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Nottbeck, Eugen von; Neumann, Wilhelm
Geschichte und Kunstdenkmäler der Stadt Reval (Band 2): Die Kunstdenkmäler der Stadt — Reval: Kluge, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52774#0121
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IO I

Hier sei nachträglich bemerkt, dass der obere Theil des Thurms der St. Nikolai-
kirche im Sommer i897 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste und im
Laufe des Sommers i898 in alter Form wieder erneuert wurde.


Fig. 57. Die thurmlose Nikolaikirche.

Die Kirche zu St. Olaus.
GESCHICHTLICHES. Die ältesten urkundlichen Nachrichten über die
St. Olaikirche gehen auf das Jahr i 267 zurück. In diesem Jahre überlässt die Königin
Margaretha von Dänemark, als Domina Estoniae, dem Cisterziensernonnenkloster zu
St. Michael in Reval das bis dahin von den dänischen Herrschern besessene jus
parochiale über die Olaikirche. (Urk. vom i. Aug. 1267. UB. I, 4o4). Am 5. April
1283 bestätigte Papst Martin IV. diese Verleihung (UB. I, 485) und am 29. Mai 1287
wiederholt auch König Erich Menved urkundlich dieselbe (UB. I, 5i5). In welcher
Ausdehnung die Kirche zu jener Zeit bestand, lässt sich mit Sicherheit nicht nach-
weisen, doch wird das Langhaus in der jetzigen Gestalt bestanden haben und viel-
leicht mit einem Chorschluss, ähnlich dem der Domkirche. Sein Neubau wird in
das erste Viertel des 14. Jahrhunderts zu setzen sein. In den Gewölben war er jeden-
falls im Jahre i33o vollendet, wie ein nach dem Brande von 1820 im Schutt aufge-
fundener Gewölbschlufsstein vermuthen lässt, der die Halbfigur eines Engels mit einem
fliegenden Band in den Händen zeigt, darauf die Jahreszahl i33o eingegraben ist
(Fig. 60). (Der Stein ist jetzt in einer Fensterlaibung des Provinzialmuseums zu Reval
eingemauert.) Vermächtnisse zum Kirchenbau (ad structuram beati Olavi) aus dem
Ende des i4. und dem Anfänge des 15. Jahrhunderts bestätigen die Fortführung von
Bauarbeiten, und wahrscheinlich wird man zu jener Zeit noch an dem gewaltigen
Thurm gearbeitet haben, der allerdings schon im Jahre i364 im zweiten Erbebuch der
Stadt genannt wird.
Dem Anfänge des 16. Jahrhunderts entstammt die an der Südseite des Chores
errichtete sog. Bremerkapelle. Nach einer im v. Hueck’schen Familienarchiv in
Reval befindlichen Aufzeichnung des Revaler Bürgermeisters Michael Paulsen (i643
 
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