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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0300
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Balingm.

281

Dörfer Onstmettiugcn und Laufen verwiesen war, in dieser Hinsicht
noch einen besondercn Berzicht leisten. Die zweite Urknnde siegelten
der Hosrichter Eglols von Wartenberg, die beiden Grasen von
Zollern und die Gräsin Verena (cVlon. ^ollornn. 1, Z77. 380).

Es waren kanm einige Monate verslossen, dast Gras Mülli
seinen einzigen Sohn Friedrich dnrch den Tod verloren, er selbst
stund bereits in vorgerückterem Alter nnd hatte wohl keine Hosst
nung mehr, männliche Nachkommenschast zu erhalten. So lästt
sich der Berkans dieser Herrschaft einigermaßen begreisen, aber
nicht genügend ausgehellt ist es, weshnlb Graf Mülli den statt-
lichen Besitz nicht dem eigenen blntsverwandten Geschlechte aus
der Burg Zollern znmandte, weshalb dieses letztere nicht mit
allen Mitteln solchen Verkanf zu veihindcrn strebte, beziehungs-
iveise gegen ihn protestirte, ja sogar Gras Dstertag bei demselben
mitwirkte. Jedensalls must Gras Mülli mit seinen Verwandten
zerfallen gewesen sein, wenn es auch wohl nur Sage ist, als
die Leiche des jungen Grafen Friedrich am Zollern vorüber nach
Klostcr Stetten gebracht worden seiW) habe die Besatznng ans
der Vurg statt derselben die übliche Ehrenbezeugung zu erweisen,
die Trommeln — entweder anf Bcsehl oder aus Versehen —
nicht gedämpst und so den Leidtragenden ein grostes Aergernis
gegeben, worauf der alte Gras sich entschlossen habe, die schaden-
srohen Herren aus Zollern um die Erbschaft zn bringen. Noch
mehr in das Gewand der Sage wird dieser Verkans gekleidet
in dcr Geschichte vom Hirschgulden, wie sie sich nach der Er-
zühlnng im Volksmunde in G. Schwab, Schwäbische Alb 2. Ausl.
31 sf. nnd in dichterischer lleberarbeitung in W. Hauss, Sämmt-
liche Werke (10. Ausgabe) 4, 260— 283 sindet und kurz dahin
geht: Aus dem Schalksberg, dem östlich von Balingen gelegenen
Hirschberg und dem Zollern hansten dereinst drei Brüder,
von welchen derjenige aus dem Hirschberg, zugleich Besitzcr von
Valingen, der älteste nnd reichste war. Da er ehelos lebte,
strebtcn dic jüugeren Brüder nach scinem Erbe, ja als er einst-
mals erkrankte und es hiest, er sei gestorben, liesten sie ihrer
Frende laut vollen Lans. Dies ärgerte den Hirschberger so, daß
er in Schweist verfiel und genas, seine Herrschast aber sür den
Fall seines Todes nm eincn Hirschgulden heimlich an Württem-

*) Nach Ausweis seines Grabsteins ist der juuge striedrich in
Balingen begraben (s. oben S. 264). — Mit Aerger über Theilnahm-
losigkeit ani Tode des Sohns des Verkäuiers bringt schon die Zimmer-
ische Chronik 2, 327 den Verkauf in Verbindung.
 
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