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Noack, Friedrich
Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters (Band 1) — Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.35478#0193
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März 1668 bei seinem Vetter dem Kardinal und im April-Mai 1680
beim Kardinal Pio. Seine Söhne Karl und Wilhelm schickte er auf der
Kavalierreise im März 1667 nach Rom, der erstere kam März-April
1675 mit seiner Gattin wieder als Gast des Kardinals Friedrich, um die
Ablässe des Jubeljahrs zu gewinnen. Beim Kardinal wohnte auch im
März bis Mai 1674 der junge Landgraf Leopold Georg von Hessen-
Homburg. Wenig erfreulich war der Besuch des jungen Landgrafen
Friedrich von Hessen-Darmstadt vom Sommer 1697 bis Januar 1699;
er hoffte, durch seinen Übertritt zur katholischen Kirche gleich seinem
Namensvetter eine Versorgung vom Wiener Hof oder vom Papst zu
erhalten, geriet aber in solche Bedrängnis durch Geldmangel, daß er
seine Dienerschaft nicht auslöhnen konnte und wiederholt beim Gou-
verneur von Rom vorstellig werden mußte, um nicht in Schuldhaft zu
geraten, gab auch durch seinen Verkehr mit der Marchesa Bernini und
durch einen Kutschenzusammenstoß mit dem Fürsten Giustiniani
Stoff zu lästigem Gerede und suchte vergeblich mit Hilfe des kurpfäl-
zischen Gesandten von Wiser Darlehen zu erhalten. Er dürfte wohl
der einzige deutsche Fürst gewesen sein, dem ein römischer Wirt die
Kost auf kündigte, weil er zu tief in die Kreide geraten war. Anstän-
diger trat sein Bruder Heinrich 1700/01 in Rom auf, der zu Anfang des
Jahres 1700 dort mit seinem KasselerVetter Landgraf Karl zusammen-
traf. Dieser sah sich, wie sein Sekretär Klaute in einem ausführlichen
Reisetagebuch erzählt, fleißig unter den Sehenswürdigkeiten der Stadt
um, wiewohl der Aufenthalt einschließlich eines Abstechers nach
Neapel nur einen Monat währte, und scheint dort die Beziehung zu
dem Baumeister Guarnieri angeknüpft zu haben, der ihm auf Wil-
helmshöhe die gewaltige Kaskadenanlage mit dem Oktogon, ein künst-
lerisches Sinnbild des barocken Absolutismus, geschaffen hat. Ein
Darmstädter Prinz Joseph, Sohn des Landgrafen Philipp, Gouverneurs
von Mantua, schloß im Winter 1728/29 die hessische Reihe von Rom-
reisenden ab; er kam in kirchlichen Geschäften, trat danach eine Dom-
herrnstelle in Lüttich an und endete seine Laufbahn als Fürstbischof
von Augsburg. Das Hohenzollernhaus entsandte mehrere seiner Mit-
glieder, im Winter 1660/61 den Markgrafen Christian Ernst von Bay-
reuth, der im siebzehnten Lebensjahr, begleitet von seinem Hofmeister
Krunkow, dem Oberhofmarschall Bork auf Regenwald, dem Oberhof-
prediger von Lilien und seinem Freund Graf Dohna am 29. November
im altberühmten Gasthaus zum Bären abstieg und ein paar Tage später
eine Privatwohnung am Korso gegenüber dem Palazzo Ghigi bezog.
Er hat die vier Monate seines Verweilens weidlich ausgenutzt, ging
den üblichen Vergnügen der vornehmen Welt nach, jagte mit dem
Fürsten Borghese in dessen Villa, besuchte die Komödien, hörte aber
auch öfter die Musik der Germaniker in S. Apollinare an, ließ sich von
dem Gelehrten Pater Kircher dessen Sammlungen zeigen, stieg in den

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