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den Huldigungseid derselben empfangen hat. Zur Besatzung Stockholms stellten die
Städte 4oo Gewappnete, welche der Hauptmann Hermann von der Halle befehligte.
Am i5. September 1395 berichtete dieser dem Revaler Rath, dass er das Schloss und
die Stadt Stockholm in Besitz genommen, dass der dortige Rath und die Gemeinde
am i. September den Städten gehuldigt hätten und dass die Vitalienbrüder stark
nach Wiborg und Abo zu zögen.9) Da Albrechts Sache verloren schien, trieben
dieselben ihr wildes Wesen auf eigene Hand weiter. Sogleich erging auch ein Hülfe-
ruf des Vogts von Raseborg an den Revaler Rath gegen die Plünderungen der Un-
holde.10) Bald konnten sie wieder ihre Thätigkeit als Helfer des Exkönigs Herzog
Albrecht von Mecklenburg und zwar gegen den Orden aufnehmen. Der Bischof
von Dorpat Theodorich Damerow hatte nämlich sich nicht gescheut, dem 'Herzog
die Nachfolge in seinem Bisthum zuzusagen, um dessen und der Vitalienbrüder Hülfe
in seinem Kriege gegen den livländischen Ordensmeister zu erlangen. Über Reval,
wo er sich im Juni i395 einige Tage geheim aufgehalten, war der Herzog nach
Dorpat gereist, um mit dem Bischof zu verhandeln.11) Reval stand zu seinem Landes-
herrn, dem Meister. Obgleich einige Bürger und in der Stadt weilende Gäste Eisen
in Häringstonnen verpackt nach Dorpat zur Unterstützung der Ordensfeinde versandt
hatten,12) so gewährte die Stadt ihrerseits doch eine so bedeutende Beihülfe dem
Orden gegen den Bischof, dass der Meister (i396) sich veranlasst sah, dem Revaler
Rath seinen besondern Dank für die ihm im Kriege erzeigte „grosse Gunst und
Freundlichkeit“ auszudrücken und gleichzeitig die Hoffnung zu verlautbaren, dass es
dem Orden einst vergönnt sein möchte, die Wohlthaten zu vergelten.13) Die Vitalien-
brüder spielten auch den Revalensern übel mit, sie kaperten ihnen unter Anderm
vier Schiffe und dehnten (i397) ihre Thätigkeit bis auf die Newa aus.14)
Auf Lübecks Initiative hatte die Hansa schon früher Friedeschiffe gegen die
Vitalienbrüder ausgerüstet, doch brachten ihre fortwährenden Räubereien es so weit,
dass der Städtebund zwei Flotten gegen sie entsandte, von denen die eine unter
dem Commando des aus Reval gebürtigen*) Lübecker Rathsherrn Henneke von
Renteln ihnen i4oo in der Oster-Ems eine empfindliche Niederlage beibrachte.
In die Zeit scanclinavischer und einheimischer Kämpfe fallen die sich auch
später häufig wiederholenden Streitigkeiten der Hansa und besonders der livländischen
Städte mit Nowgorod. Arrestirungen russischer Güter wegen privater Forderungen
und Ansprüche, vollends gar die damals nicht seltenen seeräuberischen Angriffe auf
russische Kaufleute gaben ungerechtfertigter Weise Veranlassung zu Bedrückungen
des deutschen Handels und des deutschen Kaufmanns in Nowgorod, was Zwistig-
keiten, gegenseitige Repressalien und FIanclelssperren zur Folge hatte. In diesen
handelspolitischen Angelegenheiten mit Nowgorod, an denen Reval vorherrschend be-
theiligt war, wurde der Einfluss Lübecks und vollends Wisbys immer mehr durch
den der livländischen Städte beseitigt, insbesondere durch Reval und Dorpat, da
Rigas russischer Handel andere Wege suchte. Hatte die Hansa den deutschen Kauf-
mann schon i442 angewiesen, sich nach Anweisung der livländischen Städte zu richten
und sich in Nothsachen an Dorpat zu wenden, so bestimmte sie i45o, nachdem durch
Revals Vermittlung der Krieg zwischen dem Orden und Nowgorod (1448) beendigt
worden war, dass der deutsche Kaufmannshof daselbst sich den Anordnungen Revals
und Dorpats zu fügen habe.15)
*) Laut dem Lüb. Rathswappenbuch (im Lüb. Staatsarchiv). Von ihm stammt die in Est-
land noch vorhandene Familie v. Renteln ab.
 
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