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phalen nach Nordosten, namentlich nach Lübeck, Holstein und Gothland.8) Die Er-
schliessung Livlands hatte ihn auch dahin geleitet. Die eingetretene Ruhe, die Be-
schaffenheit der weiten Revaler Meeresbucht, welche tief und durch Halbinseln und
Eilande vor Winden geschützt für den Handel lockende Aussicht bot, musste auf die
Unternehmungslust der thatkräftigen Westphälinger besonders anziehend wirken, zu-
mal sie sich im Schutze einer Burg niederlassen konnten. Des Schutzes wegen
geschah der Anbau wohl auch zunächst dicht am Domberge am östlichen und süd-
lichen Fusse desselben, wo eine Verbindung mit dem Dom leicht möglich war, d. h.
an der gegenwärtigen Ritter-, Rader- und Süsternstrasse, und ging dann von diesen
Strassen weiter aus. Denn nicht Zufall kann es sein, dass gerade die Thore am
grossen und kleinen Domberge Ausgangspunkte der in die ersteren Strassen münden-
den Querstrassen geworden sind.
Lange dauerte die Ruhe nicht, denn die auswärtige Politik und die Ver-
wilderung des Schwertordens schafften darin bald Wandel. Papst Gregor IX. be-
Abb. 1. Das Schloss.
stimmte 1282 in der Person des Balduin von Alna einen Legaten zur Regelung der
livländischen Verhältnisse, der auf Vollmacht hin die päpstliche Macht in Livland
möglichst erweitern und die ehedem streitigen estländischen Landestheile wieder zu
Händen des Papstes bringen sollte. Bereits seit 1280 hatte er als Vice-Legat in Liv-
land im Interesse der päpstlichen Curie gewirkt und wusste ihr auch Wierland und
Jerwen übertragen zu lassen. Mit der geistlichen Waffe der Excommunication aus-
gerüstet, war ihm die Wiedererlangung jener Landschaften für den päpstlichen Stuhl
gelungen, in der Burg Reval aber kam es zu blutigen Conflicten. Der Legat ver-
langte nämlich von den Vasallen Reveles, Harriens und Wierlands die Übergabe
jener drei Theile und vom Orden die des vierten Theils des Doms, da sie päpstliches
Territorium innehätten. Die Vasallen erfüllten Balduins Verlangen und übertrugen
ihm für den päpstlichen Stuhl die drei Theile, welche sie von ihm wieder zur Bewahrung
zurückerhielten, die Ordensbrüder aber verweigerten entschieden die Übergabe. Ein
Schiedsgericht erkannte gegen den Orden und Meister Volquin gab sich damit zu-
frieden. Da entbrannten die Ordensbrüder in wildem Grimme. Sie ergriffen ihren
phalen nach Nordosten, namentlich nach Lübeck, Holstein und Gothland.8) Die Er-
schliessung Livlands hatte ihn auch dahin geleitet. Die eingetretene Ruhe, die Be-
schaffenheit der weiten Revaler Meeresbucht, welche tief und durch Halbinseln und
Eilande vor Winden geschützt für den Handel lockende Aussicht bot, musste auf die
Unternehmungslust der thatkräftigen Westphälinger besonders anziehend wirken, zu-
mal sie sich im Schutze einer Burg niederlassen konnten. Des Schutzes wegen
geschah der Anbau wohl auch zunächst dicht am Domberge am östlichen und süd-
lichen Fusse desselben, wo eine Verbindung mit dem Dom leicht möglich war, d. h.
an der gegenwärtigen Ritter-, Rader- und Süsternstrasse, und ging dann von diesen
Strassen weiter aus. Denn nicht Zufall kann es sein, dass gerade die Thore am
grossen und kleinen Domberge Ausgangspunkte der in die ersteren Strassen münden-
den Querstrassen geworden sind.
Lange dauerte die Ruhe nicht, denn die auswärtige Politik und die Ver-
wilderung des Schwertordens schafften darin bald Wandel. Papst Gregor IX. be-
Abb. 1. Das Schloss.
stimmte 1282 in der Person des Balduin von Alna einen Legaten zur Regelung der
livländischen Verhältnisse, der auf Vollmacht hin die päpstliche Macht in Livland
möglichst erweitern und die ehedem streitigen estländischen Landestheile wieder zu
Händen des Papstes bringen sollte. Bereits seit 1280 hatte er als Vice-Legat in Liv-
land im Interesse der päpstlichen Curie gewirkt und wusste ihr auch Wierland und
Jerwen übertragen zu lassen. Mit der geistlichen Waffe der Excommunication aus-
gerüstet, war ihm die Wiedererlangung jener Landschaften für den päpstlichen Stuhl
gelungen, in der Burg Reval aber kam es zu blutigen Conflicten. Der Legat ver-
langte nämlich von den Vasallen Reveles, Harriens und Wierlands die Übergabe
jener drei Theile und vom Orden die des vierten Theils des Doms, da sie päpstliches
Territorium innehätten. Die Vasallen erfüllten Balduins Verlangen und übertrugen
ihm für den päpstlichen Stuhl die drei Theile, welche sie von ihm wieder zur Bewahrung
zurückerhielten, die Ordensbrüder aber verweigerten entschieden die Übergabe. Ein
Schiedsgericht erkannte gegen den Orden und Meister Volquin gab sich damit zu-
frieden. Da entbrannten die Ordensbrüder in wildem Grimme. Sie ergriffen ihren