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Noack, Friedrich
Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters (Band 1) — Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.35478#0293
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Milani eine Ladung von alten Marmorskulpturen, Säulen und anderen
Baustücken nach Frankfurt. Später hat Rat Reiff enstein für verschie-
dene Höfe und einzelne Sammler in Deutschland, unter anderen für
Herzog Albert von Sachsen-Teschen, den Ankauf und Versand von
Kunstgegenständen besorgt, die Akten des römischen Altertümerauf-
sehers verzeichnen 1767 die Genehmigung an ihn zur Ausfuhr von
vierzehn Gemälden und 1780 von mehreren neueren Werken des
Meißels. In den Jahren 1755/56 machte der Kammerherr der Mark-
gräfin von Bayreuth, Freiherr von Gleichen, Ankäufe in Rom für seine
Herrschaft, 1758 besorgte Mengs die Sendung von Gemälden und Gips-
abgüssen an die Augsburger Akademie, im Frühling 1767 gingen mit
Erlaubnis der Aufsichtsbehörde Marmorwerke und achtzehn Gemälde
an den General von Wallmoden-Gimborn ab, 1771 und 1790 erwarb
der Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf Skulpturen zur
Ausschmückung des Dessauer Schlosses Wörlitz, antike Statuen,
Marmorkamine und -tische, Vasen, Schalen und Sessel, im letzteren
Jahre auch Bildwerke für den König von Preußen, darunter eine
Apollostatue und einen Thron von antiker Arbeit. Aus der Dehnschen
Sammlung von Abgüssen antiker Gemmen, von der 1772 eine ausführ-
liche Beschreibung im Druck erschienen war, gingen 1778 zweitausend
Stücke an die Akademie zu Madrid, auch der Papst machte Ankäufe
bei ihr, ebenso Goethe 1787. Die große Sammlung des verstorbenen
Mengs von Gipsabgüssen nach Antiken wurde 1782 von seinen Erben
zum Verkauf ausgeboten, und der Bildhauer Trippei verhandelte dar-
über für die Dresdener Akademie. Im Jahre 1787 kaufte der Wiener
Sammler Graf Fries persönlich in Rom vieles ein, fiel aber mancher
Täuschung zum Opfer; vom Steinschneider Pichler erwarb er unter
anderem eine von dessen Gemmen als antik. Der Betrug in solchen Ge-
schäften war leicht und natürlich häußg; hatte doch selbst Winckel-
mann sich täuschen lassen und 1759 ein Mengssches Gemälde des
Jupiter mit Ganymed als antik angesehen, welches darauf von dem
französischen Offizier Diel in gutem Glauben gekauft wurde und nach
dessen Tod an die englische Gastwirtin Smith kam. Graf Franz von
Erbach hat im Frühjahr 1791, beraten von Reiffenstein und Hirt, Er-
werbungen an Antiken für sein Museum in Erbach gemacht, wobei
es an Streitigkeiten über die Echtheit derselben nicht fehlte. Der meist
in Florenz lebende westfälische Sammler Freiherr von Schellersheim
erwarb 1794 eine frisch ausgegrabene antike Toilette aus reinem Silber
für 1200 Skudi und ließ sie von Valadier ausbessern. Die bald darauf
eintretende Verarmung des römischen Adels durch die Revolution ver-
anlaßte die Auflösung großer alter Sammlungen; Schellersheim be-
nutzte die Gelegenheit im Frühling 1803 zu schönen Ankäufen, sein
Haus war immer voll von Händlern, das Haus Giustiniani veräußerte
den größten Teil seines Kunstbesitzes, die Antiken kamen 1803 für
 
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