Stamm und Eigenschafken der Einwohner. 83
Schattenseite einer Kaserne in St. PetersLurg dreimal mehr Erkran-
kungen vorkommen, als aus der Lichtseite desselben Gebäudes.
Die Berücksichtigung derartiger, in seder Gemeinde wieder anders
sich verhaltender Momente gibt denn auch den Schlüssel zur Er-
klärung der, aus den ersten Blick oft so auffallenden Verschiedenheit
des physischen und psychischen Zustands der Bewohner von anscheinend
unter ganz gleichen äußeren Verhältnissen befindlichen, verschiedenen
Ortschaften, und so legte sich z. B. auch im Bezirke Br. die Frage
nahe, wie es kommt, daß in den beiden, am nördlichen Fuße des
Strombergs befindlichen, offenbar in den meisten der mit dieser Lage
zunächst zusammenhängenden Beziehungen ganz glcich situirten Dörfern,
in Cleebronn keine, in Eibensbach aber zahlreiche entartete Menschen ge-
funden wurden. Lust, Licht, Wasser, Untergrund u. s. w. werden
Lei beiden Orten gleich sein; aber der soziale Untergrund ist ein an-
derer; man hatte und hat in Cleebronn besser zu leben, die Mütter
konnten sich ihren Kindern eher widmen — ihre Verhältnifie ge-
statteten es, der bleierne Druck der Armuth zwang sie nicht, ihre
Kinder zu vernachlässigen, daheim liegen zu lassen und der Arbeit,
dem Verdienste nachzugehen, ihnen schlechte, ungeregelte Nahrung zu
geben; die größere Bevölkerungszahl des Orts forderte in Cl. eher
Vergleichung mit andern Haushaltungen und deren Kindern heraus,
eine gewisse gegenseitige Eisersucht aus den Besttz gesunder, kräftiger
Kinder wurde wach erhalten, man befragte sich, warum da und dort
die Kinder besser aussehen, man wollte nicht hinter fenen zurück-
stehen u. s. w. Auch schon bezüglich der Heirathen waren in Cl.
günstigere Chancen; die Gemeinde war größer, die Auswahl für
Ehestandskandidaten bedeutcnder: Cleebronner kamen mehr mit der
Außenwelt in Berührung, schon wegen der Verwerthung ihrer ent-
behrlichcn Produkte, als das kleine, kaum auswärts den Käufern
bekannte, von der Hand zum Mund lebende, Eibensbach; Fremde
zogen herein nach Cl., Cleebronner hinaus, — so wurde immer die
Race etwas ausgefrischt, gemischt, während in E. einc Stagnation
herrschte, Niemand herein, Niemand hinauszog, in der Lebensweise,
in der Art zu wohnen u. s. w. 'Alles sich gleich blieb, es mochte so
schädlich sein, als es wollte: es fehlte an ber Vergleichung mit Zu-
ständen anderwärts, an Beispielen besserer Verhältnisse.
Kein Wunder, wenn die allgemcine Erfahrung, daß so ziemlich
überall, wo Armuth im Bunde mit schlechten, feuchten, unreinlichen
Wohnungen, mit Unachtsamkeit der Bewohner zusammentrifft, die
Folgen solcher Mißstände in einer Entartung deS Menschen gipfeln,
auch in E. zutraf, das war der fruchtbarste Boden für die Entwicklung
der UkuLkitis der Kinder, für die Entstehung von Kropf, und wenn
die der englischen Krankheit eigenthümliche mangelhafte und fehlerhafte
Knochenbildung schon im 1. Lebensjahre die Gehirnentwicklung häufig
Schattenseite einer Kaserne in St. PetersLurg dreimal mehr Erkran-
kungen vorkommen, als aus der Lichtseite desselben Gebäudes.
Die Berücksichtigung derartiger, in seder Gemeinde wieder anders
sich verhaltender Momente gibt denn auch den Schlüssel zur Er-
klärung der, aus den ersten Blick oft so auffallenden Verschiedenheit
des physischen und psychischen Zustands der Bewohner von anscheinend
unter ganz gleichen äußeren Verhältnissen befindlichen, verschiedenen
Ortschaften, und so legte sich z. B. auch im Bezirke Br. die Frage
nahe, wie es kommt, daß in den beiden, am nördlichen Fuße des
Strombergs befindlichen, offenbar in den meisten der mit dieser Lage
zunächst zusammenhängenden Beziehungen ganz glcich situirten Dörfern,
in Cleebronn keine, in Eibensbach aber zahlreiche entartete Menschen ge-
funden wurden. Lust, Licht, Wasser, Untergrund u. s. w. werden
Lei beiden Orten gleich sein; aber der soziale Untergrund ist ein an-
derer; man hatte und hat in Cleebronn besser zu leben, die Mütter
konnten sich ihren Kindern eher widmen — ihre Verhältnifie ge-
statteten es, der bleierne Druck der Armuth zwang sie nicht, ihre
Kinder zu vernachlässigen, daheim liegen zu lassen und der Arbeit,
dem Verdienste nachzugehen, ihnen schlechte, ungeregelte Nahrung zu
geben; die größere Bevölkerungszahl des Orts forderte in Cl. eher
Vergleichung mit andern Haushaltungen und deren Kindern heraus,
eine gewisse gegenseitige Eisersucht aus den Besttz gesunder, kräftiger
Kinder wurde wach erhalten, man befragte sich, warum da und dort
die Kinder besser aussehen, man wollte nicht hinter fenen zurück-
stehen u. s. w. Auch schon bezüglich der Heirathen waren in Cl.
günstigere Chancen; die Gemeinde war größer, die Auswahl für
Ehestandskandidaten bedeutcnder: Cleebronner kamen mehr mit der
Außenwelt in Berührung, schon wegen der Verwerthung ihrer ent-
behrlichcn Produkte, als das kleine, kaum auswärts den Käufern
bekannte, von der Hand zum Mund lebende, Eibensbach; Fremde
zogen herein nach Cl., Cleebronner hinaus, — so wurde immer die
Race etwas ausgefrischt, gemischt, während in E. einc Stagnation
herrschte, Niemand herein, Niemand hinauszog, in der Lebensweise,
in der Art zu wohnen u. s. w. 'Alles sich gleich blieb, es mochte so
schädlich sein, als es wollte: es fehlte an ber Vergleichung mit Zu-
ständen anderwärts, an Beispielen besserer Verhältnisse.
Kein Wunder, wenn die allgemcine Erfahrung, daß so ziemlich
überall, wo Armuth im Bunde mit schlechten, feuchten, unreinlichen
Wohnungen, mit Unachtsamkeit der Bewohner zusammentrifft, die
Folgen solcher Mißstände in einer Entartung deS Menschen gipfeln,
auch in E. zutraf, das war der fruchtbarste Boden für die Entwicklung
der UkuLkitis der Kinder, für die Entstehung von Kropf, und wenn
die der englischen Krankheit eigenthümliche mangelhafte und fehlerhafte
Knochenbildung schon im 1. Lebensjahre die Gehirnentwicklung häufig