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der Anlage von bombensicheren Räumen und Pulverkellern war man noch beschäf-
tigt, als sich bereits Peter der Grosse auf seinem Siegeszuge der Stadt näherte.
Das Bild der Befestigung, wie diese bis zur Zeit der Capitulation der Stadt
im Jahre i7io sich gestaltet hatte, zeigt Figur 8 in rothen Linien.*) Darnach hatte
man das Ravelin Wismar mit dem älteren kleinen, zu Beginn des i7. Jahrhunderts
errichteten, verbunden und vor der Spitze des grossen noch die Redoute de la
Garclie, zur Beherrschung des Tönniesberges, erbaut. Die Bastion Gothen, westlich
vom Domberge, war nur in verkleinerter Form zur Ausführung gekommen. Jenseits
der Hauptgräben waren hinter dem erhöhten Glacis gedeckte Wege mit vor den
Curtinen liegenden Waffenplätzen angelegt und vor der Karrypforte, der Lehmpforte
und in der Nähe der Süsternpforte drei kleine Bastionen errichtet worden. Zum
Schutze der grossen Strandpforte war vor derselben in der Nähe des Meeresufers
noch die Redoute Stuart erbaut worden.
Ebenso ungenügend wie ihre Befestigung, erwies sich bei der am 29. Sep-
tember i7io erfolgten Kapitulation der Stadt ihre artilleristische Stärke. Es fanden
sich zur Zeit derselben nur vierzig Kanonen, zehn Mörser und vier Haubitzen vor.
Die Besatzung, die durch ein im Hafen liegendes schwedisches Kriegsschiff, die Kor-
vette Hailand mit zweiundfünfzig Kanonen, unterstützt werden sollte, hatte aus
45oo Mann bestanden und war durch die Pest auf 4oo Mann zusammengeschmolzen.
(W. Greiffenhagen a. a. O.)
Unter der neuen Herrschaft wurden im Jahre i767 an den Festungswerken
einige geringfügige Veränderungen vorgenommen, namentlich auf der Südseite zwischen
O O O O Cj o o
Lehm- und Schmiedepforte und auf der Westseite des Domberges der sogenannte
Patkulgraben hergestellt. Im Jahre 1758 konnte sich die Stadt gegen eine jährliche
Zahlung von i3 16 Rubeln von der Unterhaltung der Festungswerke befreien (E. v. Nott-
beck, Immobilienbesitz S. 4o) und 1857 ist Reval aus der Zahl der Landesfestungen
gänzlich gestrichen. Die Wälle wurden grösstentheils niedergelegt und theilweise zu
Promenaden umgeschaffen; die Bastionen Schweden, Ingermannland und Schonen
aber zu öffentlichen Gärten umgewandelt, die heute im Verein mit der alten thurm-
gekrönten Stadtmauer einen so reizvollen Schmuck der Stadt bilden, wie wenig Städte
ihn zu besitzen sich rühmen dürfen.
*) Nach Beilage 16 der „Marsowa Kniga“,
Abb. 24. Stadtwappen (sogCnarintes kleines Wappen) an der grösseh Strandpforte.
der Anlage von bombensicheren Räumen und Pulverkellern war man noch beschäf-
tigt, als sich bereits Peter der Grosse auf seinem Siegeszuge der Stadt näherte.
Das Bild der Befestigung, wie diese bis zur Zeit der Capitulation der Stadt
im Jahre i7io sich gestaltet hatte, zeigt Figur 8 in rothen Linien.*) Darnach hatte
man das Ravelin Wismar mit dem älteren kleinen, zu Beginn des i7. Jahrhunderts
errichteten, verbunden und vor der Spitze des grossen noch die Redoute de la
Garclie, zur Beherrschung des Tönniesberges, erbaut. Die Bastion Gothen, westlich
vom Domberge, war nur in verkleinerter Form zur Ausführung gekommen. Jenseits
der Hauptgräben waren hinter dem erhöhten Glacis gedeckte Wege mit vor den
Curtinen liegenden Waffenplätzen angelegt und vor der Karrypforte, der Lehmpforte
und in der Nähe der Süsternpforte drei kleine Bastionen errichtet worden. Zum
Schutze der grossen Strandpforte war vor derselben in der Nähe des Meeresufers
noch die Redoute Stuart erbaut worden.
Ebenso ungenügend wie ihre Befestigung, erwies sich bei der am 29. Sep-
tember i7io erfolgten Kapitulation der Stadt ihre artilleristische Stärke. Es fanden
sich zur Zeit derselben nur vierzig Kanonen, zehn Mörser und vier Haubitzen vor.
Die Besatzung, die durch ein im Hafen liegendes schwedisches Kriegsschiff, die Kor-
vette Hailand mit zweiundfünfzig Kanonen, unterstützt werden sollte, hatte aus
45oo Mann bestanden und war durch die Pest auf 4oo Mann zusammengeschmolzen.
(W. Greiffenhagen a. a. O.)
Unter der neuen Herrschaft wurden im Jahre i767 an den Festungswerken
einige geringfügige Veränderungen vorgenommen, namentlich auf der Südseite zwischen
O O O O Cj o o
Lehm- und Schmiedepforte und auf der Westseite des Domberges der sogenannte
Patkulgraben hergestellt. Im Jahre 1758 konnte sich die Stadt gegen eine jährliche
Zahlung von i3 16 Rubeln von der Unterhaltung der Festungswerke befreien (E. v. Nott-
beck, Immobilienbesitz S. 4o) und 1857 ist Reval aus der Zahl der Landesfestungen
gänzlich gestrichen. Die Wälle wurden grösstentheils niedergelegt und theilweise zu
Promenaden umgeschaffen; die Bastionen Schweden, Ingermannland und Schonen
aber zu öffentlichen Gärten umgewandelt, die heute im Verein mit der alten thurm-
gekrönten Stadtmauer einen so reizvollen Schmuck der Stadt bilden, wie wenig Städte
ihn zu besitzen sich rühmen dürfen.
*) Nach Beilage 16 der „Marsowa Kniga“,
Abb. 24. Stadtwappen (sogCnarintes kleines Wappen) an der grösseh Strandpforte.