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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0162
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Bcsondere Schicksale.

lingen und Klein-Gartach gchörigen Dörfer, so oft zur Wehr diescr
Städte gebaut werde, dazu Hiilfe und Beistand thun sollen.

Der Arme Konrad des Jahrs 1514 fand auch in diefem Ober-
amt seine Anhänger, und es gab namentlich zu Brackenheim, Güg-
lingen und Pfaffenhofen, Unrnhen, verbundcn mit Ausziehen der
Ausständifchen, Abfordern dcr herrfchaftlichcn Schliissel durch dieselben
u. drgl. So tobten in Güglingen am 29. Mai Caspar Summen-
hardt, Paul Kolb und der roth Enderli vor dem Vogtshause und
durch die Straßen mit dem grimmigen Geschrei: „hier steht der Arm
Konrad mit Grnnd und Boden und ist fonst kcin Herr auf Erden-
reich". Beseffenen glcich warfcn sie Spieße um sich, bemächtigten sich
des Pulvcrs und Bleivorraths, versahen die Wache und kiimmerten
sich, aus ihrcn großen Anhang Lrotzend, wedcr um Gebot noch um
Verbot (Stälin 4, 101). Doch bot der Anfstand in dieser Gegend
keine befonders bemerkenswerthe Seite dar (Klunzinger 3, 10 —14.
—- Vrgl. iibrigens auch unten Zabcrfeld).

Wichtiger ist die Bctheiligung des Oberamtes am Ballcrnkrieg
des I. 1525. Jm April d. I. erhoben sich die Bauern des Zaber-
gäus, den Hans Wunderer von Pfaffenhofcn an der Spitze; in der
Nacht vom 16. auf den 4 7. stürmte dcr vereinigte deulschmcisterische
und wiirttembergische Baucrnhaufe, trotz cindringlicher Vorstellungen
und Versicherungen, wclche der Deutfchmcister Dieterich von Cleen
machen ließ, das Schloß Stocksbcrg, pliinderte und zerstörte cs am
18. größtentheils, zerriß und vernichtete die Zins- und Schuldbiicher
und eroberte einen ansehnlichen Vorrath an Geschiitz. Von jetzt an
nannten sich diese Bauern den Haufen vom StockSberg. Sie ließen
cine Bcsatzung auf dem Schloß zurück, zwangen Brackcnheim nach
5tägigem Widerstande zur Theilnahme und fuchten vcrschiedene Orte
der Gegend heim, plünderten den herrenalbischcn Mönchshof Derdingcn,
praßten und fchlemmten im Kloster Maulbronn, verstärkten sich unter-
halb Maulbronns mit den Bruchzeincr Bauern, verbrannten und
zerstörten das Ganerbenschloß zu Bönnighcim. Am 21. d. M. ver-
band sich zwischen Laufen und Besigheim der größte Thcil des Wun-
uensteiner Haufens, an dcfsen Spitze Matern Feuerbacher stand, mit
dem Stocksberger Haufen und dieser vereinigte Bauernschwarm nannte
sich jctzt den „christlichen hcllen Haufen." Derselbe wurde von dem
milderen Feuerbacher und dem heftigeren Wunderer bcfehligt, denen
ein Ausschuß von 32 zur Seite stand, belief sich ctwa auf 8000
Mann und durchzog sofort, iiberall Zuzug aufbietcnd, cinen beträcht-
lichen Theil^Württembergs; am 24. stellte er in Vaihingen cinen
Schutzbricf für dje gesamte Pricsterschaft dcs Amtes Brackcnhcim aus,
am 25. lagcrte cr in Stuttgart felbst und nahm am 3. Mai die
Fcste Tcck, welche gegen Fcuerbachcrs Willen durch Wundcrer ver-
brannt wurde. Am 12. Mai ersolgte jedoch die bekannte Haupt-
 
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