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Noack, Friedrich
Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters (Band 1) — Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.35478#0149
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vielseitige Künstler gewürdigt, ein Bildnis des Papstes Urban VIII. zu
malen, dessen Familie ihn auch sonst begünstigt hat; Kardinal Bar-
berini erwarb eine büßende Magdalena von Sandrart und schenkte sie
dem König von Spanien. Eine in Rom gemalte heilige Familie kam in
den Besitz des Kardinals Richelieu, der ebenfalls dort entstandene Tod
des Seneca schmückt seit 1815 die Berliner Galerie.

Für dieBeziehungenRoms zur deutschen Kunst ist Joachim Sandrart
hervorragend bedeutungsvoll geworden durch seine Kupferwerke; er
steht obenan in der langen Reihe von Stechern, die dem deutschen Volk
die Bekanntschaft mit den antiken Bildwerken, den Denkmälern, Pa-
lästen und Villen der Ewigen Stadt vermittelt haben. Die Anregung zu
diesem Teil seines Wirkens ist wohl in der Hauptsache dem Marchese
Giustiniani zu danken, der seine Antikensammlung in Kupferstichen zu
veröffentlichen wünschte und den Künstler als Leiter des Unterneh-
mens in seinen Dienst und in sein Haus aufnahm. Im Palazzo Giusti-
niani, der am Anfang des 20. Jahrhunderts das preußische Historische
Institut beherbergt hat, war Sandrart seit 1631 damit beschäftigt, die
dortigen Bildwerke des Altertums zu zeichnen, und zog eine Schar von
niederländischen Stechern heran, von denen der Lütticher Michiel
Natalis, Renier van Perseyn aus Amsterdam, Gornelis Bloemart aus
Utrecht und der Harlemer Theodor Matham namentlich überliefert
sind. Die Frucht ihrer fleißigen Arbeit war die bis 1635 in zwei Folio-
bänden gedruckte Galleria Giustiniani. Nach Deutschland zurück-
gekehrt, hat er seiner dauernden Verehrung für Rom als hohe Schule
der Kunst durch eine Reihe von Veröfsentlichungen Ausdruck gegeben
und zugleich nachhaltig auf den deutschen Kunstgeschmack ein-
gewirkt: 1675 erschien seine Teutsche Academie der edeln Bau-, Bild-
und Malereikünste, 1680 seine Iconologia Deorum, und die Admiranda
sculpturae seu statuariae veteris, 1685 Roma antiqua et nova und die
römischen Fontänen, 1692 die römischen Antiquitäten, die römischen
Paläste in drei Teilen und die Giardini di Roma. Schon lange vor
Sandrart haben deutsche Kupferstecher erfolgreich in Rom gearbeitet,
wenn sie auch für die Kunstgeschichte nicht die gleiche Bedeutung
erlangt haben wie jener. Einen ansehnlichen Geschäftsbetrieb hatte die
Familie Greuter, die schon vor 1600 durch den Straßburger Matthäus
Greuter am Tiber heimisch geworden ist. Dieser begann seine Tätigkeit
mit kleinen Heiligenbildern, Vignetten und Titelblättern für den Buch-
druck, stach auch Bildnisse, wie das des Papstes Sixtus V. und des
Bonaventura Federigo von Urbino, und einige römische Ansichten, z. B.
Blätter zu dem Rossischen Werk über die Villen und eine Ansicht des

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