergestalt verbunden, daß man, so bald man sich auf den
Stuhl setzet, an dem ganzen Körper, gelinder oder stärker,
so wie die Maschine gestellt ist, erschüttert wird. Vey hy-
pochondrischen, gelahmten und vom Schlage gerührten Per-
sonen, ist sie schon mehrmals nützlich befunden worden. Auf
dem Plane ist, wie oben gedacht, eine katholische Kapelle.
Um die Festung oder LLtadelle zu sehen, muß man
vorher bey dem Kommendanten (jetzt dem Hrn. Obersilleu-
tenant von Zadow) um Erlaubniß nachsuchen. Äusser den
eigentlichen Festungswerken, und den daselbst angelegten
Zucht-und Arbeitsanstalten für die geringere Klasse der
dahin gebrachten Verurtheilten, ist auch das Zeughaus
sehenswürdig, wegen verschiednen alten und großen Ge-
schützes, und wegen eines Wagebuches, worinn sich vor-
dem Fremde, die sich daselbst wägen ließen, auch die Kö-
nig!. Herrschaften einschrieben. Die Kirche auf der Festung
ist ein SLmultaneum, worinn abwechselnd alle 14 Tage
der lutherische Festungs- und Zuchthausprediger, und der
reformirte Stadtprediger Gottesdienst halten.
In der Granienburgrschen Vorstadt, ist bey der
Hcrakschen Meyerey, ein großer Garten mit schönen Al-
len und hohen bedeckten Gängen; desgleichen ist das soge-
nannte Rübizey, ein von dem Hrn. Bauinspektor Leh-
niann sehr angenehm angelegter Berg, der aus einer ganz
Uuu 4 wüster;