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III. Beobachtungen verschied. Abweichungen: Abnormer Ursprung der Art. mammaria interna und der Art transversa scapulae.
8»
So verschieden nun auch in den einzelnen Fällen der Ursprung- dieser Arteria thyreoidea ima ist, so hat sie doch das Beständige
in ihrem Verlaufe, dass in der Regel sie dicht vor der Luftrohre zur »Schilddrüse emporsteigt. Hierdurch erhält sie aber auch grade die
grosse Wichtigkeit in Bezug auf die Tracheotomie. Denn wird der Luftröhrenschnitt, ohne dass der Chirurg vor der Eröffnung der Luft-
röhre den Grund der Operalionswunde in Beziehung auf die etwaige Gegenwart dieser anomalen Arterie untersuchte, vorgenommen, und be-
stellt unglücklicher Weise in solchem Falle die in Rede stehende Abweichung, so setzt er durch die Blutung, welche die Verletzung dieser
anomalen Arterien erzeugt, das Leben des Kranken in die höchste Gefahr. Denn diese Operation pflegt ja nur vorgenommen zu werden,
wenn die Erstickungsgefahr in Folge von in den Luftwegen befindlichen und die freie Respiration erschwerenden Hindernissen einen zu hohen
Grad erreicht hat. Findet nun nach Eröffnung der Luftröhre ein Bluterguss in dieselbe statt, so muss dadurch die Respiration nur noch mehr
erschwert und die Erstickungsgefahr somit auf den höchsten Grad gebracht werden.
Von nicht geringerer Wichtigkeit, als wie die eben besprochene anomale Schilddrüsenarterie, ist für den Chirurgen in derselben Be-
ziehung eine vor der Luftröhre herabsteigende ansehnliche Vene, auf welche hier aufmerksam zu machen ich mich um so mehr angeregt
fühle, als dieselbe von manchen Chirurgen und selbst Anatomen bisher zu wenig berücksichtigt wurde und die neuere journalistische Literatur
sogar Fidle von vorgenommener Tracheotomie veröffentlichte, wo der tödlliche Ausgang der Operation hauptsächlich auf Rechnung einer Blu-
lung kam, welche durch Verletzung dieser starken, vor der Trachea herabsteigenden Schilddrüsenvene entstand.
Diese Vene, die unpare oder unterste Schilddrüsenvene (Vena thyreoidea, impar s. ima) genannt, nimmt ihre Wurzeln aus
dem Isthmus glandulae thyreoideae und vom untern Theile der beiden Lappen der Drüse, zieht sich an der vordem Seite der Luftröhre
herab bis hinler das Manubrium slcmi und senkt sich sodann gerade abwärts in die Vena anonyma sinistra, bisweilen aber auch in den
Winkel, den die linke mit der rechten ungenannten Vene bildet, oder selbst, indem sie nach rechts sich wendet, in die Vena anonyma
dextra ein. Diese Vene ist nicht, wie man so häufig noch behauptet, eine seltene Varietät, sondern im Gegentheil eine sehr beständige
Anordnung, und es muss nach meinen Beobachtungen vielmehr das Fehlen dieser Vene als eine Seltenheit bezeichnet werden. Hervorzuheben
ist auch noch das, dass sie bisweilen selbst eine sehr bedeutende Stärke hat; schon oft fand ich sie sogar von der Dicke eines kleinen Fin-
gers. Bei der Tracheotomie ist desshalb diese Vene, wie begreiflich, von derselben, wenn nicht von noch grösserer Wichtigkeit, als die
oben besprochene anomale Arterie. Nimmt der Wundarzt die Tracheotomie vor, so darf er nach Anlegung des Hautschnittes nicht, — wie das
in Folge der nicht seilen noch vorkommenden irrigen Ansicht, als befänden sich ausser der nur selten vorkommenden anomalen Arteria thy-
reoidea ima vor der Luftröhre keine wichtigen Blutgefässe, schon so oft geschah, — kühn und rücksichtslos mit seinem Messer bis auf die
Luftröhre eindringen, sondern muss vielmehr mit grösster Umsicht zu Werke geben, und, sobald er die Vene ansichtig wird, dieselbe oben
und unten mit einer Ligatur umlegen, damit bei ihrer Verletzung keine Blutung eintreten kann. Dasselbe muss nun natürlich auch in Bezug
der anomalen Arterie geschehen.
Geht jeder Wundarzt bei der Tracheotomie mit solcher Vorsicht zu Werke, dann wird die Zahl der Fälle kleiner werden, wo, wenn
der Operateur die Hand auf seine Brust legt, sich bekennen muss, dass dieser oder jener Operirte vielleicht noch am Leben war, wenn
nicht die so gefährliche Blutung während der Operation eingetreten wäre, und dass diese wohl verhütet worden wäre, wenn er bei genaue-
rer Kenntniss der Anordnung der Blutgefässe umsichtiger verfahren wäre.
Erklärung der Abbildung.
(Tab. IV. Fig. 3)
a. Zungenbein, b. Schildknorpel, c. Ringknorpel, d. Ligamentum cricothyreoideum. e. Luftröhre, f. Rechter Schilddrüsenlappen,
der höher, und linker, der tiefer steht; beide sind auch nicht durch einen Isthmus glandulae, sondern bloss durch die Zweige der anomalen
Arteria thyreoidea ima mit einander verbunden, g. Truncus anonymus. g". Arteria thyreoidea ima. h. Arteria subclavia, i. Truncus
thyreocermcalis. k. Carotiscommunis dextra. 1. Carotis interna dextra. m. Carotis externa dextra. n. Arieria thyreoidea superior
dextra. o. Arteria lingualis dextra. p. Arteria facialis dextra. q. Carotis communis sinistra. r. Arteria thyreoidea superior sinistra.
s. Carotis interna, t. Carotis externa, u. Arteria lingualis. v. Arteria occipitalis. w. Arteria facialis.
Abnormer Ursprung
1) der Arteria mammaria interna aus dem Ende der Arteria subclavia, und
2) der Arteria transversa scapttlae gleichfalls aus dem Ende der Arteria subclavia.
Diese beiden Abweichungen, von denen die unter 2 angeführte sehr häufig vorkommt, daher ich auch von ihr keine Abbildung bei-
fügen liess, verdienen bei der Unterbindung der Arteria subclavia besondere Beachtung. Denn wenn die Ligatur unterhalb der Ur-
sprungsslelle dieser abnormen Arterien angelegt wird und der abweichende Ursprung derselben hierbei unbemerkt bleibt, so wird da-
durch, wie einleuchtet, für das gegen die Ligalurslelle anströmende Blut ein Abzugskanal gelassen, welcher die zur Verscliliessung der unter-
bundenen Arterie so nothwendige Bildung eines Blutpfropfes verhindert.
III. Beobachtungen verschied. Abweichungen: Abnormer Ursprung der Art. mammaria interna und der Art transversa scapulae.
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So verschieden nun auch in den einzelnen Fällen der Ursprung- dieser Arteria thyreoidea ima ist, so hat sie doch das Beständige
in ihrem Verlaufe, dass in der Regel sie dicht vor der Luftrohre zur »Schilddrüse emporsteigt. Hierdurch erhält sie aber auch grade die
grosse Wichtigkeit in Bezug auf die Tracheotomie. Denn wird der Luftröhrenschnitt, ohne dass der Chirurg vor der Eröffnung der Luft-
röhre den Grund der Operalionswunde in Beziehung auf die etwaige Gegenwart dieser anomalen Arterie untersuchte, vorgenommen, und be-
stellt unglücklicher Weise in solchem Falle die in Rede stehende Abweichung, so setzt er durch die Blutung, welche die Verletzung dieser
anomalen Arterien erzeugt, das Leben des Kranken in die höchste Gefahr. Denn diese Operation pflegt ja nur vorgenommen zu werden,
wenn die Erstickungsgefahr in Folge von in den Luftwegen befindlichen und die freie Respiration erschwerenden Hindernissen einen zu hohen
Grad erreicht hat. Findet nun nach Eröffnung der Luftröhre ein Bluterguss in dieselbe statt, so muss dadurch die Respiration nur noch mehr
erschwert und die Erstickungsgefahr somit auf den höchsten Grad gebracht werden.
Von nicht geringerer Wichtigkeit, als wie die eben besprochene anomale Schilddrüsenarterie, ist für den Chirurgen in derselben Be-
ziehung eine vor der Luftröhre herabsteigende ansehnliche Vene, auf welche hier aufmerksam zu machen ich mich um so mehr angeregt
fühle, als dieselbe von manchen Chirurgen und selbst Anatomen bisher zu wenig berücksichtigt wurde und die neuere journalistische Literatur
sogar Fidle von vorgenommener Tracheotomie veröffentlichte, wo der tödlliche Ausgang der Operation hauptsächlich auf Rechnung einer Blu-
lung kam, welche durch Verletzung dieser starken, vor der Trachea herabsteigenden Schilddrüsenvene entstand.
Diese Vene, die unpare oder unterste Schilddrüsenvene (Vena thyreoidea, impar s. ima) genannt, nimmt ihre Wurzeln aus
dem Isthmus glandulae thyreoideae und vom untern Theile der beiden Lappen der Drüse, zieht sich an der vordem Seite der Luftröhre
herab bis hinler das Manubrium slcmi und senkt sich sodann gerade abwärts in die Vena anonyma sinistra, bisweilen aber auch in den
Winkel, den die linke mit der rechten ungenannten Vene bildet, oder selbst, indem sie nach rechts sich wendet, in die Vena anonyma
dextra ein. Diese Vene ist nicht, wie man so häufig noch behauptet, eine seltene Varietät, sondern im Gegentheil eine sehr beständige
Anordnung, und es muss nach meinen Beobachtungen vielmehr das Fehlen dieser Vene als eine Seltenheit bezeichnet werden. Hervorzuheben
ist auch noch das, dass sie bisweilen selbst eine sehr bedeutende Stärke hat; schon oft fand ich sie sogar von der Dicke eines kleinen Fin-
gers. Bei der Tracheotomie ist desshalb diese Vene, wie begreiflich, von derselben, wenn nicht von noch grösserer Wichtigkeit, als die
oben besprochene anomale Arterie. Nimmt der Wundarzt die Tracheotomie vor, so darf er nach Anlegung des Hautschnittes nicht, — wie das
in Folge der nicht seilen noch vorkommenden irrigen Ansicht, als befänden sich ausser der nur selten vorkommenden anomalen Arteria thy-
reoidea ima vor der Luftröhre keine wichtigen Blutgefässe, schon so oft geschah, — kühn und rücksichtslos mit seinem Messer bis auf die
Luftröhre eindringen, sondern muss vielmehr mit grösster Umsicht zu Werke geben, und, sobald er die Vene ansichtig wird, dieselbe oben
und unten mit einer Ligatur umlegen, damit bei ihrer Verletzung keine Blutung eintreten kann. Dasselbe muss nun natürlich auch in Bezug
der anomalen Arterie geschehen.
Geht jeder Wundarzt bei der Tracheotomie mit solcher Vorsicht zu Werke, dann wird die Zahl der Fälle kleiner werden, wo, wenn
der Operateur die Hand auf seine Brust legt, sich bekennen muss, dass dieser oder jener Operirte vielleicht noch am Leben war, wenn
nicht die so gefährliche Blutung während der Operation eingetreten wäre, und dass diese wohl verhütet worden wäre, wenn er bei genaue-
rer Kenntniss der Anordnung der Blutgefässe umsichtiger verfahren wäre.
Erklärung der Abbildung.
(Tab. IV. Fig. 3)
a. Zungenbein, b. Schildknorpel, c. Ringknorpel, d. Ligamentum cricothyreoideum. e. Luftröhre, f. Rechter Schilddrüsenlappen,
der höher, und linker, der tiefer steht; beide sind auch nicht durch einen Isthmus glandulae, sondern bloss durch die Zweige der anomalen
Arteria thyreoidea ima mit einander verbunden, g. Truncus anonymus. g". Arteria thyreoidea ima. h. Arteria subclavia, i. Truncus
thyreocermcalis. k. Carotiscommunis dextra. 1. Carotis interna dextra. m. Carotis externa dextra. n. Arieria thyreoidea superior
dextra. o. Arteria lingualis dextra. p. Arteria facialis dextra. q. Carotis communis sinistra. r. Arteria thyreoidea superior sinistra.
s. Carotis interna, t. Carotis externa, u. Arteria lingualis. v. Arteria occipitalis. w. Arteria facialis.
Abnormer Ursprung
1) der Arteria mammaria interna aus dem Ende der Arteria subclavia, und
2) der Arteria transversa scapttlae gleichfalls aus dem Ende der Arteria subclavia.
Diese beiden Abweichungen, von denen die unter 2 angeführte sehr häufig vorkommt, daher ich auch von ihr keine Abbildung bei-
fügen liess, verdienen bei der Unterbindung der Arteria subclavia besondere Beachtung. Denn wenn die Ligatur unterhalb der Ur-
sprungsslelle dieser abnormen Arterien angelegt wird und der abweichende Ursprung derselben hierbei unbemerkt bleibt, so wird da-
durch, wie einleuchtet, für das gegen die Ligalurslelle anströmende Blut ein Abzugskanal gelassen, welcher die zur Verscliliessung der unter-
bundenen Arterie so nothwendige Bildung eines Blutpfropfes verhindert.