lich von den modernen Interpreten angenommenen Pramissen derarti-
ger so oft auftauchenden Vorstellungen von den fast permanenten
innerparthischen Auseinandersetzungen ergeben sich vorrangig aus der
Tatsache, daB sich manche Munzemissionen zweier oder angeblich sogar
dreier Partherkónige zeitlich iiberlappen.
Unter den Munzemissionen der jlingeren Arsakiden nehmen die
Pragungen der Endphase der Herrschaft von Vologases I. und des Re-
gierungsantritts des Pakoros II. eine besondere Stellung ein. Dabei be-
reiten den Numismatikern die im Namen eines Vologases geschlagenen
Miinzen vom Typ S 72 die gróBten Probleme. In den meisten numisma-
tischen Publikationen zum parthischen Miinzwesen wird die Behaup-
tung vertreten, daB gegen Ende der Herrschaft des Vologases I. ein Pra-
tendent namens Vologases (II.), dem die Munzen des Typ S 72 assigniert
werden sollen, nach der Krone gegriffen habe6. Da die Munzen dieses
Typs wiederum mit den fruhesten Emissionen des Pakoros II. gleichzei-
tig auftraten, will man das Ende des achten Jahrzehntes des 1. Jhs. n.
Chr. ais Etappe eines gerade ausgebrochenen Burgerkrieges zwischen
Pakoros, Vologases I. und dem mutmaBlichen Vologases II. betrachten.
Im Zeitalter des Vologases I. (50-79 n. Chr.), dessen Herrschaft in
den schriftlichen Quellen nur fragmentarisch geschildert ist, erlebte
das Partherreich eine Bliitezeit7. Vologases I., der Parthien im Inneren
zu konsolidieren vermochte, war zweifellos einer der begabtesten und
tuchtigsten Kónige auf dem arsakidischen Thron und galt dariiber hin-
aus ais wtirdiger Gegenspieler Roms unter Nero und Vespasian. Verwie-
sen sei in diesem Zusammnehang auf die rómische Niederlage bei
Rhandeia 62 n. Chr., und die Thronbesteigung des Tiridates, des Bru-
ders von Vologases, in Armenien. Zu dieser Zeit nahm auch die irani-
sche Tradition eine beachtliche Entwicklung8. Uber den bekanntesten
Erben des Yologases, Pakoros II., liefern die Quellen nur knappe Aussa-
gen. Man muB zugeben, daB in den verfugbaren schriftlichen Zeugnis-
sen keine direktcn literarischen Hinweise auf die Yerwandschafts-
beziehungen zwischen dem Pakoros II. und Yologases I. vorliegen. Un-
H Zuletzt bei Sellwood 1980, 232ff., Sellwood 1983, 295 und NPIIN 406-408.
' Eingehend zur Geschichte Parthiens unter Yologases I. und Pakoros II. siehe Karras-
Klapproth 1988, 123ff. und 192ff.; Schippmann 1989, 574f.; Olbrycht 1998, 123ff.; ders.
1998a, I76ff.
K Yologases galt ais Sammler der Avesta, der Bibel der Zoroastrier.
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ger so oft auftauchenden Vorstellungen von den fast permanenten
innerparthischen Auseinandersetzungen ergeben sich vorrangig aus der
Tatsache, daB sich manche Munzemissionen zweier oder angeblich sogar
dreier Partherkónige zeitlich iiberlappen.
Unter den Munzemissionen der jlingeren Arsakiden nehmen die
Pragungen der Endphase der Herrschaft von Vologases I. und des Re-
gierungsantritts des Pakoros II. eine besondere Stellung ein. Dabei be-
reiten den Numismatikern die im Namen eines Vologases geschlagenen
Miinzen vom Typ S 72 die gróBten Probleme. In den meisten numisma-
tischen Publikationen zum parthischen Miinzwesen wird die Behaup-
tung vertreten, daB gegen Ende der Herrschaft des Vologases I. ein Pra-
tendent namens Vologases (II.), dem die Munzen des Typ S 72 assigniert
werden sollen, nach der Krone gegriffen habe6. Da die Munzen dieses
Typs wiederum mit den fruhesten Emissionen des Pakoros II. gleichzei-
tig auftraten, will man das Ende des achten Jahrzehntes des 1. Jhs. n.
Chr. ais Etappe eines gerade ausgebrochenen Burgerkrieges zwischen
Pakoros, Vologases I. und dem mutmaBlichen Vologases II. betrachten.
Im Zeitalter des Vologases I. (50-79 n. Chr.), dessen Herrschaft in
den schriftlichen Quellen nur fragmentarisch geschildert ist, erlebte
das Partherreich eine Bliitezeit7. Vologases I., der Parthien im Inneren
zu konsolidieren vermochte, war zweifellos einer der begabtesten und
tuchtigsten Kónige auf dem arsakidischen Thron und galt dariiber hin-
aus ais wtirdiger Gegenspieler Roms unter Nero und Vespasian. Verwie-
sen sei in diesem Zusammnehang auf die rómische Niederlage bei
Rhandeia 62 n. Chr., und die Thronbesteigung des Tiridates, des Bru-
ders von Vologases, in Armenien. Zu dieser Zeit nahm auch die irani-
sche Tradition eine beachtliche Entwicklung8. Uber den bekanntesten
Erben des Yologases, Pakoros II., liefern die Quellen nur knappe Aussa-
gen. Man muB zugeben, daB in den verfugbaren schriftlichen Zeugnis-
sen keine direktcn literarischen Hinweise auf die Yerwandschafts-
beziehungen zwischen dem Pakoros II. und Yologases I. vorliegen. Un-
H Zuletzt bei Sellwood 1980, 232ff., Sellwood 1983, 295 und NPIIN 406-408.
' Eingehend zur Geschichte Parthiens unter Yologases I. und Pakoros II. siehe Karras-
Klapproth 1988, 123ff. und 192ff.; Schippmann 1989, 574f.; Olbrycht 1998, 123ff.; ders.
1998a, I76ff.
K Yologases galt ais Sammler der Avesta, der Bibel der Zoroastrier.
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