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Nicolai, Friedrich; Möser, Justus
Leben Justus Mösers — Berlin, Stettin, 1797 [VD18 1451754X]

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https://doi.org/10.11588/diglit.36776#0112
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Leben

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send, aber urban, so wie sein Scherz, seine Satire
milde, nie bitter. Er urtheilte nicht nach Laune,
aber oft skeptisch. Seine Urtheile von einzelnen
Menschen waren weder heftig, noch hämisch; aber
treffend wahr, sobald es sich thun ließ, seine Mei-
nung ganz zu sagen. Er sprach nie beleidigend, und
hielt sich durch Worte oder Widerspruch nicht belei-
digt; und wenige hatten auch einen solchen Menschen
beleidigen können, der gegen alle, die er um sich sah,
indulgent, nur gegen sich selbst streng war.
So lebte er in beständiger Beobachtung seiner
Pflichten und in ungestörtem Geistcsgeuuffe,^ glück-
lich in seinem Harrst, irr der Stadt und im Lande
verehrt und geliebt, seinem eigenen Ausdrucke nach,
«rfreut durch vieles, betrübt durch weniges, gekrankt
durch nichts. Er war meist gesund, und vorbeyge,
hende Beschwerden ertrug er gleichmüthig; er ging
daher auch jährlich nach Pyrmont, nur um sich mit
seirien Freunden Zu unterhalten, und um die heitere
Lust zu genießen, brauchte aber weder Brunnen, noch
Bad.
Bey herannahendcm Alter, empfand er öfter
eine Art von Krampfen, die einige Tage anhielten.
Es war dieses vielleicht bloß eine der gewöhnlichsten
Unbequemlichkeiten des Alters; er schrieb es aber
einem kalten Bade zu, das er einst genommen hatte,
und erklärte diese innern Spannungen durch eine
sehr sinnreiche Hypothese, vermöge welcher er zu de,
 
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